Die 200. Folge der Arkham Insiders fällt auf H. P. Lovecrafts 133. Geburtstag. Heute vor 10 Jahren veröffentlichten wir unseren ersten (regulären) Podcast. Wir nutzen die Gelegenheit, um einige eurer Fragen zu beantworten, einen Blick zurück zu werfen, die Gegenwarten zu betrachten – und um nach vorne zu schauen.
20. August 2023 um 13:02 Uhr
Eine würdige „Nabelschau“, wie Axel es formulierte.
Ich höre euch seit nunmehr 8 Jahren, durfte sogar schon selbst mal etwas beisteuern und bin durch die AI in einen Maelstrom der institutionalisierten Beschäftigung mit Lovecraft gerissen worden, der mich bis heute umherwirbelt. Auch, wenn nicht immer Einigkeit herrscht, Wartezeiten zwischendrin länger wurden als gewohnt und Sonderformate kamen und gingen: Die AI waren und sind ein Fixpunkt auf der Landkarte meiner geistigen Heimat. Ich denke immer wieder gern an vergangene Hörerlebnisse zurück (Zugfahrten, Nachtschichten) und greife auch heute noch wiederholt auf ältere Folgen zurück, um Kenntnisse schnell aufzufrischen. Auf die nächsten 10! Und, ach ja: Happy Birthday, Mr. Lovecraft.
Ein wenig trüben möchte ich die bibliophile Seligkeit. Mit Lovecraft gesprochen: „I value books only for what is in them […]“ (an R. H. Barlow, 13.07.33). Nicht jede/r kann oder will sich Prachtbände, Collectibles aus alten Sauk-City-Glanzjahren u. ä. leisten. Insofern ist es doch extrem zu begrüßen, dass sukzessive der Teil von Lovecrafts Briefwechseln, der noch vorliegt, in handlicher Form und zu vergleichsweise erschwinglichen Preisen zugänglich gemacht wird. Dazu mit Einleitungen, Kommentaren und Anhängen. Was will man mehr? Das, was in der Folge leicht despektierlich als „lediglich praktisch“ markiert wird, hat aus meiner Sicht den weiteren Vorteil, dass man nicht acht geben muss, wenn man die Briefwechsel mit Bleistift und Klebezetteln durcharbeitet. Der Inhalt kann so erschlossen, die Aufmachung ignoriert werden. Ich als Lovecraft-Enthusiast bin den Herren Joshi, Schultz und Hussey äußerst dankbar dafür.
Widerspruch würde ich auch bzgl. der Ausgaben-Schelte einlegen wollen. Es stimmt natürlich: Eine offizielle historisch-kritische Werkausgabe nach Maßstab deutscher Germanistik (wie auch immer dies definiert wird) gibt es nicht und wird es – da stimme ich mit Mirko überein – sicherlich auch nicht geben. Die bestehende Arbeit aber deswegen so abzuwerten, wie es in der Folge geschieht, finde ich nicht richtig. Warum sollte man sich die sehr umfassende, vom routinierten Übersetzer J. Körber erstellte und vom (an anderer Stelle in der Folge zurecht gelobten) Lovecraft-Kenner M. Frenschkowski Ausgabe der Edition Phantasia nicht kaufen, nur, weil es sich nicht um eine standardisierte historisch-kritische Ausgabe handelt? Solche Ausgaben legen ja einen Fokus auf die Genese der Texte und müssen daher oft auch Aspekte schuldig bleiben, die an anderer Stelle durch Kommentierung dann erschlossen werden können. Das eine schließt das andere also doch mitnichten aus. Ob sich die Anschaffung preislich lohnt usw., das steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt. Ausgerechnet den Klinger als Maßstab der Kommentierung zu nennen, erscheint mir im Übrigen gar nicht so sinnvoll, annotiert er seine Ausgaben doch oft auch subjektiv geleitet. Was ich interessant und völlig OK finde, da verstehe man mich nicht falsch, aber als Standard taugt es aus akademischer Sicht eher nicht, denke ich.
