Unser heutiger Schauplatz ist ein namenloser Planet mit einer fremdartigen Flora und Fauna. Hier liegt die Stadt Zeth, deren Vermögen ein treuloser Beamter rettungslos verjubelt hat. Sehr zum Leidwesen eines Jünglings namens Yalden, der, als er die Schatzkammer betritt, nurmehr die leere Stadtkasse vorfindet, in der es sich Spinnen und Ratten gemütlich gemacht haben.
So beginnt die kurze Fantasy-Geschichte The Hoard of the Wizard-Beast (Der Schatz der Zauber-Bestie), die der Jüngling Robert H. Barlow Anfang der 1930er verfasst hatte und die von seinem Freund und Mentor H. P. Lovecraft behutsam überarbeitet wurde. Barlow gehörte zu denjenigen Freunden Lovecrafts, die er persönlich wiederholt traf. Er besuchte die Familie Barlow in De Land, Florida, im Frühjahr 1934 und im Sommer 1935, wo er von Anfang Juni bis Ende August blieb. Barlow wiederum stattete Lovecraft in Providence im Sommer 1935 seinen Gegenbesuch ab.
13. März 2023 um 05:24 Uhr
Hallo!
Mal wieder vielen Dank für die schöne Podcastfolge!
Beim Genuss der Kurzgeschichte entsteht vor meinem inneren Auge eine farbenprächtige, exotische Fantasywelt. Und ich empfand es auch als humorvoll, was mir wie auch Mirko gefiel.
Nebenbei bemerkt war Axel viel zu gut aufgelegt, um die Geschichte tatsächlich so wenig zu mögen, wie er behauptet! 😉
Den Kauderwelsch sprechenden pseudo-prophetischen plumpen Ausserirdischen in grauem Fell stelle ich mir wie ein Jim-Henson-Muppet vor.
The Hoard of the Wizard-Beast
By R. H. Barlow
and H. P. Lovecraft
Englischer Originaltext zum selber Lesen:
Hier
https://www.hplovecraft.com/writings/texts/fiction/hwb.aspx
Und Hier:
https://en.wikisource.org/wiki/The_Hoard_of_The_Wizarrd-Beast
Hier als Lesung zum Hören:
https://www.youtube.com/watch?v=Clww5hU5d4g
Robert H. Barlow
und H. P. Lovecraft:
Der Schatz der Zauber-Bestie
Übersetzer: Joachim Körber
Auf deutsch gelesen von Gregor Schweitzer (GM-Factory)
https://www.youtube.com/watch?v=Z9UF4vmhCQQ
Der deutsche Wikipedia-Artikel über Barlow:
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_H._Barlow
Er hat später Anthrolpologie und Linguistik gelehrt und William S. Burroughs (u. a. „Naked Lunch“) hat bei ihm studiert.
Spannend.
Und hier alles zum Tag „R. H. Barlow“ im Deep Cuts -Blog:
https://deepcuts.blog/tag/r-h-barlow/
Noch viel spannender.
… Und jede Menge schöne und interessante Bilder … 🙂
Hier ist die Bibliographie der Werke von R. H. Barlow in der ISFDB:
https://www.isfdb.org/cgi-bin/ea.cgi?1213
Da sind auch Verweise auf deutschsprachige Übersetzungen drin.
„Annals of the Jinns“ von Barlow als englischsprachiges Hörbuch bei Audible.
https://www.amazon.com/-/de/dp/B098TZ61N1/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1UK01CWWUX4KO&keywords=annals+jinns+barlow&qid=1678674541&s=books&sprefix=annals+jinns+barlow%2Cstripbooks-intl-ship%2C177&sr=1-1
Arkham Insiders Folge 90
– Happy Birthday H. P. Lovecraft 2017
https://arkhaminsiders.com/blog/2017/08/20/arkham-insiders-folge-90-happy-birthday-h-p-lovecraft-2017/
Arkham Insiders Folge 95
– Lovecrafts literarischer Nachlass
https://arkhaminsiders.com/blog/2018/01/28/arkham-insiders-folge-95-lovecrafts-literarischer-nachlass/
Und auch wenn die Frage nach Interesse in Bezug auf mehr Folgen in Bezug auf Lovecrafts Weggefährten (sowie Epigonen und sonstiges Gesocks, Hinzufügung von mir…), reine Rhetorik war, heisst die Antwort natürlich: „Oh ja bitte!“ 🙂
Greetings
Funduke
13. März 2023 um 07:59 Uhr
„Nebenbei bemerkt war Axel viel zu gut aufgelegt, um die Geschichte tatsächlich so wenig zu mögen, wie er behauptet!“
Ertappt! Recht hast du.
Vielen Dank wieder einmal für die gelungene Auswahl an Links. Jawohl, wir werden nicht umhinkommen, uns dem guten Barlow weiter zu widmen.
Viele Grüße
Axel
15. März 2023 um 15:27 Uhr
‚Der Schatz der Zauberbestie‘ habe ich selbst erst vor kurzem durch GM Factory kennengelernt. Und auch, wenn die Story tatsächlich eher wirkt, wie ein Fragment, dem noch einiges an Ausarbeitung und Tiefe gutgetan hätte, so ist sie mir dennoch gleich im Gedächtnis geblieben und lässt sowohl das Talent Barlows als auch die spitze Feder Lovecrafts erahnen, mit der er sich gerne an den Erzählungen anderer versuchte. Und vielleicht ist es sogar eine Auszeichnung, dass der alte Neuengländer diese Geschichte nicht komplett übernommen und ausgeweitet hat, sondern das eigene Genie Barlows anerkannte und ihm als Mentor nur ein wenig unter die Arme griff, weil er der Meinung war, sein junger Kollege habe genug Potential, seinen eigenen Weg zu finden. Zumindest hat die Erzählung eine solche Wirkung auf mich.
Interessant zu ergründen ist vielleicht noch, worin – neben den märchenhaften, dunsanyischen Einflüssen – der abstrus humoristische Aspekt der Geschichte seine Wurzeln hat. In gewisser Weise erinnert die Geschichte tatsächlich an spätere Autoren einer allegorischen, komödiantischen Fantasy, wie Pratchett, den Ihr schon erwähntet, oder auch Douglas Adams. Doch wer mögen die prägenden Vorbilder Barlows gewesen sein? Dazu möchte ich folgende Hüte in den Ring werfen.
