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Heute unterhalten sich Axel und Mirko weiter über Lovecrafts Engagement im Amateur Journalismus. Nachdem Lovecraft seine ersten Erfahrungen im Amateur Journalismus gemacht hat, beginnt er, sich diesem „Hobby“ intensiv zu widmen. Wir sprechen über Lovecrafts hohes Bildungsideal, den irischen, linken Amateurjournalisten John T. Dunn, Lovecrafts eigene Amateurzeitschrift „The Conservative“, über Lovecrafts verschiedene Ämter, die er inne hatte.
Wir diskutieren über die Frage, ob Lovecraft heutzutage ein Blogger gewesen wäre.
Download: Arkham Insiders Folge 18 – Lovecraft und der Amateurjournalismus Teil II
Shownotes
- Der Vereinsmeier, Artikel in der Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinsmeier - ESA Podcast: http://www.esa.int/ESA
- What if Lovecraft had lived into the 1960s?
http://lovecraftzine.com/2012/03/19/what-if-lovecraft-had-lived-into-the-1960%E2%80%B2s-panel-at-the-36th-world-science-fiction-convention/
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12. März 2014 um 21:21 Uhr
Oh das hat mit mal wieder sehr gut gefallen. Danke an Euch, das Ihr Euch diese Mühe macht … aber als Hörer schon als Arkham-Insider gehandelt zu werden ist etwas zu viel der Ehre, zumindest für mich. 🙂
Ich freue mich sehr auf Eure weiteren Arbeiten. Wann meint Ihr das Ihr mal die Fremdenfeindlichkeit, wenn man es mal so nennen möchte, aufgreifen werdet? Das Thema ist so oft angeschnitten worden, das ich mich frage, ob es einen Grund gibt das Thema nach hinten zu schieben oder ob Ihr einfach daraus einen „Insider-Witz“ machen wollt, der immer weiter nach hinten verschoben wird. Oder gibt es einen Zeitpunkt in Lovecrafts Leben, an den man dieses Thema besonders gut anknüpfen kann. Oder in anderen Worten … muss ich noch lange warten?
12. März 2014 um 22:01 Uhr
Eine gute und berechtigte Frage … wir haben allerdings noch keinen festen Termin für dieses heikle Thema ins Auge gefasst. Wir sind uns aber einig, dass wir das nicht so nebenbei behandeln wollen und sollen. Wie Sprague de Camp in seiner Biografie schreibt, ist dies der Punkt, der den (nicht wohl-wollenden) Lovecraft-Kritikern den meisten Spielraum eröffnet. Und es gibt tatsächlich nichts zu beschönigen noch zu verschweigen. Ich kann jetzt nur schon einmal sagen, dass Lovecrafts fatale Ansichten aus den „Zeitumständen“ heraus – wenn auch nicht zu entschuldigen – so doch zu einem gewissen Teil zu begreifen sind. Aber hierfür werden wir uns eben genauer vorbereiten müssen. Bitte hab‘ noch etwas Geduld …
22. März 2014 um 19:09 Uhr
Bieten sich die New York-Jahre da nicht an? Oder hattet ihr die schonmal illustriert? Ich kann mich nicht mehr genau entsinnen, welche „Insider“-Fakten über Lovecraft bei mir von euch kommen und welche von woanders. 🙂
Gruß
Blackdiablo
22. März 2014 um 19:10 Uhr
(Ich sehe gerade erst, dass Mirko Ähnliches weiter unten geschrieben hat … 😉 )
13. März 2014 um 00:42 Uhr
Dem kann ich mich nur anschließen. Wir haben bereits mehrmals darüber gesprochen und sind der Meinung, dass wir uns dem Thema sehr sensibel nähern wollen. Dazu ist eine Menge Hintergrundwissen nötig, dass direkt mit Lovecraft nichts zu tun hat, sondern die gesellschaftlichen und politischen Begebenheiten darstellt. Man muss zunächst diese Zusammenhänge verstehen, um Lovecrafts Haltung zu verstehen. Und das wird eine sehr lange Episode.
Möglicherweise ist Lovecrafts New Yorker Zeit der passende Anlass, um sich dem Thema zu nähern.
