Kenneth J. Sterling (1920 – 1995), war ein später – und junger – Freund und Kollege Lovecrafts. Dieser überarbeitete Sterlings Entwurf „In the Walls of Eryx“, eine Science-Fiction-Story, die auf der Venus spielt.
Die Geschichte besteht größtenteils aus den Tagebuchnotizen von Kenton J. Stanfield, der als Prospektor der Venus Crystal Company auf der Venus nach den dort lagernden Kristallen sucht. Die Kristalle bergen beträchtliche Energien, die sich die Menschen zu Nutze machen. Allerdings stößt die Crystal Company bei ihrer Arbeit auf den Widerstand der Venusianer – eine Spezies von Echsenmenschen, denen die Kristalle heilig und schützenswert sind. Nicht jedoch diese Echsenmenschen, sondern ein rätselhaftes, unsichtbares Bauwerk besiegelt das Schicksal Stanfields …
17. September 2023 um 19:19 Uhr
Hallo ihr beiden,
die angesprochene Kurzgeschichtensammlung, zusammengestellt von George R. R. Martin und Gardner Dozois trägt den Titel „Old Venus“ und ist meines Wissens bislang nicht auf Deutsch erschienen.
Vertreten sind sowohl relative Newcomer als auch große Namen der SF wie Allen M. Steele und Joe Haldeman.
Leider sind die meisten Geschichten selbst für meinen Geschmack zu generisch geraten, da sie entweder zu sehr versuchen, den Stil der alten Pulps zu emulieren oder Plots anbieten, die auch auf jedem anderen 0815-Dschungelplaneten stattfinden könnten.
Das Goldstück in dieser Sammlung war für mich definitiv „Greeves and the Evening Star“ von Matthew Hughes: Eine herrliche Satire auf die britische Upperclass und die koloniale Mentalität des frühen 20. Jahrhundert, mit beinahe Monty-Pythonesken Dialogen.
Grüße,
Charon
17. September 2023 um 19:59 Uhr
Guten Abend, ich hab die Story tatsächlich ein wenig anders interpretiert. Für mich ist das Labyrinth ganz bewusst so gebaut worden (von wem auch immer) um gierige Eindringlinge, welche sich die Schätze unter den Nagel reisen wollen zu töten. Die Venusureinwohner wussten das und haben ihn verhöhnt und bei seinem langsamen tode sogar noch genüßlich beobachtet. Würde dem ganzen einen ziemlichen Horror Vibe geben, der mir ganz schön gefällt.
17. September 2023 um 21:05 Uhr
Hallo!
Danke für die neue Folge!
Lovecraft/Sterling
In the Walls of Eryx / In den Mauern von Eryx
Englisch zu lesen bei hplovecraft.com :
https://www.hplovecraft.com/writings/texts/fiction/iwe.aspx
Digitalisierte Originalausgabe:
Weird Tales, October 1939
https://archive.org/details/Weird_Tales_v34n04_1939-10/mode/2up
GM-Factory-Lesung (deutsch):
https://youtube.com/watch?v=nY-gzzTIxMg
Kenneth Sterling in der englischen Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Sterling
Notes on Writing Weird Fiction
By H. P. Lovecraft
https://www.hplovecraft.com/writings/texts/essays/nwwf.aspx
Es gibt einen DooM -User-level:
„Maverick“ (ersetzt E2M1) von Tom Neff, in dem es auch ein Labyrinth mit unsichtbaren Wänden gibt.
https://www.doomworld.com/idgames/levels/doom/deathmatch/m-o/maverick
Venus-Tetralogie (Serie mit 5 Büchern)
von Edgar Rice Burroughs
https://www.amazon.de/dp/B07DFT532C?binding=paperback&qid=1694970806&sr=8-6&ref=dbs_dp_rwt_sb_pc_tukn
Mars-Zyklus
von Edgar Rice Burroughs
https://www.amazon.de/s?k=burroughs+MARS-Zyklus&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=322VF8WYL0S4J&sprefix=burroughs+mars-zyklus%2Caps%2C136&ref=nb_sb_noss_2
Edgar Rice Burroughs
in der deutschen Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Rice_Burroughs
Otis Adelbert Kline
in der deutschen Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Otis_Adelbert_Kline
„Venus in fiction“ in der englischen Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Venus_in_fiction
George R. R. Martins Anthologie „Old Venus“:
Infos in der Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Old_Venus
… und zu kaufen bei Amazon:
https://www.amazon.de/Old-Venus-George-R-Martin/dp/1783297875
Greetings
Funduke
17. September 2023 um 21:53 Uhr
… Kleiner Nachschlag:
Edmond Hamilton
in der deutschen Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edmond_Hamilton
The Monster-God of Mamurth
by Edmond Hamilton
Weird Tales, August 1926, digital verfügbar hier:
https://archive.org/details/WeirdTalesV08N02192608/page/n63/mode/2up
Der deutsche Titel der Geschichte ist
„Der Monstergott von Mamurth“,
erchienen in der Anthologie:“Die besten Stories von Edmond Hamilton“
https://www.sf-hefte.de/Details.php?id=6701&Reihe=Playboy%20SF&id_2=0
„Some Notes on Interplanetary Fiction“
by Lovecraft
englischer Text
https://hplovecraft.hu/index.php?page=library_etexts&id=527&lang=angol
John Wyndham
Kuckuckskinder (engl. Originaltitel: The Midwich Cuckoos)
Wikipedia-Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kuckuckskinder_(Roman)
… Euer VIRUS -Interview habe ich natürlich auch schon gelesen! 🙂
… So, jetzt sollte ich aber wirklich so langsam schlafen gehen!