Von den Formulierungen her, vermeine ich in ‚Der Schatz…‘ bisweilen ein Echo Oscar Wildes, sowie vor allem Mark Twains zu vernehmen, insbesondere aus des Letzteren satirischem Werk ‚Ein Yankee an König Artus‘ Hof‘, aber auch dem wunderbaren Essay ‚Die schreckliche Deutsche Sprache‘.
Vielleicht liegt es daran, dass der Protagonist Yalden in der lakonischen, ja dandyhaften Beschreibung weniger wie ein klassischer Fantasyheld wirkt, sondern eher wie ein moderner, und daher anachronistischer, Regierungsbeamter, den es aus unbekannten Gründen in eine schaurig pittoreske Wunderwelt verschlagen hat, in der er sich mehr hemdsärmelig als heroische zurechtzufinden versucht.
Zudem erinnern mich die auftauchenden Charaktere und Geschöpfe an das Werk Lewis Carrolls, welches für sich genommen schon bizarr und satirisch genug ist, dem hier, im Namen des kosmischen Grauens, aber noch ein makabres Krönchen aufgesetzt wurde; quasi ‚Alice im Wunderland‘ auf Tollkirsche oder Crystal Meth.
Der gallertartige Oorn, vieläugig schmatzend auf seinem Altar herumorakelnd, ließ mich beispielsweise sofort Assoziationen zu der rauchenden Raupe auf ihrem Pilz knüpfen, während Sarall, der Herr der Würmer, sich eher als eine Hommage an Alice weißes Kaninchen entpuppt, obwohl man unter Lovecrafts Ägide doch etwas weitaus Monströseres erwartet hätte.
Ich finde es faszinierend, wie hier offenbar bewusst mit der Erwartungshaltung des Lesers gespielt und diese mit beinahe schelmischer Ironie gebrochen wird. Und meines Erachtens ist die Erzählung ein weiterer Beleg dafür, dass Lovecraft solche Kollaborationen nutzte, um vor allem seiner humoristischen Seite freien Lauf zu lassen, bevor am Ende die, in ihrer amorphen Unbeschreiblichkeit typische Ausgeburt des Grauens ihren Tribut einfordert.
Und ebenfalls ja. Eine eingehendere Beschäftigung mit dem, leider viel zu jung verstorbenen R.H. Barlow fände auch ich ganz großartig. Besten Dank schonmal im Voraus.
Bitte hier zur Verabschiedung ambivalentes Gebrabbel in gelatinöser Gottkreatur einfügen und unverbindlich in rosa Nebel verpuffen.
16. März 2023 um 09:28 Uhr
„Bitte hier zur Verabschiedung ambivalentes Gebrabbel in gelatinöser Gottkreatur einfügen und unverbindlich in rosa Nebel verpuffen.“
Wird gemacht, lieber Nils — und vielen Dank für deine wie immer sehr lesenswerten Gedanken zum Thema!
Beste Grüße
Axel
16. März 2023 um 21:05 Uhr
Haute Kultur: Mark Twain: Ein Yankee an König Artus‘ Hof. 1889
https://www.youtube.com/watch?v=6uDPMK3CgHI&list=PLdBw_1_mJgPlCUJRP0qXVDkuTn7rsPtx9
Let’s Read Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache
https://www.youtube.com/watch?v=omg_ApDBGmA
Lewis Carroll – Alice’s Abenteuer im Wunderland
https://www.youtube.com/watch?v=Hsp967Xrh5c
🙂
Greetings
Funeduke
22. April 2023 um 12:54 Uhr
Ich werfe dann noch den Zauberer von Oz in den Ring. Bing, die Runde eins ist eröffnet, Oz in der linken Ecke, Oorn in der rechten.
Spaß beiseite. Ich weiß nicht, wer eher geschrieben wurde, Oz oder Oorn, aber die Ähnlichkeit ist schon frappierend.
Jedenfalls braucht es meiner Meinung nach schon einen Schelmen als Autor, solch ein Bubenstück in eine ansonsten ernsthafte oder wenigstens tragikosmische Geschichte einzubauen.
17. März 2023 um 16:07 Uhr
The Fantasy Fan, January 1934,
enthält „The Sacred Bird“ von Barlow.
https://www.gutenberg.org/ebooks/46615
Der Google Übersetzer ( https://translate.google.com/ )hat es mir sehr brauchbar übersetzt.
Greetings
Funduke
17. März 2023 um 23:45 Uhr
Hier ein sehr gehaltvoller Artikel über „The Fantasy Fan“:
https://fancyclopedia.org/The_Fantasy_Fan
Dort findet sich ein schöner Überblick über alle Inhalte.
Digitale Ausgaben von „The Fantasy Fan“ gibt es hier:
https://www.gutenberg.org/ebooks/author/43665
Wer die neun „Annals of the Jinns“ Geschichten von Barlow, die im „Fantasy Fan“ erschienen, für lau lesen will, schaut hier:
1
The Fantasy Fan, October 1933
1 The Black Tower
https://www.gutenberg.org/ebooks/46339
2
The Fantasy Fan, November 1933
The Shadow From Above
https://www.gutenberg.org/ebooks/46534
3
The Fantasy Fan, December 1933
The Flagon of Beauty
https://www.gutenberg.org/ebooks/46535
4
The Fantasy Fan, January 1934
The Sacred Bird
https://www.gutenberg.org/ebooks/46615
5
The Fantasy Fan, February 1934
The Tomb of the God
https://www.gutenberg.org/ebooks/46616
6
The Fantasy Fan, Volume 1, Number 9, May 1934
The Flower God
https://www.gutenberg.org/ebooks/64893
7
The Fantasy Fan, Volume 1, Number 10, June 1934
The Little Box
https://www.gutenberg.org/ebooks/64901
8
The Fantasy Fan, Volume 1, Number 12, August 1934
The Fall of the Three Cities
https://www.gutenberg.org/ebooks/64919
9
The Fantasy Fan, Volume 2, Number 6, February 1935
The Mirror
https://www.gutenberg.org/ebooks/64955
Digitale Ausgaben der Zeitschrift „Phantagraph“ findet man hier:
https://fanac.org/fanzines/Phantagraph/
allerdings nicht die vom August 1936, die die zehnte „Annals of the Jinns“ -Geschichte,
„The Theft of the Hsothain Manuscripts“, enthält.