Dann: Warum handelt es sich bei den Festa-Büchern auf keinen Fall um eine Werkausgabe (aka Gesamtausgabe des literarischen Werkes)? Liegt dort denn nicht das gesamte Prosawerk vor? Damit kommt man einer erschwinglichen, solide übersetzten und für die Lektüre gedachten Gesamtausgabe doch nahe genug, würde ich meinen. Hier gäbe es eher andere Kritik anzusetzen, bspw. die genutzten Vorlagen.
Last but not least: Nimmt man englische Ausgaben zusammen, so hat man durchaus in gewisser Weise eine historisch-kritische Ausgabe. Die Penguin-Ausgaben wurden genannt, sie enthalten ausführliche Anmerkungen. Dann gibt es bei Hippocampus die Varirorum Editions des Prosawerks, welche exakt die Textentwicklungen dokumentieren. Ich würde auch die zwei Annotated-Lovecraft-Bände von Joshi und Cannon nicht vernachlässigen wollen, von diversen Aufsätzen zu den Themen einer historisch-kritischen Ausgabe ganz zu schweigen. Natürlich: In einer handlichen, toll aussehenden Reihe liegt all dies nicht vor. Dass die Inhalte nur disparat vorhanden sind, schmälert aber nicht ihre Relevanz und auch nicht die Leistung derer, die sie erarbeiteten.
Das soll es aber an Kritik gewesen sein. Spätestens, wenn im Hintergrund der Kater maunzt, ist wieder alles gut in Lovecraft Country.
Auch ich verbleibe mit den besten Grüßen,
Nils
P. S.:
Zur Frage, was gewesen wäre, hätte Lovecraft länger gelebt als bis 1937, gab es 1978 mal ein interessantes Panel, das als Audioaufnahme in guter Qualität vorliegt:
https://cthulhuwho1.com/2010/08/20/happy-birthday-h-p-l-the-1978-h-p-l-panel-files-are-here/
20. August 2023 um 16:48 Uhr
Herzlichen Glückwunsch zu den zehn Jahren und zweihundert Folgen!
Macht bitte weiter so.
Ihr habt mein Leben sehr positiv beeinflußt.
Ich bin sehr dankbar dafür.
Meine aktuelle Fan-Art-Huldigung an Euch, ein Nachbau von Euch beiden in LEGO-Steinen, hatte ich ja schon hier gepostet:
https://twitter.com/FBergien/status/1692886149092585796
… Und jetzt wird wieder brutal gepostet!
Vielen Dank für den Einblick in Eure jeweiligen Lovecraft-Bibliotheken, nebenbei auch besonders für Euren Hinweis darauf, dass man sich nicht alles kaufen muß. 😉
Auf der Suche nach Lovecrafts Briefpartnerin Elizabeth Toldridge stiess ich mal wieder auf diesen Artikel:
Basis-Bibliothek: Howard Phillips Lovecraft
von Niels-Gerrit Horz,
gehostet von der Deutschen Lovecraft Gesellschaft.
https://www.deutschelovecraftgesellschaft.de/lovecraft/bibliothek/
den ich zwar schon mal gesehen hatte, aber immer noch shr empfehlenswert ist.
Hier ist was über Elizabeth Toldridge im „Deep Cuts“ -Blog:
https://deepcuts.blog/tag/elizabeth-toldridge/
Hier der Band mit Lovecrafts Biefen an sie bei Amazon:
https://www.amazon.de/Letters-Elizabeth-Toldridge-Tillery-Renshaw/dp/1614980594
Dämonen-Land Nr. 23: Lovecrafts Reise ins Grauen
von Wolfgang Hohlbein, erschienen am 14.08.1990, Titelbild: S. Borda
Hier der Eintrag in der ISFDB:
https://isfdb.org/cgi-bin/pl.cgi?728965
Hier ein Scan von Titelbild:
http://www.gruselromane.de/daemonen-land/romane/dl_023.htm
Das Heft ist allerdings (alt, selten, out-of-print) schwer zu besorgen.