18. März 2014 um 16:55 Uhr
Naja die Zusammenhänge der generellen Geisteshaltung jener Zeit sollten dabei auch erwähnt werden. Es war ja auch irgendwie modern auf andere herabzuschauen und sich für unheimlich zivilisiert und besser als andere zu halten. Der Antisemitismus ja auch „en vogue“ und man galt nicht unbedingt als bl(iep) Ar(piep) wenn man so einen Sch(piep) öffentlich geäußert hat.
Das generelle vorhanden sein und Ausnutzung von Kolonien und anderen Menschen sollte hier auch Erwähnung finden. Teilweise hat sich da auch immer noch nicht viel geändert. Wer sich dafür aus der heutigen Perspektive interessiert, sollte sich mal ausgiebig über Rohrzucker und die Lebensbedingungen der Arbeiter informieren (immer noch defacto Sklavenarbeit in unwürdigen Lebensbedingungen).
SUGAR SWEET, WHITE & DEADLY
http://www.youtube.com/watch?v=908-OYuTkUE
Das Thema wird da ganz am Ende behandelt.
18. März 2014 um 17:10 Uhr
Die Doku muss ich mir heute abend mal in Ruhe ansehen.
Ob es allgemein modern war, auf andere herab zu schauen, kann ich nicht beurteilen. Lovecraft selbst pflegte diesen Dünkel aber, wie wir bereits mehrfach erwähnt haben. Lovecraft bewegte sich in einem Teufelskreis: die selbstgewählte Provinizialität, die elementar für sein Kunstverständnis war, konnte ihn nicht dazu bewegen, über den Tellerrand zu blicken. Seine hehren Ideen einer aristokratischen Elite beruhten auf zuviel entsprechender, historischer Lektüre. Zwischen seinen Ansprüchen und der politischen und sozialen Realität seiner Zeit klafften regelrechte Canyons. Die Kürze seines Lebens hat hier auch dazu beigetragen, dass er von diesem Kurs nicht mehr abgekommen ist.
Gruß
AI Axel
18. März 2014 um 17:54 Uhr
Schöne Idee und Theorie … mal sehen was dabei herauskommt. Hätte sich HPL geändert, wenn er sagen wir 80 Jahre alt geworden wäre?
Wie war denn die „Geistigehaltung“ seiner Vorbilder im Bezug auf andere Klassen, Rassen und Kulturen.
Meine Spannung steigt, auch wenn ich weiß, das ich länger auf eine Antwort warten muss. 🙂
18. März 2014 um 22:56 Uhr
Zwangsläufig hätte er sich angesichts des Weltgeschehens – 2. WK und Zerstörung des Nationalsoszialismus‘ – eine Meinung bilden müssen. Dies anzunehmen ist noch nicht einmal besonders spekulativ; dass er durchaus gut informiert über das Zeitgeschehen war, belegen mitunter seiner Briefe und Essays. Ob er dann noch so begeistert von einer Idee des „Führers“ gewesen wäre …?
Von den literarischen Vorbildern her, namentlich Poe und Lord Dunsany, war Lovecraft auf einen hochgradigen Ästhetizismus fixiert. Er selbst betrachtete sich gerne als Patrizier … alles, was „plebejisch“ daher kam, war ihm suspekt. Zumindest von dieser Seite läßt sich seine undemokratische Einstellung analysieren. Philosophisch und kulturphilosophisch müssen die Namen Nietzsche und O. Spengler genannt werden, wobei er letzteren erst gelesen hat („der Untergang des Abendlandes“, in engl. Übersetzung 1926, Teil 1 und 1928, Teil 2) als er sich schon eine entsprechende Meinung gebildet hatte.
23. März 2014 um 18:37 Uhr
Hallo ArkhamInsiders,
Ein runder Abschluss der letzten Folge.
Ich selber finde solche Gedankenexperimente auch kaum interessant, da es für mich keinen Mehrgewinn darstellt. Natürlich kann man Parallelen sehen, was das Äquivalent der Amateurschriftstellerer heute ist, aber die ganze Person von Lovecraft versuchen gedanklich in die Neuzeit zu versetzen, reizt mich so gar nicht und empfinde ich auch als unnötig.