Greetings
Funduke
18. September 2023 um 21:04 Uhr
Der kopfschüttelnde Lovecraft, angesichts der wüsten Mutmaßungen und Spekulationen seiner Mitbürger beim Anblick der Venus, ist eine jener Anekdoten, die eine Seite des Autoren zeigen, welche ich sehr sympathisch finde.
Seine weniger sympathischen Facetten sind uns leider ja bestens bekannt. Umso mehr fällt bei ‚In the Walls of Eryx‘ auf, wie weit Lovecraft sich hierin von seinem snobistischen Rassismus und Elitismus entfernt, um eine erstaunlich moderne und tiefgründige Erzählung wenigstens anteilig zu verfassen, auch wenn, wir Ihr darlegt, man das Werk wohl erneut hauptsächlich dem alten Neuengländer zuordnen kann.
Ihr seid ja bereits auf die offenkundige Kolonialismuskritik eingegangen, welche sich in diesen Zeilen findet. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass die Menschheit eine andere Welt rücksichtslos und brutal ausbeutet, ohne auch nur den intellektuellen Versuch zu starten, ihr Ökosystem zu verstehen, geschweige denn die einheimischen Kulturen.
Ausgehend von diesem Ansatz, möchte ich den Interpretationsfaden daher noch etwas weiter spinnen.
Das unsichtbare Labyrinth, erbaut von einer vergessenen Zivilisation unbekannter Lebensformen, mag demnach nicht einmal als schützendes Bollwerk oder Falle konzipiert gewesen sein. Eventuell wurden diese Mauern von Entitäten errichtet, die nur über eine gänzlich andere Sinneswahrnehmung als Menschen verfügen, noch fremdartiger als jene der Echsenwesen.
Vielleicht nahmen diese Geschöpfe komplexe Schwingungen optisch wahr, die irdischen Sehorganen völlig fremd sind. Vielleicht verfügten sie auch über eine Art ‚ätherischen Tastsinn‘, der die Tentakel eines Sternmulls ungeschickt und taub erscheinen ließe.
Für seine Erbauer mag das, für Menschen unsichtbare Labyrinth daher ein prächtig verzierter Tempel oder Prunkbau gewesen sein, der auf ihrer Wahrnehmungsebene einladend und opulent geschmückt strahlte, und in welchem der besagte Kristall nur eine zusätzlich illuminierende Kostbarkeit darstellt.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre das unheimliche Gebäude selbst eine Allegorie auf die Blindheit, beziehungsweise die arrogante Ignoranz einer Kolonialmacht dem Unterdrückten gegenüber.
Die unsichtbaren Mauern einer uralten Tradition und Kultur welche ein fremdes Land umgeben und durchdringen. Wenn man diese Geheimnisse nicht in Ruhe erkundet und sie friedlich zu verstehen sich bemüht, sondern stattdessen aggressiv drauflos marschiert um ihre Schätze ungefragt und gewaltsam an sich zu reißen, verfängt man sich in ihren Wirren und endet als Futter für sie Aasfresser.
Ich mag nicht so weit gehen, Lovecraft hier schon einen bewussten, dermaßen radikalen Sinneswandel im Vergleich zu seinen bekannten Haltungen und Ansichten zu unterstellen, aber ich möchte mich doch an dem Gedanken erfreuen, dass in seinem Geist bereits einiges in Bewegung geraten war und er, hätte er länger gelebt, vielleicht noch einige Metamorphosen zu einem weniger chauvinistischen Weltbild durchgemacht hätte.
Aber Mirko hat völlig recht. Solcherlei Spekulationen sind müßig, aufgrund des störrischen Beharrens Lovecrafts auf dessen letalem Zustand.