Jetzt gerade akut ist es bei Ebay nur in einen Gesamtkonvolut der Reihe (176 Hefte) für 279,00 €.
Es ist zwar tolles Zeug, verführerisch, aber Uijuijui, der Preis!
Hier gibt eine Homepage, die alle Titelbiler der Reihe zeigt, plus alternative Titelbilder der jeweiligen, Romane, falls sie auch noch wo anders erschienen sind.
Das sind jede Menge schöne Gruselbilder!
https://heftromanarchiv-d.jimdofree.com/romanhefte/d%C3%A4monen-land/
Hier gibt es die zweisprachige (englisch-deutsch) Ausgabe von
Lovecrafts Gedichtband „Fungi von Yuggoth“
https://www.cthulhu-webshop.de/buecher_von_lovecraft_fungi-von-yuggoth-und-andere-gedichte.html
Es ist immer auf der einen Seite englisch und direkt daneben derselbe Text auf deutsch.
Der Einband ist grün.
Und kurioserweise gibt es auch noch ein weiteres Buch in einem sehr ähnlichem Grün gebunden mit exakt denselben äußeren Abmessungen, auch englisch und deutsch direkt nebeneinander:
Codex Roboticus
von Jens Maria Weber
https://www.amazon.de/Codex-Roboticus-Jens-Maria-Weber/dp/3981525213 ,
das aus einem seltsamen Zufall auch bei Sigma 2 Foxtrot vorgestllt wurde:
https://sigma2foxtrot.com/sigma-2-foxtrot-012-codex-roboticus/
Die beiden Bände nebeneinander lassen mich wegen Farbe, Abmessungen und englisch-deutschem Inhalt
an einen geheimnisvollen Zusammenhang denken… Wer weiß????? … 😉
… Und nun zu etwas völlig anderem:
Weil Axel „Gegen die Religion“ erwähnte, kann ich jetzt endlich mal meine Linkliste zu dem Thema loswerden, beziehungsweise ins Plaudern kommen:
Es handelt sich um eine von Joshi zusammengestellte, mit einem Kommentar versehene, und herausgegebene Sammlung von Texten Lovecrafts, in denen er sich zum Thema Religion geäussert hat.
Weil Lovecraft lange genug tot ist, liegt auf seinen Texten an und für sich kein Copyright mehr, aber eine Zusammenstellung und Auswahl von Texten ist auch ein vom Urheberrecht geschütztes geistiges Werk.
Letzteres hatte dann jemand namens Sebastian Bartoschek nicht auf dem Schirm gehabt und einfach nur die, für sich genommen gemeinfreien Texte genommen, übersetzen lassen und in der Zusammenstellung Joshis, unter Weglassung von Dessen Kommentar auf deutsch herausgegeben und veröffentlicht.
Axel hatte als damaliger Präsident der Deutschen Lovecraft Gesellschaft ein Vorwort dazu schrieben.
Weil Verlger Frank Festa aber auch schon zeitgleich eine Übersetzung der kompletten von Joshi gesammelten, zusammengestellten und kommentierten (und als solches urheberrechtlich geschützten) Werks beauftragt und sich um den Erwerb der Rechte an der Sammlung mit Kommentar gekümmert hatte, das heisst, als auch schon investiert hatte, liess er die Verbreitung des nichtlizensierten Schnellschusses stoppen und brachte dann seine eigene, in der Stückzahl leider begrenzte, Ausgabe heraus.
Axel und die Deutsche Lovecraft Gesellschaft entschuldigten sich bei Joshi und distanzierten sich von der Sache.
