Autoreninterview

Erzähle uns gerne etwas über dich. Was hat dich zum Schreiben gebracht?

Mein Name ist Tino Breitenbach. Ich wohne mit meiner Frau, zwei tollen Söhnen, fünf Katzen, einem Hund, der glaubt eine Katze zu sein, in einem Haus in einem Dorf am Rande eines Waldes und eines Feldes. Hier ist es wunderschön ruhig und ich genieße es,
hier zu sein.
Ich höre gerne Musik und komponiere auch eigene Stücke. Es gibt sogar ein Album, das
ich mit einem Kollegen aufgenommen habe, in alle möglichen Shops.
Ich lese gerne und schreibe auch eigene Geschichten. Da sind so viele Ideen in meinem
Kopf, die müssen einfach raus. Nachdem ich zwei Bücher unter einem Pseudonym veröffentlicht und mir anschließend eine Auszeit genommen hatte, bin ich nun mit dem Buch OWEN unter meinem Klarnamen vertreten. OWEN gibt es sogar als Hörbuch.
Ich bin Mitglied im Club der Selfpublisher (der Typ mit dem Nerd-Emoji oder der mit dem Schottenrock und der Peitsche). Dort tausche ich mich gern mit anderen Autoren aus, arbeite gemeinschaftlich an diversen Projekten und habe jede Menge Spaß.

Welche Bücher liest du am liebsten und welche haben dich am meisten geprägt?

Mit den Büchern, die ich am liebsten lese, ist das so eine Sache. Ich lese hauptsächlich die Bücher von Stephen King und ja, sie haben mich sicher irgendwie geprägt.
Über Kings Bücher kann man halten, was man will. Die einen mögen sie, die anderen nicht und der Rest mag mal nur dieses oder jenes Buch. Ich höre es immer wieder, dass die Qualität der Geschichten nachlassen würde. Vielleicht ist das so, vielleicht auch nicht. Der gute Mann hat sich weiterentwickelt und die Ideen seiner Geschichten gehen nun in eine etwas andere Richtung, was völlig legitim ist und nichts über die Qualität aussagt.
Wie dem auch sei, der Schreibstil und die Art und Weise etwas Kompliziertes locker und flockig zu erzählen, ist einfach grandios. Und King beherrscht das eben sehr gut. Auch schafft er es, einen nach nur wenigen Sätzen in den Bann und somit auch in die Geschichte zu ziehen.
Was ist mit Büchern anderer Autoren? Ja, die lese ich auch. Und da ist es mir egal, ob es ein Verlagsautor oder ein Selfpublisher ist. In jeder Sparte gibt es Perlen.
Und für mich, muss es nicht immer blutig sein. Im Moment lese ich Phillip P. Petersons Science-Fiction-Trilogie PARADOX und warte derweil auf den nächsten King. Peterson ist ein deutscher Selfpublisher und hat mit seinem ersten Teil der Trilogie den Kindle Storyteller Award 2015 gewonnen.

Hast du ein Schreibritual? Etwas was du immer tust, bevor du dich in dein Manuskript vertiefst?

Kurz und bündig: Nein.
Ich schreibe, wenn ich Zeit dafür habe. Das kann überall sein. Selbst vor einem Arzttermin im Wartezimmer kann ich schreiben. Ich brauche nur die zuletzt verfasste Seite.

Woher bekommst du die Inspiration zu deinen Romanen?