Greetings
Funduke
17. März 2023 um 23:50 Uhr
Ich habe im folgenden einfach mal die neun „Annals of the Jinns“ Geschichten aus „The Fantasy Fan“ rauskopiert, durch den Google Übersetzer gejagt, und dann hier im Wechsel englische/deutsche Versinon hintereinander weg zusammengeschmissen.
Üble Methode, ich weiß, aber besser als nichts…
ANNALS OF THE JINNS
by R. H. Barlow
„…Thither Ganigul often retired in the daytime to read in quiet the marvelous annals of the Jinns, the chronicles of ancient worlds, and the prophecies relating to the worlds that are yet to be born….“
Wm. Beckford
—“Story of Prince Barkiarokh“
1—The Black Tower
At the head of the winding river Olaee, nearby the fragrant forest, stands the Black Tower of the Southlands. High into the air rise its bleak stone walls, piercing the sunset with slender spire. For eternity it has been there; by the sluggish waters on which float great bloated crimson lilies and for eternity will it be there. The peasants of the nearby village know not whence it came nor why ‚tis there, and wisely avoid it when the moon is on the wane. Few dare visit the colourful forest of evil or the treacherous river, for strange and unholy things dwell therein.
Some tell of how on the dark of the moon there comes from the great star Sirius a growing speck of flame ultimately losing itself in the eternal midnight of outer space. However this may be, it is certain strange and alien beings built this ebon tower in the dawn of the world, for purposes not understood by mortals; sealing the door long ages since.
There is a tale the old wives spin, saying: One of the adventurous villagers, Castor by name, took undue interest in the tower and was frequently seen slipping furtively to and from it in the dusk. Of all the people of the town he had the least savoury ancestry, his father being a satyr, his mother a witch-woman. True, others mated with the people of the glen, yet it is not considered a thing to be proud of. The very Burgomaster had a gnome none too far back in his lineage, which was expressed in the coarse features of his evil countenance. But a satyr! The righteous citizens avoided Castor scrupulously, and the dislike was mutual. So it was he continued on his silent trips unheeded.
What he did there so often not known but the seasons came and went and the winter merged into spring and in time it was Walburgas Eve. That night the town gates were tightly closed and bolted and all cowered behind locked doors. Strange shapes flew screeching through the air and sniffed most horribly at the doorsteps.
That night Castor went to the tower as had become his habit, though his better sense warned him to stay home abed. His satyr ancestry openly rebelled, but the witch proved stronger. As he stole timorously through the wood he heard sounds of high revelry from within the castle. Therefore, he was quiet as he hesitated before the foot of the long unopened door. Queer things were abroad though he dared not return home alone through the forest, still more did he fear to remain within reach of the Things of the tower. As he deliberated on the course to take the great door swung silently open and a crab like claw lovingly encircled his waist and drew him in.
And he was seen no more by the villagers.
———————–
Annalen der Dschinn
von R. H. Barlow
„…Dorthin zog sich Ganigul tagsüber oft zurück, um in Ruhe die wunderbaren Annalen der Dschinn, die Chroniken alter Welten und die Prophezeiungen über die Welten zu lesen, die noch geboren werden….“
Wm. Beckford
— „Geschichte von Prinz Barkiarokh“
1 – Der Schwarze Turm
An der Mündung des gewundenen Flusses Olaee, in der Nähe des duftenden Waldes, steht der Schwarze Turm der Südlande. Hoch in die Luft erheben sich seine kahlen Steinmauern, die den Sonnenuntergang mit schlanken Spitzen durchdringen. Seit Ewigkeiten ist es da; an den trägen Wassern, auf denen große aufgedunsene purpurrote Lilien schwimmen, und für die Ewigkeit wird es dort sein. Die Bauern des nahe gelegenen Dorfes wissen nicht, woher es kam oder warum es dort ist, und vermeiden es klugerweise, wenn der Mond abnimmt. Nur wenige wagen es, den farbenfrohen Wald des Bösen oder den tückischen Fluss zu besuchen, denn darin leben seltsame und unheilige Dinge.
Einige erzählen davon, wie im Dunkel des Mondes vom großen Stern Sirius ein wachsender Flammenfleck ausgeht, der sich schließlich in der ewigen Mitternacht des Weltraums verliert. Wie auch immer dies sein mag, es sind gewisse seltsame und fremde Wesen, die diesen Ebenholzturm in der Morgendämmerung der Welt zu Zwecken errichtet haben, die von Sterblichen nicht verstanden werden; versiegelt die Tür seit langem.
Es gibt eine Geschichte, die die alten Frauen spinnen und sagen: Einer der abenteuerlustigen Dorfbewohner, Castor mit Namen, interessierte sich übermäßig für den Turm und wurde häufig gesehen, wie er in der Dämmerung heimlich hin und her schlüpfte. Von allen Einwohnern der Stadt hatte er die unappetitlichsten Vorfahren, sein Vater war ein Satyr, seine Mutter eine Hexe. Es stimmt, andere haben sich mit den Bewohnern des Tals gepaart, aber es gilt nicht als etwas, worauf man stolz sein kann. Der Bürgermeister selbst hatte einen Gnom in seiner Abstammung nicht allzu weit zurück, was sich in den groben Zügen seines bösen Antlitzes ausdrückte. Aber ein Satyr! Die rechtschaffenen Bürger mieden Castor gewissenhaft, und die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. So setzte er seine stillen Reisen unbeachtet fort.
Was er dort so oft tat, ist nicht bekannt, aber die Jahreszeiten kamen und gingen und der Winter ging in den Frühling über und mit der Zeit war es Walburgas Eve. In dieser Nacht waren die Stadttore fest verschlossen und verriegelt, und alle kauerten hinter verschlossenen Türen. Seltsame Gestalten flogen kreischend durch die Luft und schnüffelten fürchterlich an den Türschwellen.
An diesem Abend ging Castor, wie es seine Gewohnheit geworden war, zum Turm, obwohl sein besserer Verstand ihn warnte, zu Hause im Bett zu bleiben. Seine Satyr-Vorfahren rebellierten offen, aber die Hexe erwies sich als stärker. Als er sich ängstlich durch den Wald schlich, hörte er aus dem Inneren des Schlosses laute Feierlichkeiten. Deshalb war er ruhig, als er vor dem Fuß der langen ungeöffneten Tür zögerte. Seltsame Dinge waren draußen, obwohl er es nicht wagte, allein durch den Wald nach Hause zurückzukehren, noch mehr fürchtete er, in Reichweite der Dinge des Turms zu bleiben. Als er überlegte, welchen Kurs er nehmen sollte, schwang die große Tür lautlos auf, und eine krabbenartige Klaue umfasste liebevoll seine Taille und zog ihn herein.