Hier erst mal ein Link zum englischen Original bei Amazon:
https://www.amazon.de/Against-Religion-Atheist-Writings-Lovecraft/dp/0578052482
Hier ist ein Posting von Frank Festa im Forum seines Verlags, in dem er den Sachverhalt und seine Position dazu darlegt:
https://www.horrorundthriller.de/index.php?thread/558-vorschau-planung-news-2020/&postID=981929#post981929
Es macht Sinn, auch in dem Thread nach oben und unten zu scrollen.
Hier ein weiterer Artikel mit Hintergrundinfos zu den Copyright-Fall:
https://sebesta-seklit.net/2022/01/05/phantastik-57-unglaublich-versponnen-wunderbar-grossartig-gegen-die-religion-h-p-lovecraft/
In diesem Thread Äussert sich Axel Weiss selber zu dem Fall:
https://phantastik-literatur.de/forum/index.php?thread/1805-gege-die-religion-eine-verschollene-ausgabe/
Hier die Ankündigung der DLG für das nicht lizensierte Buch:
https://www.deutschelovecraftgesellschaft.de/forum/thread/2279-h-p-lovecraft-gegen-religion/
Hier die Ankündigung des Verlags:
https://web.archive.org/web/20170915052419/http://www.shop-016.de/jmbverlag-p252h43s44-HP-Lovecraft-Gegen-d.html
Der Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1128662701
Dort auch angehängt eine eingescannte Seite mit dem Inhaltsverzeichnis.
Hier ein Thread eines der Übersetzer zu dem Buch:
https://scienceblogs.de/bloodnacid/2017/08/01/h-p-lovecraft-gegen-religion-unser-buch-ist-erschienen/
(Viele Kommentare, schön zum Schmökern)
Im Amazon Store gibt es noch die Seite zum Buch, dass es nun natürlich nicht mehr zu kaufen gibt:
https://www.amazon.de/Gegen-die-Religion-Sebastian-Bartoschek/dp/3944342941
Hier eine Buchbesprechung:
https://web.archive.org/web/20181129205315/https://www.gelbe-zeichen.eu/lovecraft-gegen-die-religion/
Sebastian Bartoschek in der Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Bartoschek
Auf der Homepage von Festa habe ich das Buch nicht mehr gefunden, auch nicht bei Amazon.
Festa hatte mal bei Facebook was zur eigenen Ausgabe gepostet:
https://www.facebook.com/FestaVerlag/photos/a.292333814114885/3544579875556913/?type=3
Obiges ist reichlich aufgebläht, ich weiss das. :/
Ich neige zum Übertreiben.
So, das muß jetzt erst mal reichen.
Ich brauche noch eine Mütze Schlaf, habe Nachtdienst.
Greetings
Funduke
20. August 2023 um 16:48 Uhr
Hallo Mirko, hallo Axel, liebe Arkham Insiders
Gratulation zur 200sten Folge, Ihr gehört (meiner Meinung nach) schon seit geraumer Zeit zu den Koryphäen der deutschen Lovecraft-Forschung, wenn nicht der Phantastik im Allgemeinen.
Ich erinnere noch genau, wie mir Euer Podcast am Münchner Comicfestival ’19 empfohlen wurde, und ich daraufhin praktisch täglich während des Zeichnens die alten Folgen hörte, bis ich zu den neuesten aufgeschlossen hatte. Obwohl ich mich selbst für einen ziemlichen Experten halte, erfahre ich durch Euren Podcast immer noch wissenswerte Details zu HPL’s Leben und Werk.
Unsere gemeinsame Folge (Nr. 156, Dez ’20) wird mir ebenfalls in Erinnerung bleiben, selten zuvor hatte sich jemand derart intensiv mit meiner Graphic Novel beschäftigt, und ich war natürlich gespannt, was die wahren Connaisseurs von meiner Adaption halten. Im Gespräch mit Euch wurde klar, dass Ihr für Eure Sache brennt, und den Inhalt Eurer Folgen mit grosser Sorgfalt und Sachkenntnis kuratiert. Nochmals Danke, dass Ihr mir auf diesem Wege eine Plattform geboten habt.