Banale Alltagssituationen können mich auf Ideen für meine Geschichten bringen. Ich gehe mit dem Hund spazieren und lasse meine Gedanken freien Lauf. Und bevor es mir bewusst wird, habe ich schon neue Ideen. Sie kommen mir meist so zugeflogen.
Ich sehe einen eigenartig verkrüppelten Baum, zack, ich habe eine Idee. Da kommt ein Ball über die Straße gerollt, schon wieder entspinnt sich in meinem Kopf eine Geschichte. Der Nachbar ist ausgezogen und ich habe keine Ahnung, wer der nächste Hausbesitzer wird, schnell aufschreiben, das wird eine gute Story. So kann ich das endlos weiterführen.
Wichtig ist es eben, mit offenen Augen durch die Welt zu laufen. Hinter allem steckt eine Geschichte. Sie kann gut ausgehen oder nicht.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Das war ein etwas längerer Prozess.
Als Kind wollte ich immer Sänger werden, aber während des Stimmenbruchs hat meine Musiklehrerin mir das Singen verboten. Ich habe dann so an mir gezweifelt, dass ich das dann komplett aufgegeben habe und mich heute noch nicht einmal traue.
Mein Deutschlehrer jedoch hat versucht, die versteckte Kreativität aus seinen Schülern herauszukitzeln und verlangte eine selbst erdachte Kurzgeschichte. Zu der Zeit las ich emsig die bisher veröffentlichten Bücher von Stephen King. Also schrieb ich eine kleine Horrorgeschichte. In dieser brachte ein Lehrer noch spät abends seinen Müll heraus und eine unsichtbare Präsenz stieß ihn um, bohrte sich ganz fies in seinen Kopf und tötete schlussendlich den Lehrer. Alles detailliert geschildert. Der Blick meines Deutschlehrers war unbezahlbar. Er war geschockt und betroffen. In diesem Moment begriff ich, dass ich irgendwann einmal ein Horrorbuch schreiben wollte.
Aber der Traum vom Musikmachen war einfach zu stark. Ich komponierte meine ersten Stücke, war mal in der einen und dann in der anderen Band. Durch einen Umzug musste ich jedoch wieder von vorn anfangen, suchte mir einen Sänger und machte mit ihm gemeinsame Sache. Wir veröffentlichten ein Studioalbum und gingen dann wieder getrennte Wege. Um mal einen freien Kopf zu kriegen, schrieb ich anschließend ein paar gruselige Kurzgeschichten und setzte mich an mein erstes Buch. Tja. So war das. So ging das dann los.

Wie viel von dir selbst steckt in deinen Protagonisten?

Viel zu viel und viel zu wenig. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie böse ich denken und wie liebevoll ich sein kann, wie lustig und auch wie traurig. Ich durchlebe die Geschichte, bin jede einzelne Person in meiner Story. Während des Schreibprozesses meines ersten Buchs habe ich sogar einige Veränderungen an mich bemerkt und brauchte immer ein wenig Abstand, nachdem ich stundenlang vor dem Manuskript hing, um wieder richtig ich zu sein. Das hat mich total überrascht, aber auch geängstigt. Andererseits versuche ich auch, Personen zu erschaffen, die gar nichts mit mir gemein haben.
Welche Protagonisten mir mehr liegen, kann ich jedoch nicht sagen.

Auf was können sich die Leser*innen im Jahr 2022 freuen?

Mein für das letzte Jahr geplante Buch will ich endlich veröffentlichen. Leider habe ich fünf verschiedene Anläufe gebraucht, bis ich endlich gewusst habe, wie ich es schreiben will und muss. Mit diesem Vorgang sind mehrere hundert Seiten gestorben. Das war für mich echt hart. Momentan strukturiere ich die Rohfassung neu und bin auch noch kräftig am Umarbeiten.
Der Club der Selfpublisher veröffentlicht im Dezember eine Anthologie. In diesem „Adventskalenderbuch“ werde ich auch eine Geschichte zusteuern.
Vielleicht gibt es dieses Jahr sogar ein wenig Musik von mir zu hören. Wir schauen mal.
Wenn die Buch-Berlin dieses Jahr stattfindet, kann man mich dort antreffen. Ein Hotelzimmer ist jedenfalls schon für mich reserviert. Wer sich dort mit mir unterhalten möchte, darf das natürlich gerne tun.

Welchen Tipp würdest du denjenigen geben, die auch ein Buch schreiben wollen?

Einfach anfangen, weiterschreiben und das Manuskript unbedingt zu Ende bringen, egal, wie gut oder wie schlecht es ist (Die erste Fassung – die Rohfassung – ist immer Mist. Immer!)
Lege anschließend deine Geschichte beiseite und schreibe die nächste. Erst danach, mit frischem Kopf, kannst du zur ersten zurückgehen und sie bearbeiten oder sie für immer in der Schublade lassen.
Lösche niemals deine Geschichten. Niemals! Auch nicht die schlechten. Wer weiß, wofür die noch gut sind. Ich kann davon ein Lied singen.
Höre nicht auf dein Umfeld. Mach das, was du willst, nicht, was andere dir vorschreiben wollen. Lebe dein Leben, lebe deinen Traum, nicht das Leben und die Träume der anderen.

Und zum Schluss, welches Zitat aus deinem Buch bekommst du nicht mehr aus deinem Kopf?
»Morgen«, sagt er. »Morgen bringe ich dich um.«

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