Und er wurde von den Dorfbewohnern nicht mehr gesehen.
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ANNALS OF THE JINNS
by R. H. Barlow
2—The Shadow From Above
A midsummer day in the hamlet of Droom. The villagers went about their various tasks, and within the tiny market-square the spice-vendors and the people from the hills with their exotic burdens of gay fruits created a pleasant hum of busy occupation. Sleeping dogs lay contentedly in the warm sunlight, and the squat beasts of burden ambled about peacefully upon their six clawless paws, their grotesque faces slit with toad-like grins. All was, no one could have denied, entirely calm.
Then one of the dogs lying in a doorway sprang suddenly and omitted a sharp bark. At the same moment a dark cloud apparently obscured the sun. In a short time it had passed unnoticed save for the dog. But his owner—an old crone in a voluminous black hood—peered intently at the clear and vacant sky, and started chattering in an excited tone. Soon the whole population was out of doors looking upwards at that which could not be seen yet which cast a deep shadow. Nothing was to be perceived in the expanse of blue, yet upon the square cobblestones of the quaint little village an irregular black form wavered back and forth. Then it grew larger. Whatever it may have been, it was settling. The people drew back afrightened. Slowly the swinging motion ceased, and the thing drew near. A deep, heavy panting was distinctly audible, much like that of a great beast, and with a dull impact as though it was of great weight, it alighted upon a grassy plot before the Chancellor’s house. For a long time it lay there, resting. And still nothing could be seen save the indentation of the grass nor aught heard but the heavy breathing.
Then, to the terror of the white-faced and nervous citizens, it rose on giant feet and tramped down a lane. Thud…. Thud…. Thud…. Thud…. The sound grew monotonous in its deliberation. Before its path lay a sleeping hound. It was lifted as if in a vast claw, and vanished among horrid rending sounds. A single drop of blood flecked the earth…. Its taste momentarily sated, the thing paused and turned.
It took some moments for reason to replace the stark terror of the townsfolk. Then there was a mad and frantic rush for the nearest houses. Those to first gain entrance barred the doors upon their comrades. In a moment the street was apparently bare—save for the unseen monster.
All that afternoon and night it pried at doors, scratched at roofs, muzzled windows and upset fruits-carts inquiringly. But the people of Droom had built well. It did not gain entrance during the night, although few slept, when they heard the constant breathing before their homes, and the dull thumping sounds as it wreaked its malice upon the shops of the marketplace.
It was high noon before any dared unbar their doors and venture forth. Nothing unusual greeted their blanched faces, and silently, apprehensively they stole to their tasks. Soon all activity again commenced.
The horror had gone.
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Annalen der Dschinn
von R. H. Barlow
2 – Der Schatten von oben
Ein Hochsommertag im Weiler Droom. Die Dorfbewohner gingen ihren verschiedenen Aufgaben nach, und auf dem winzigen Marktplatz erzeugten die Gewürzverkäufer und die Leute von den Hügeln mit ihren exotischen Lasten fröhlicher Früchte ein angenehmes Summen geschäftiger Geschäftigkeit. Schlafende Hunde lagen zufrieden im warmen Sonnenlicht, und die gedrungenen Lasttiere schlenderten friedlich auf ihren sechs klauenlosen Pfoten umher, ihre grotesken Gesichter von krötenhaftem Grinsen durchschnitten. Alles war, niemand hätte es leugnen können, vollkommen ruhig.
Dann sprang plötzlich einer der Hunde, die in einem Türrahmen lagen, auf und bellte scharf. Im selben Moment verdeckte anscheinend eine dunkle Wolke die Sonne. In kurzer Zeit war es bis auf den Hund unbemerkt vorübergegangen. Aber sein Besitzer – ein altes Weib mit einer voluminösen schwarzen Kapuze – starrte aufmerksam in den klaren und leeren Himmel und fing an, in einem aufgeregten Ton zu schwatzen. Bald war die ganze Bevölkerung draußen und blickte nach oben auf das, was noch nicht gesehen werden konnte, was einen tiefen Schatten warf. In der Weite des Blaus war nichts zu erkennen, und doch schwankte auf dem quadratischen Kopfsteinpflaster des malerischen kleinen Dorfes eine unregelmäßige schwarze Form hin und her. Dann wurde es größer. Was auch immer es gewesen sein mag, es beruhigte sich. Die Leute wichen erschrocken zurück. Langsam hörte die schwingende Bewegung auf, und das Ding kam näher. Ein tiefes, schweres Keuchen war deutlich zu hören, ähnlich dem eines großen Tieres, und mit einem dumpfen Aufprall, als ob es von großem Gewicht wäre, landete es auf einem Grasgrund vor dem Haus des Kanzlers. Lange lag es da und ruhte. Und immer noch war nichts zu sehen als die Einkerbungen des Grases, nichts zu hören als das schwere Atmen.
Dann erhob es sich zum Entsetzen der weißgesichtigen und nervösen Bürger auf riesigen Füßen und stapfte eine Gasse hinunter. Dreck…. Dreck…. Dreck…. Dreck…. Der Ton wurde in seiner Überlegung eintönig. Vor seinem Weg lag ein schlafender Hund. Es wurde wie in einer gewaltigen Klaue angehoben und verschwand zwischen entsetzlichen, zerreißenden Geräuschen. Ein einziger Tropfen Blut besprenkelte die Erde…. Sein Geschmack war für einen Moment gesättigt, das Ding hielt inne und drehte sich um.
Es dauerte einige Augenblicke, bis die Vernunft den blanken Schrecken der Stadtbewohner ersetzte. Dann gab es einen wahnsinnigen und hektischen Ansturm auf die nächsten Häuser. Diejenigen, die sich zuerst Zutritt verschafften, verriegelten die Türen für ihre Kameraden. Im Nu war die Straße scheinbar leer – bis auf das unsichtbare Monster.
Den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht hindurch hat es Türen aufgehebelt, an Dächern gekratzt, Fenster mit Maulkörben versehen und fragend Obstkarren umgeworfen. Aber die Leute von Droom hatten gut gebaut. Es verschaffte sich während der Nacht keinen Zutritt, obwohl nur wenige schliefen, als sie das ständige Atmen vor ihren Häusern hörten und die dumpfen, pochenden Geräusche, als es seine Bosheit über die Geschäfte des Marktplatzes brachte.