Nichtsdestotrotz: Bei dem Fazit über den Amateuerjournalismus kann ich mich nur anschließen. 🙂
Freundlicher Gruß
Blackdiablo, der sich nun stolz ArkhamInsider nennt
24. März 2014 um 02:53 Uhr
Das Interessante ist, dass Lovecraft mehr denn je zu einer Person der „Neuzeit“ geworden ist. Noch nie war ihm soviel Aufmerksamkeit zuteil wie heute. Es ist kaum verwunderlich, dass er auch stärker aus einer zeitgenössischen kulturellen, politischen und soziologischen Warte heraus gesehen wird. Gedankenexperimente sind zulässig und eröffnen neue Blickwinkel, nur darf das Bewusstsein für den historischen Zustand dabei nicht verloren gehen. Ansonsten kann sehr schnell ein „verzerrtes“ Bild entstehen …
Grüße
AI Axel
25. März 2014 um 14:45 Uhr
Mal wieder eine schöne und spannende Folge, wobei ich nicht ganz der Meinung bin, dass das Thema Amateurjournalismus schon abgeschlossen ist, denn ich finde, ihr seid viel zu wenig auf die Texte eingegangen, die Lovecraft in diesem Rahmen so publiziert hat – das wäre vielleicht noch mal einen kleinen Nachtrag wert.
Zur These „Lovecraft wäre heute ein Blogger“ – klar, das ist ein reines Gedankenspiel, das man aber nicht zu ernst nehmen sollte. Wie erwähnt, vereinahmen Fans ihre Helden gerne mal, was im Falle Lovecrafts auch kein Wunder ist, immerhin ist er ja eine absolute Nerd-Ikone geworden; nicht zuletzt, weil Lovecraft – so meine These – selbst ein Nerd war.
Daher bin ich zumindest der Meinung, dass der Amateurjournalismus und natürlich sein enormer Briefverkehr für Lovecraft letzlich das darstellte bzw. die Funktion einnahm, die für viele Nerds von heute das Internet hat.
Was wohl passiert wäre, wenn Lovecraft Internet gehabt hätte, ist allerdings kaum auszumalen – Gentlemen wie er ist, hätte er vermutlich jede Spam-Mail einzeln beantwortet 🙂
26. März 2014 um 09:18 Uhr
Hallo Loki,
die Erzählungen werden wir dann einzeln durchleuchten, wenn wir mit der Biographie „durch“ sind. Oder wir schieben sie evtl. dazwischen ein. Ansonsten ist das Vorgehen tatsächlich so, dass wir Werkanalyse und Biographie jetzt nicht zu stark miteinander vermischen wollen.
Die These, dass Lovecraft von einer „Nerd“-Kultur vereinnahmt worden ist, weil er selbst einer gewesen sei, hat etwas Bestechendes. Zweifelsohne besteht immer noch eine – im Zweifelsfall undurchdringliche – Grenze zwischen Hoch- und Subkultur. Und Lovecraft wird eher der zweiten denn der ersten zugerechnet. Warum das so ist, – und dass es wenigstens in Deutschland mit den frühen Veröffentlichungen im renommierten Suhrkamp-Verlag eher verwundert – das müsste untersucht werden. Die Konzentration auf den Cthulhu-Mythos dürfte jedenfalls bis zu einem gewissen Grad hinderlich für eine „ernsthafte“ Auseinandersetzung sein. Zu schnell wird der Eindruck erweckt, Lovecraft sei es um schleimige, grüne Tentakelviecher gegangen. Dass das durchaus nicht der Fall war, – nun, wir hoffen, das wir hier etwas aufklären können. Auf der anderen Seite muss auch festgestellt werden, dass HPLs Aufnahme in die angesehene Library of America ihm mittlerweile einen gewissen kanonischen Stellenwert einräumt.
Um auch mal zu spekulieren: Wenn Lovecraft heutzutage seine Rezeption und Wirkung betrachten könnte, würde er sich dafür verfluchen, jemals ein Geschöpf namens Cthulhu eingeführt zu haben.
Dies meint, mit den besten Grüßen verbleibend,
AI Axel
26. März 2014 um 10:29 Uhr
Ich mag die Tentakel 🙂
Aber du hast recht, Lovecraft muss trotz seiner Popularität immer noch um Anerkennung kämpfen. Interessant dürfte hier ein Blick auf Frankreich sein, wo eine viel intensivere und ernsthaftere Rezeption von Lovecraft stattgefunden hat; man denke hier nur an Michel Houellebecq, der Lovecraft glaube ich sogar mit Poe auf eine Stufe stellte. By the way: http://daily-steampunk.com/steampunk-blog/wp-content/uploads/2013/04/wpid-facebook_-243748951.jpg 🙂