Und ja, was Anregungen angeht, wieso nicht auch lovecraft’sche Comics besprechen? Neben Moore’s ‚Neonomicon‘ und ‚Providence‘ gibt es mittlerweile eine ganze Menge an grafischer Literatur, welche sich der Thematik annimmt, sei es als direkte Umsetzung oder neue Interpretation.
Auf viele weitere Jahre, und weiterhin viel Erfolg!
Sebastian Dietz
BESTIEunlmt
20. August 2023 um 16:57 Uhr
Nils, Sie sollten einen eigenen Podcast/Blog machen, mit einer Kurzrezension/Ergänzung jeder einzelnen AI-Folge. Am besten zusammen mit Frank. B.. Herzliche Grüße.
21. August 2023 um 14:17 Uhr
Lauschergasse 1,
Altstadt, M.,
20th Aug. 2023
Brothers in Almousin-Metraton
I this day receiv’d yr podcaste of what came up from the Pages we all Knowe.
It was glorious as ever, and meanes clearly that ye lovecraftian Scholarship had been chang’d to the fare better when thee gott into the Filaments of ye Worlde Wide Web 10 years ago and I’d like to offer my dearest compliments and congratulations.
It is often so, as you must be sensible of from the Things you gott about ye Olde Providencian, that was like to deviate one. I gott such Things in numerous Tomes and Pamphlets, from the which came errors and lies that Confuse me as an avid Reader of ye Olde Man’s Work.
As thee thyselves told us longe ago, do not calle up on S.T. Joshi alone; either from Biography or out of ye Spheres Online.
Have ye Sources for proving at all times readie, and stopp not to make sure when there is any Doubte of Truth in any Information you gather.
Facts are all chang’d now in Nine ThyTube-Videos out of 10. You are never sure till you question.
I this day heard from Casters of the Pod, who have had Trouble with the Fanboys.
They are like to be sorry Lovecraft is pass’d from dedicated Scholars to the Abyss of Plushy Toy and Hentai Devotees, and wou’d change this if these Depth weren’t so fulle of insatiable and undiscerning Omnivores.
But of this I have doubtless writ you.
In my next Send’g there will be humble Wordes of mine again that I hope will delight you decently.
Meanwhile forget not We are all desirous of yr Work and Wisdom.
You know L. in Rhode Isl. better than I. Have him up anytime if you will, but doe not analyze him too gently so he will not be trivialized, for We also adore him in ye End anyway.
Yogg-Sothoth Neblod Zin
Nicolas B.
To Mr. A. W. & M. S. at
Arkham Insiders
21. August 2023 um 23:04 Uhr
Auch von meiner Seite herzliche Glückwünsche zum Jubiläum, ich freue mich auf die nächste Dekade!