Es war Mittag, bevor irgendjemand es wagte, seine Türen zu öffnen und hinauszugehen. Nichts Ungewöhnliches begrüßte ihre bleichen Gesichter, und schweigend und ängstlich schlichen sie sich an ihre Aufgaben. Bald begannen wieder alle Aktivitäten.
Der Schrecken war verschwunden.
——————-
The Flagon of Beauty
(Annals of the Jinns)
by R. H. Barlow
The Princess drooped her long eyelashes. She was really quite pretty when she did this.
„And you have brought it?“ she asked softly, her hand stealing into his. He coughed. This being spokesman was a delicate task.
„Yes, your Highness,“ said the man. „It is here.“ He touched a small parcel beside him on the divan.
„And you will give it to me?“ she breathed.
Steeling himself, he replied, „Their terms are the freedom of the people.“
She sprang to her feet. „Never!“
„Not for the Flagon?“ he queried harshly.
„Not even for that.“ Reconsidering, she spoke slowly. „Five years ago I sent a band in search of this fabulous drug, into the low-lying jungle that cloaks the Ancient Cities, the Cities that no man knows who built, there in the steaming swamps. Men have said that I was beautiful, yet, ironically, he for whom I have wrecked my empire scorned me. It was then I bethought me of this flask made in the immemorial years agone, which figured in legend as containing the essence of Beauty. Perhaps, I thought, with this I might win him from my rival. Today you have returned; successfully, I grant you; and demand yield of my power for that which I desire. I have been told bitter things—that I have ruled mercilessly and tyrannically. That I have, but I cared little for affairs of state since I became enamoured of my prince. He has neglected no indignity to impose upon me, but I cannot forget him. On the night of my Feast of Peacocks he sneered at the priceless dishes and fed his monkey from the place. The gutter-rat he has an infatuation for entertains him most skillfully, but he shares her with the soldiers. He prefers her florid charms to me. This I do not understand, but I command you, give me that flagon.“
He slowly shook his head. „No, Majesty, I cannot betray their faith. Fever took many lives in those crumbling ruins.“
„I warn you, I am desperate,“ she said imperiously, „give, or I shall take.“
He lowered his gaze and remained silent. Seeing he was adamant, she made a gesture with her head, and a slave stepped from the curtained alcove. „Take this man to the Room of Pain,“ she ordered. In consternation, he sought to dash the frail vessel to the tiles, but it was dexterously twisted from his grasp by the blackamoor.
The princess laughed insanely.
„My men did well to steal you from under his nose, my wench,“ she sneered to the helpless woman at her feet. „Let me see those carmine lips smile at this!“ she added contemptuously, breaking the ancient seal covered with writing none could interpret. „You are startled? Yes, it is the Flagon! Watch, if you wish, for you may not see when I am finished with you.“ She drained the very dregs, and flung the stopper in her captive’s face. For a long moment there was no change apparent in her flushed countenance. Then she noticeably paled. Her hair swiftly grew leaded and grey, her lips assumed a ghastly pallor, and a score of tiny wrinkles appeared on her smooth skin.
She became an old hag, quite out of place in the splendour of the throne-room.
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Der Krug der Schönheit
(Annalen der Dschinn)
von R. H. Barlow
Die Prinzessin ließ ihre langen Wimpern hängen. Sie war wirklich ziemlich hübsch, als sie das tat.
„Und du hast es mitgebracht?“ fragte sie sanft, ihre Hand stahl sich in seine. Er hustete. Sprecher zu sein, war eine heikle Aufgabe.
„Ja, Hoheit“, sagte der Mann. „Es ist hier.“ Er berührte ein kleines Päckchen neben sich auf dem Diwan.
„Und du wirst es mir geben?“ sie atmete.
Er stählte sich und antwortete: „Ihre Bedingungen sind die Freiheit des Volkes.“
Sie sprang auf. „Niemals!“
„Nicht für den Krug?“ fragte er barsch.
„Nicht einmal dafür.“ Sie überlegte es sich noch einmal und sprach langsam. „Vor fünf Jahren schickte ich eine Bande auf die Suche nach dieser fabelhaften Droge in den tief liegenden Dschungel, der die antiken Städte bedeckt, die Städte, von denen niemand weiß, wer sie gebaut hat, dort in den dampfenden Sümpfen. Männer haben gesagt, ich sei schön, doch ironischerweise verachtete mich derjenige, für den ich mein Reich zerstört habe. Da dachte ich an diese Flasche, die vor unvordenklichen Jahren hergestellt wurde und in der Legende die Essenz der Schönheit enthielt. Vielleicht, dachte ich, mit diesem Ich könnte ihn von meinem Rivalen gewinnen. Heute bist du zurückgekehrt, erfolgreich, das gewähre ich dir, und fordere die Herabsetzung meiner Macht für das, was ich wünsche. Mir wurden bittere Dinge gesagt – dass ich gnadenlos und tyrannisch regiert habe. Das habe ich, aber Ich kümmerte mich wenig um Staatsangelegenheiten, seit ich mich in meinen Prinzen verliebt hatte. Er hat es versäumt, mir eine Demütigung aufzuerlegen, aber ich kann ihn nicht vergessen. In der Nacht meines Pfauenfestes spottete er über die unbezahlbaren Speisen und fütterte seinen Affen damit Die Dachrinnenratte, für die er eine Vorliebe hat, zu unterhalten s ihn am geschicktesten, aber er teilt sie mit den Soldaten. Er zieht ihren blumigen Charme mir vor. Das verstehe ich nicht, aber ich befehle dir, gib mir diesen Krug.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein, Majestät, ich kann ihren Glauben nicht verraten. Das Fieber hat in diesen bröckelnden Ruinen viele Leben gekostet.“
„Ich warne dich, ich bin verzweifelt“, sagte sie herrisch, „gib, oder ich nehme.“
Er senkte den Blick und schwieg. Als sie sah, dass er unnachgiebig war, machte sie eine Geste mit dem Kopf, und ein Sklave trat aus der mit Vorhängen versehenen Nische. „Bring diesen Mann in den Raum der Schmerzen“, befahl sie. Bestürzt versuchte er, das zerbrechliche Schiff auf die Fliesen zu schmettern, aber der Blackamoor entriss ihm geschickt den Griff.
Die Prinzessin lachte wahnsinnig.