Immerhin bleibt der Autor auch hier seinem kultivierten Nihilismus treu und lässt die Läuterung des Einzelnen keinen erkennbaren Einfluss auf die Masse haben, selbst wenn Ersterer dafür mit seinem Leben bezahlt hat. Besonders viel Hoffnung für die Menschheit an sich scheint Lovecraft also auch weiterhin nicht zu hegen.
Anbei wäre meine Interpretation des Verhaltens der Echsenwesen weder feindselig noch altruistisch, sondern eher neugierig. Als würden die scheinbar Primitiven das tun, was die, sich selbst höhergestellt wähnende Menschheit versäumt: beobachten, kommunizieren und begreifen. Den Anderen in seinem Habitus kennenlernen, auch wenn das in diesem Falle unter Umständen geschieht, deren Tragik den Wesen nicht, beziehungsweise nur auf uns fremdartige Weise bewusst ist.
Damit hätten sie den Menschen etwas voraus, denn Neugier ist schließlich der erste Schritt zum Verstehen, zum kulturellen Austausch und. im besten Falle, zum positiven Wandel.
AVATAR finde ich generell ebenfalls schwer überschätzt. Diese romantisch verklärende Version des Pocahontas-Narrativs im Weltraum hat nicht wirklich viel mit der hier vorliegenden Erzählung zu tun.
Hingegen würde ich, im Licht der vorangestellten Interpretation, eher Paralleln zu Barry B. Longyears 1979 erschienener Kurzgeschichte ‚Enemy Mine‘ ziehen wollen, worin mitten in einem tobenden Krieg zwischen der Menschheit und der Reptilienrasse der Drac, zwei der verfeindete Soldaten auf einem wilden, feindseligen Planeten stranden und sich dort im wahrsten Sinne des Wortes zusammenraufen müssen, um zu überleben.
Die Geschichte wurde 1985 von Wolfgang Petersen mit Louis Gosset jr. und Dennis Quaid in den Hauptrollen, aber leider nur mäßigem Erfolg verfilmt und diente als Vorlage für das Handlungsgerüst der STAR TREK Folgen ‚The Enemy‘ (TNG, Staffel 3, Folge 7) und ‚Dawn‘ (ENT, Staffel 2, Folge 13). Man vergebe mir meinen progressiven Trekkie-Nerdismus (genau wie meine unnennbare Interpunktion), aber die Sache will’s, der Vollständigkeit halber.
Sehr amüsant finde ich die von Euch aufgezeigten Insiderwitze, die mir bisher nicht bekannt waren. Vielen Dank dafür.
Zum Abschluss muss ich leider insoweit enttäuschen, als dass ich mit keiner weiteren Geschichte zu einem unsichtbaren Labyrinth aufwarten kann, aber immerhin vermag ich eine kleine Anekdote beizusteuern, welche mich auf einer persönlichen Ebene mit ‚In the Walls of Eryx‘ verbindet.
Recht kurz, nachdem ich die Geschichte zum ersten Mal in der Suhrkamp Ausgabe gelesen hatte, mit vielleicht 15 Jahren, fand ich mich auf dem örtlichen Jahrmarkt in einem Spiegellabyrinth wieder. Ich hatte nicht glauben wollen, dass die, von außen gesehen doch sehr übersichtliche, rundum verglaste Schaubude tatsächlich eine ernsthafte Herausforderung an meinen Orientierungssinn würde stellen können, es unter dem nachhaltigen Eindruck des unsichtbaren Labyrinths aus der Erzählung dennoch ausprobieren wollen
Im Nachhinein tastete ich fast zehn Minuten auf wenigen Quadratmetern umher, ließ mich mehrfach von meiner eigenen Reflektion in die Irre führen und rannte gegen die immer gleichen, auf annähernde Unsichtbarkeit polierten Glaswände, die ganze Zeit das Schicksal des unglücklichen Stanfield vor dem inneren Auge.
Für 2,50 DM holte mir dort die irdisch möglichste Venusprospektoren-Erfahrung ab – was ich hiermit allen Lesern gerne zur Nachahmung empfehlen möchte, sollten diese mal über eine entsprechend ausgestattete Kirmes schlendern.
18. September 2023 um 21:54 Uhr
Wikipedia-artikel zu „Die Wand“ von Marlen Haushofer
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wand
Wikipedia-artikel zu
Die Arena (orig.: Under the Dome) von Stephen King
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arena
Darin geht es zwar auch nicht um ein Labyrinth, aber immerhin wie bei „Die Wand“ um Gefangenschaft innerhalb einer einer unsichtbaren Barierre.
Clark Ashton Smiths „Die unsichtbare Stadt“
Gelesen von Gregor Schweitzer (GM-Factory)
https://www.youtube.com/watch?v=rG8EfNnElEg
… auch eigentlich kein Labyrinth, immerhin geht es um Unsichtbarkeit …
Greetings
Funduke