In Sachen Lovecraft-Editionen muß ich allerdins Nils beipflichten: aus meiner Sicht läßt die Variorum Edition bei Hippocampus im Hinblick auf die Dokumentation der Textgenese keine Wünsche offen, und für die Überlieferungsgeschichte reicht meist ja sogar schon ein Blick in die „Lovecraft Encyclopedia“… Sicherlich mag hier und da noch das eine oder das andere Manuskript oder Typoskript in Sammlerkreisen herumgeistern, und es ist daher nicht auszuschließen, dass die eine oder andere Lesart Joshis in der Zukunft revidiert werden muß, falls diese Materialien irgendwann der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Dennoch kann es keinen Zweifel daran geben, dass (a) in durchaus beträchtlichem Umfang Fassungen von Lovecrafts Hand auf uns gekommen sind (nicht zuletzt dank der zeitnahe Überstellung von Lovecrafts Papieren an die John Hay Library durch R.H. Barlow), und dass (b) Joshis korrigierte Textfassungen, die auf einer systematischen Textkritik dieses Korpus beruhen, einen großen Fortschritt gegenüber den vorherigen „Wald- und Wiesen“-Fassungen darstellen. Das soll nicht bedeuten, dass Joshi keine Fehler macht, aber ich sehe nicht, wie eine „akademisch institutionalisierte“ Textkritik hier zu grundsätzlich anderen Ergebnissen kommen sollte, als Joshi sie abgeliefert hat. Nicht umsonst haben sich seine korrigierten Textfassungen seit ihrem ersten erscheinen in den Arkham House-Ausgaben der 80er im englischen Sprachraum als DIE Standardfassungen der Lovecraft-Texte etabliert, an denen man nicht vorbei kommt. Aus meiner Sicht ist dies die eigentliche editorische Leistung Joshis, und die Variorum Edition mit ihrem kritischen Apparat dient vor allem dazu, dass sie jede einzelne dieser editorischen Entscheidungen Joshis nachvollziehbar (oder auch debattierbar) macht – ganz gleich, ob sie jetzt bei einer renommierten „University Press“ oder bei Hippocampus erschienen ist… Joshi hat ja durchaus auch immer mal wieder bei Universitätsverlagen veröffentlicht, aber offenkundig halten diese ehrwürdigen Institutionen seinem immensen Veröffentlichungsdruck nicht stand – von Hippocampus Press hingegen geht die Legende, Derrick Hussey habe den Verlag gegründt, nachdem Joshi ihm zugesichert hätte, er habe genug Projekte in der Pipeline, um einen Verleger zehn Jahre lang beschäftigt zu halten (und auch daraus sind mittlerweile 20 Jahre geworden 🙂
23. August 2023 um 11:50 Uhr
Passend auch zum Thema „Mythen und Folklore“:
Sebastian Bartoschek macht aktuell einen Podcast über Folkhorror „FolkHorrorAngstLust“.
In dessen vierter Folge im Mai unterhielt er sich mit Rahel Schmitz und Nils Gampert von der Deutschen Lovecraftgesellschaft zum Thema seines Podcast, aber auch über Rassismus.
Hier ist die Homepage:
https://bartocast.de/
Und hier der RSS-Feed mit dem man sich Podcast-Folgen von Bartoschek seit 2012 ziehen kann:
https://bartocast.de/?feed=podcast
Greetings
Funduke
27. August 2023 um 18:24 Uhr
Mensch, ich undankbare Hörerschaft habe ja noch gar nicht gratuliert. Jetzt aber:
Ihr gehört seit einigen Jahren zu meinen festen Podcastabos. Ich bin eine Lovecraftleserin, aber längst keine Expertin. Was mich bei euch hält(?): Es eröffnen sich für mich immer wieder neue Perspektiven der Lektüre, des Interesses und mitunter auch der möglichen/notwendigen Distanz. Und das geht weit über die reine Lovecraftlektüre hinaus.
Danke dafür!
Lena
29. August 2023 um 02:29 Uhr
Hallo!
Wer sich für Jim Moon interessiert, findet hier seinen Podcast „Hypnogoria“:
http://www.hypnogoria.com/
Dort finden sich auch seine Facebook, Twitter („X“ Hmmmmm..), etc.-Kontakte.
Axel erwähnte die Bloch/Lovecraft-„Story-Trilogie“: Shambler from the Stars/The Haunter of the Dark/The Shadow fron the Steeple, in der Bloch und Lovecraft sich gegenseitig zu Tode kommen lassen.
Ich habe jetzt noch nachträglich ein paar Links in die Kommentare der
Arkham Insiders Folge 168 – The Haunter of the Dark
https://arkhaminsiders.com/blog/2021/08/11/arkham-insiders-folge-168-the-haunter-of-the-dark/
gepostet.
Greetings
Funduke