„Meine Männer haben gut daran getan, dich ihm vor der Nase wegzustehlen, mein Weib“, höhnte sie die hilflose Frau zu ihren Füßen an. „Lass mich diese karminroten Lippen darüber lächeln sehen!“ fügte sie verächtlich hinzu und brach das alte Siegel, das mit Schriften bedeckt war, die niemand interpretieren konnte. „Du bist erschrocken? Ja, es ist der Krug! Pass auf, wenn du willst, denn du wirst vielleicht nicht sehen, wann ich mit dir fertig bin.“ Sie entleerte den Bodensatz und schleuderte den Stöpsel in das Gesicht ihres Gefangenen. Für einen langen Moment war in ihrem geröteten Gesicht keine Veränderung erkennbar. Dann wurde sie merklich blass. Ihr Haar wurde schnell bleiern und grau, ihre Lippen nahmen eine gespenstische Blässe an, und auf ihrer glatten Haut erschienen Dutzende winziger Fältchen.
Sie wurde zu einer alten Hexe, ganz fehl am Platz in der Pracht des Thronsaals.
—————————–
The Sacred Bird
Annals of the Jinns—4
by R. H. Barlow
There appeared one day in the market-place of Ulathia a most peculiar fowl which fell exhausted from the skies. Its plumage was of brilliant hue, and despite its confusion, a wise and knowing look was seen within the orange eyes. After resting a moment, it fluttered about the square, entering the various shops in a proprietary manner and finally settled in that of a sweetmeat dealer. Soon all the tradesfolk hurried across the cobble-stones to see this gaudy visitor and to feed it many tid-bits. Not in the least bothered by its admiring audience, it permitted its head to be scratched and petted as it ate.
In time, the news spread through the thatched houses to the ears of the Imperial Council, all of which laid down their pens and came in a body to view it. It was discovered by them greedily eating a preserved orange-rind, a meal varied by occasional pecks at a nut. Having already devoured odds and ends of all sorts, it was no longer hungry, and even as they panted in, it fell asleep. When the crowd drew aside to admit the rotund Council, it complained loudly.
„Gwarn arf ’n chase y’self!“ commanded the half-awake bird. „Gwarn arf,“ it repeated, fluttering its wings and adjusting for a nice nap. It then uttered a rasping incoherency and dozed off placidly. The people drew back whispering excitedly. „A demon!“ averred one. This brought a chorus of dissention among the others. „An angel…. Just a trick…. Who ever heard of a bird talking?… A magician in disguise…. What has happened?… Still thy tongue, neighbor….“
… The head of the Council, a gray-beard notoriously superstitious, cleared his threat and a silence fell over all present. „My friends,“ he gurgled happily, „My dear friends and fellow citizens! This is an occasion of undoubted significance in the annals of our fair city, equalled only by that of, as you doubtless will realize, early in the reign of—rather; to continue; In other words, my dear friends,“ he began over, unable to sustain the sentence any longer, „To make it clear to all concerned, this is, I believe, and no one, I hope, would contradict me, I have occasion to think—“ Here his voice lowered to a whisper and ended in a triumphant shout, „A Messenger sent to guide us!“ He leered cheerfully at the mob. „Therefore, let us convey it in state to the City Hall to rule us as it sees fit!“
Which was forthwith done amid much celebration, and the chattering of the escaped parrot from that day guided the fortunes of the city of Ulathia, interpreted by the Ruler and his Council as they desired.
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Der heilige Vogel
Annalen der Dschinn – 4
von R. H. Barlow
Eines Tages erschien auf dem Marktplatz von Ulathia ein höchst merkwürdiges Geflügel, das erschöpft vom Himmel fiel. Sein Gefieder war von brillanter Farbe, und trotz seiner Verwirrung war ein weiser und wissender Blick in den orangefarbenen Augen zu sehen. Nachdem es sich einen Moment ausgeruht hatte, flatterte es über den Platz, betrat die verschiedenen Geschäfte auf proprietäre Weise und ließ sich schließlich in dem eines Süßigkeitenhändlers nieder. Bald eilten alle Händler über das Kopfsteinpflaster, um diesen bunten Besucher zu sehen und ihm viele Leckerbissen zu füttern. Von seinem bewundernden Publikum nicht im Geringsten gestört, ließ es sich beim Fressen den Kopf kraulen und streicheln.
Mit der Zeit verbreitete sich die Nachricht durch die strohgedeckten Häuser bis zu den Ohren des kaiserlichen Rates, die alle ihre Stifte niederlegten und in einer Gruppe kamen, um es zu sehen. Es wurde von ihnen entdeckt, als sie gierig eine eingelegte Orangenschale aßen, eine Mahlzeit, die durch gelegentliches Picken einer Nuss variiert wurde. Nachdem es bereits allerlei Krimskrams verschlungen hatte, war es nicht mehr hungrig, und noch während sie keuchten, schlief es ein. Als die Menge beiseite trat, um den runden Rat einzulassen, beschwerte sie sich lautstark.
„Gwarn arf ’n jagen Sie sich selbst!“ befahl der halbwache Vogel. „Gwarn arf“, wiederholte es, flatterte mit den Flügeln und bereitete sich auf ein schönes Nickerchen vor. Dann stieß es einen krächzenden Unzusammenhang aus und döste friedlich ein. Die Leute wichen aufgeregt flüsternd zurück. „Ein Dämon!“ beteuerte. Dies brachte einen Chor der Meinungsverschiedenheit unter den anderen hervor. „Ein Engel…. Nur ein Trick…. Wer hat jemals von einem Vogel gehört?… Ein Zauberer in Verkleidung…. Was ist passiert?… Immer noch deine Zunge, Nachbar…“
… Der Vorsitzende des Rates, ein grauhaariger, notorisch abergläubischer Mann, wehrte seine Drohung ab, und es herrschte Schweigen über alle Anwesenden. „Meine Freunde“, gluckste er glücklich, „meine lieben Freunde und Mitbürger! Dies ist ein Anlass von unbestrittener Bedeutung in den Annalen unserer schönen Stadt, der nur von dem gleichgestellt wird, der, wie Sie zweifellos erkennen werden, zu Beginn der Herrschaft von – vielmehr; fortzufahren; Mit anderen Worten, meine lieben Freunde“, begann er von neuem, unfähig, den Satz länger auszuhalten, „um allen Beteiligten klar zu machen, dass dies, glaube ich, und niemand, wie ich hoffe, widersprechen würde Ich habe Gelegenheit zu denken …“ Hier senkte sich seine Stimme zu einem Flüstern und endete in einem triumphierenden Ruf: „Ein Bote, der gesandt wurde, um uns zu führen!“ Er grinste den Mob fröhlich an. „Deshalb lasst uns es dem Rathaus übergeben, damit es uns regieren kann, wie es es für richtig hält!“
Was unter vielen Feierlichkeiten sofort geschah, und das Geschwätz des entflohenen Papageis von diesem Tag leitete die Geschicke der Stadt Ulathia, interpretiert vom Herrscher und seinem Rat, wie sie es wünschten.
