Autoreninterview Andrea Reinhardt

1. Erzähle uns gerne etwas über dich. Was hat dich zum Schreiben gebracht?
Sehr gern, vielen Dank für die Einladung. Ja, ich bin Täterin, veröffentliche seit 2017 Verbrechen, nämlich perfide, dramatische und emotionale Thriller und bin seit 2020 Vollzeittäterin 😉. Damit lebe ich einen Traum, ich liebe es zu schreiben und bin sehr dankbar dafür, so viele tolle Leser zu haben. Das Schreiben kam bei mir eher zufällig, es war nie geplant, eine Autorin zu werden. Es war einfach eine absurde, spontane Idee, die ich letztendlich aber dann doch sehr ernst genommen habe.

2. Welche Bücher liest du am liebsten und welche haben dich am meisten geprägt?
Ich bevorzuge auch beim Lesen das Genre Thriller & Krimis, nur ganz ganz selten verirre ich mich mal in ein anderes. Ich bin durch Charlotte Link auf das Genre aufmerksam geworden, relativ spät sogar, da war ich schon Anfang dreißig. Ich war vorher nie so der Lesetyp. Eines Tages ist mir dann eine Charlotte Link Krimi in die Hände gefallen, ich habe es, warum auch immer gelesen, und war angefixt. Die nächsten Bücher waren dann von Karin Slaughter und Tess Gerittsen und mein neues Hobby war dann lesen.

3. Hast du ein Schreibritual? Etwas was du immer tust, bevor du dich in dein Manuskript vertiefst?
Nein, ein festes Ritual habe ich nicht. Ich schreibe auch zu unterschiedlichen Zeiten, wie ich Lust und Power habe. Wichtig ist, dass ich Ruhe habe. Keine Musik, keine Stimmen oder sonst was.

4. Woher bekommst du die Inspiration zu deinen Romanen?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich schaue sehr gerne Krimis und Thriller, die mich in die richtige Stimmung bringen, ansonsten kommen mir die Ideen sehr spontan. Wenn ich etwas höre, oder sehe. Z.B Verdorbene Brut entstand, weil ich in einem Feld ein rotes Kinderfahrrad gesehen hatte. Bei mir stellte sich die Frage, warum steht es da und wo ist das Kind. Ich bin ausgestiegen, um zu sehen, ob alles ok ist. Es war alles ok, aber mein Thrillerhirn hatte da bereits eine Idee. Machmal sind es Träume, ein Satz oder eben beim Laufen plötzlich da.

5. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
2016 habe ich meine Stelle im Brotjob als Kinderkrankenschwester reduziert, weil mein Sohn schulische Probleme hatte und ich mehr zu Hause sein wollte. Ich hatte mir dann schon Gedanken gemacht, wie ich von zu Hause aus Geld verdienen könnte, denn finanziell hatte man das schon gemerkt. Eines Abends dann habe ich mit meinem Mann und Bruder einen Horrorfilm geschaut, in dem die weibliche Hauptfigur eine Schriftstellerin war. Sie sagte zu ihrem Mann: „Wenn ich nicht bald ein Buch veröffentliche, haben wir kein Geld mehr.“ Und dieser Satz triggerte mich in diesem Moment so sehr, dass ich ohne Überlegung laut sagte, ich schreibe auch ein Buch. Die Gesichter der beiden Herren waren amüsant. Niemand hat es ernst genommen, nicht mal ich. Aber die Idee ging nicht mehr aus dem Kopf und am nächsten Tag begann ich eine Geschichte zu schreiben. Ich habe recherchiert, welche Möglichkeiten ich habe, habe auch schnell den Mut wieder verloren. Aber ich habe es durchgezogen. Mit vielen naiven Fehlern, aber das gehört dazu. So entstand mein Debüt Teufelseltern, was zwei Jahre später dann sogar in die Top 100 kam. Damit begann eine wundervolle Reise. Drei Jahre später konnte ich vom Schreiben leben und so bin ich aus Versehen Autorin geworden, obwohl es nie mein Traum war.

6. Wie viel von sie selbst steckt in deinen Protagonisten?
Eigentlich sehr wenig. Ich habe eigentlich relativ wenig mit ihnen zu tun. Ich glaube, dass meine Charaktere eher so sind, wie ich gern sein möchte. 😉

7. Auf was können sich die Leser*innen im Jahr 2022 freuen?
Im April erscheint mein 8. Thriller, ein Stand Alone, bei dem es um eine sehr perfide Rache geht. Im Sommer erscheint dann der dritte Marcel Schweißer Teil, der Kommissar, den viele so lieben (Ich auch). Und dann ist auch noch ein drittes Buch für Ende des Jahres geplant.
Im Oktober erscheint eine tolle Weihnachtsanthologie im Stil eines Adventskalenders, in dem auch eine Geschichte aus meiner Feder drinsteckt. Ich habe sie schon zu Hause und sie ist so so toll geworden.

8. Welchen Tipp würdest du denjenigen geben, die auch ein Buch schreiben wollen?
Zunächst muss jedem bewusst sein, was er erreichen möchte. Wenn man das Ziel oder den Traum verfolgt, eines Tages davon leben zu möchten, dann muss man sehr viel Zeit, Disziplin und Geld investieren.
Den Tipp, den ich jedem geben möchte, ist aber, wenn man ein Buch veröffentlicht, mit der Absicht, dass es jemand kauft, liest und gut bewertet, dann sollte immer ein Lektorat, Korrektorat und professionelles Cover drin sein. Im Verlag natürlich dabei, als Selfpublisher natürlich teuer. Aber für mich ist das Respekt an den Leser, die dafür bezahlen.
Um eine gewisse Routine zu entwickeln, empfehle ich jeden Tag ein paar Minuten zu schreiben, und wenn es nur 15 Minuten sind. Aber das festigt den Prozess.

9. Und zum Schluss, welches Zitat aus deinem Buch bekommst du nicht mehr aus deinem Kopf?
„Purple rain, purple rain.“
Das Lied bereitete ihm Gänsehaut. Er stand in einem Wald, schaute einer Frau beim Sterben zu und hörte dabei einen Welthit. Hätte er ein derartiges Verbrechen im Fernsehen gesehen, hätte er wahrscheinlich nicht glauben können, dass es solche kranken Täter gab. (aus gefährliche Angst)
Hier hatte ich bei der Vorstellung wirklich Gänsehaut.

Shownotes