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The Tomb of the God
Annals of the Jinns—5
by R. H. Barlow
For four days, the band of explorers from Phoor had been excavating the ancient and immemorial tomb of Krang on the edge of the desert. The sands had been blowing ceaselessly, even as they had done since before the coming of man to that far land. The tomb was built long before any human walked the face of the world, built by evil powers that had reigned unchecked in that unthinkably ancient day, when all the desert had been a verdant garden through which stalked great yellow giants of small intelligence, but of prodigious strength, that had built the tower and the city of the ancient and most powerful Lord Krang. And even before that Krang had been; he had been for aeons, and in turn had come from a strange planet, it was told in tradition and runes inscribed in a dead language, the language of Old Gods, and in the time when dark magical powers had battled for possession of the universe. And Krang had won, Krang the old one, the monstrous brown leathern thing that planned and ruled and malefically twisted the futures of worlds. But the time came that none had foreseen and Krang the ancient fell into a semblance of death, though his flesh rotted not, nor did his aspect change. So the people of the earth gathered together and conveyed him in a giant funeral procession to the enormous tomb carven from living blue stone in the side of the mountain, and they sealed him in and forever departed from his company. And the years and the decades and the centuries and the aeons unthinkable came and went, and the sands swirled over the mouth of the tomb, and the door was obliterated, and none knew where Krang the Elder God lay in stupendous slumber.
Then audacious mortals had unwittingly found traces of this mausoleum that even legend had discredited, and they had resolved to open it and seek the great body of the old thing that had laid unmoving since the world was young and green, lain while the prolific vegetation died and the sand crept upon the land and laid it into barrenness.
It was said that there had been sealed up in Krang’s tomb treasures that made avarice pale and gems the like of which no longer existed, jewels from far worlds of the dawn of time, worlds that had died and returned again—and the strange manuscripts with the Hsothian chants upon them, and other equally desirable objects. Therefore, many had set out to reach the far site of the old tomb, but few had reached it. Some had perished, slain by the hateful green devil things that lay beneath the surface of the sand in wait for unwary persons, and that sprang up to drag their victims to a horrible death. Some reached their goal and scratched and chipped the tight sealed entrance, but it was as the gnawing of rats, and before they could do more, they had mysteriously vanished from human ken, nor had they ever been heard of afterwards. Yet this did not discourage others from emulating for the desire for power will lead men far, and power there was in the tomb.
So again men were engaged in laboriously chipping away the obstruction and making slight headway, when one of their members chanced upon an orifice in the rock into which he thrust his arm curiously. Beyond he touched something, and lo! The great door grated outwards, inexorably, ruthlessly, and ground him horribly into the stone sill, leaving naught save an unpleasant smear of brown and a dank smell came forth, and the door was opened. Paralyzed, the survivors did not act until it had swung firmly back into place and was immovable save by a repetition of the catastrophe. So, though they could spare him ill, the others forced one of their brown slave-men from distant Leek to do this suicidal act; and he whimpered, and would have not, but they discouraged this by subtle and hastily improvised tortures, and he eventually complied.
They stepped delicately over the smear and caught the door; placing an obstruction in the way, so that it might stay open. And then they entered, the first living things in that place since their race had appeared.
The air was foul with the odor of a newly dried sea bed, and the stench was unlike that of anything within their ken. All about the giant vault were great chunks of richly coloured gems cut in curious facets, with cryptic inscriptions upon each. But the central object was the tomb of Lord Krang, where his great body reposed upon a slab of figured chalcedony. He was terrible to gaze upon, for even after the immense period, he still held semblance of the horrifying aspect that was traditionally assigned unto him.
And the explorers that had entered gathered around him for a moment in awe, but they were distracted by the infinite wealth that lay carelessly about. They became slightly affected by it, into a type of madness, and with repulsive amour and fetishism, they stroked the jewels and clung unto them.
But what happened then none can tell, for their two fellows standing guard beyond the entrance heard a peculiar sound that seemed as a slither then a scream, then the door shut again, and although the obstructing block was not touched by them, it had moved.
…’…’…
And Krang’s tomb was again covered by the drifts; nor even after that brief glimpse of infinite wealth did any man of Phoor venture near.
For the Lord Krang had roused from his long sleep, and feasted.
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Das Grab des Gottes
Annalen der Dschinn – 5
von R. H. Barlow
Vier Tage lang hatte die Gruppe von Forschern aus Phoor das alte und uralte Grab von Krang am Rande der Wüste ausgegraben. Der Sand war unaufhörlich geweht worden, so wie er es schon getan hatte, bevor Menschen in dieses ferne Land kamen. Das Grab wurde gebaut, lange bevor ein Mensch das Angesicht der Welt betrat, gebaut von bösen Mächten, die in jenen unvorstellbar alten Tagen unkontrolliert geherrscht hatten, als die ganze Wüste ein grüner Garten gewesen war, durch den große gelbe Riesen von geringer Intelligenz, aber von Intelligenz pirschten ungeheure Kraft, die den Turm und die Stadt des alten und mächtigsten Lord Krang erbaut hatte. Und sogar davor war Krang gewesen; Er war seit Äonen da und war seinerseits von einem fremden Planeten gekommen, hieß es in Überlieferungen und Runen, die in eine tote Sprache eingeschrieben waren, die Sprache der Alten Götter, und in der Zeit, als dunkle magische Mächte um den Besitz des Universums gekämpft hatten . Und Krang hatte gewonnen, Krang der Alte, das monströse braune Lederding, das die Zukunft der Welten geplant und regiert und bösartig verdreht hatte. Aber die Zeit kam, die niemand vorhergesehen hatte, und Krang der Alte fiel in einen Schein des Todes, obwohl sein Fleisch nicht verfaulte, noch sein Aussehen sich veränderte. Also versammelten sich die Menschen der Erde und brachten ihn in einem riesigen Leichenzug zu dem riesigen Grab, das aus lebendigem blauem Stein in der Seite des Berges gehauen war, und sie schlossen ihn ein und verließen für immer seine Gesellschaft. Und die Jahre und die Jahrzehnte und die Jahrhunderte und die unvorstellbaren Äonen kamen und gingen, und der Sand wirbelte über der Öffnung des Grabes, und die Tür wurde ausgelöscht, und niemand wusste, wo Krang der ältere Gott in einem erstaunlichen Schlummer lag.
Dann hatten kühne Sterbliche unwissentlich Spuren dieses Mausoleums gefunden, das sogar Legenden in Verruf gebracht hatten, und sie hatten beschlossen, es zu öffnen und den großen Körper des alten Dings zu suchen, das regungslos dagelegen hatte, seit die Welt jung und grün war, gelegen, während die üppige Vegetation starb und der Sand kroch auf das Land und machte es unfruchtbar.
Es wurde gesagt, dass in Krangs Grab Schätze versiegelt waren, die den Geiz verblassen ließen, und Edelsteine, die es nicht mehr gab, Edelsteine aus fernen Welten des Anbeginns der Zeit, Welten, die gestorben und wieder zurückgekehrt waren – und die seltsamen Manuskripte mit die Hsothianer besingen sie und andere gleichermaßen begehrenswerte Objekte. Daher hatten sich viele auf den Weg gemacht, um die andere Seite des alten Grabes zu erreichen, aber nur wenige hatten es erreicht. Einige waren umgekommen, getötet von den hasserfüllten grünen Teufelsdingern, die unter der Oberfläche des Sandes auf unvorsichtige Personen lauerten und die aufsprangen, um ihre Opfer in einen schrecklichen Tod zu reißen. Einige erreichten ihr Ziel und zerkratzten und zerkratzten den dicht verschlossenen Eingang, aber es war wie das Nagen von Ratten, und bevor sie mehr tun konnten, waren sie auf mysteriöse Weise aus dem menschlichen Bewusstsein verschwunden, und man hatte danach nie wieder von ihnen gehört. Doch dies hielt andere nicht davon ab, es ihm gleichzutun, denn der Wunsch nach Macht wird die Menschen weit führen, und Macht war im Grab.
So waren wieder Männer damit beschäftigt, das Hindernis mühsam wegzuschlagen und leichte Fortschritte zu machen, als einer ihrer Mitglieder zufällig auf eine Öffnung im Felsen stieß, in die er neugierig seinen Arm stieß. Dahinter berührte er etwas, und siehe da! Die große Tür knirschte unaufhaltsam und rücksichtslos nach außen und drückte ihn schrecklich gegen die Steinschwelle, wobei nichts zurückblieb als ein unangenehmer brauner Fleck und ein feuchter Geruch stieg auf, und die Tür wurde geöffnet. Gelähmt reagierten die Überlebenden nicht, bis es wieder fest eingeschwenkt und außer durch eine Wiederholung der Katastrophe unbeweglich war. Obwohl sie ihn krank machen konnten, zwangen die anderen einen ihrer braunen Sklaven aus dem fernen Leek zu dieser selbstmörderischen Tat; und er wimmerte und hätte es nicht getan, aber sie entmutigten dies durch subtile und hastig improvisierte Folterungen, und er gehorchte schließlich.
Sie traten vorsichtig über den Fleck und hielten die Tür; ein Hindernis in den Weg stellen, damit es offen bleiben kann. Und dann traten sie ein, die ersten Lebewesen an diesem Ort, seit ihre Rasse aufgetaucht war.
Die Luft war verdorben vom Geruch eines frisch ausgetrockneten Meeresbodens, und der Gestank war anders als alles in ihrem Bekanntenkreis. Überall um das riesige Gewölbe herum lagen große Brocken reich gefärbter Edelsteine, die in merkwürdige Facetten geschliffen waren und jeweils kryptische Inschriften trugen. Aber das zentrale Objekt war das Grab von Lord Krang, wo sein großer Körper auf einer Platte aus gemasertem Chalcedon ruhte. Es war schrecklich, ihn anzusehen, denn selbst nach der immensen Zeit hatte er immer noch den Anschein des schrecklichen Aspekts, der ihm traditionell zugeschrieben wurde.
Und die Entdecker, die eingetreten waren, versammelten sich für einen Moment voller Ehrfurcht um ihn, aber sie waren abgelenkt von dem unendlichen Reichtum, der achtlos herumlag. Sie gerieten dadurch leicht in eine Art Wahnsinn, und mit abstoßender Liebe und Fetischismus streichelten sie die Juwelen und klammerten sich an sie.
Aber was dann geschah, kann niemand sagen, denn ihre beiden Kameraden, die hinter dem Eingang Wache standen, hörten ein eigenartiges Geräusch, das wie ein Rutschen aussah, dann ein Schrei, dann schloss sich die Tür wieder, und obwohl der blockierende Block von ihnen nicht berührt wurde, hatte er sich bewegt .
…’…’…
Und Krangs Grab wurde wieder von den Verwehungen bedeckt; auch nach diesem kurzen Anblick des unendlichen Reichtums wagte sich kein Mann von Phoor in die Nähe.
Denn der Lord Krang war aus seinem langen Schlaf erwacht und hatte geschlemmt.
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The Flower God
by R. H. Barlow
Annals of the Jinns—6
Alair, the ruler of Zaxtl, sent a present unto his enemy, the neighboring King Luud. Now such an act was unlike Alair, and had not pleasant omens. For more than a decade they had waged bitter warfare, and therefore Luud was not a little surprised to see the crimson lotus on a field of argent displayed before his gates. The messengers came unguarded in their glittering robes, and when the portcullis was withdrawn, they ascended the steps before the throne and made obeisance. The guards of Luud would have fain drawn wary swords, but the king signalled withdrawal, that he might hearken onto the emissaries.
Their gift was brought in by swarthy slave men. It proved a mani-colored flower of alien aspect, whose aromatic perfumes spread langorously through the room. Alair had sent no message save to state cryptically that here was the ruler of plants, the Flower-God, and Luud preferred not to ask the reason for this strange and lovely gift. So it was he made a long and eloquent speech of surpassing insincerity, claiming friendship between the countries, and when they had left, he set artizans constructing a dais. When this had been done, the Flower-God was set upon it in a jewel-encrusted trough; where he might lift his eyes from affairs of state and gaze upon it. And it was admired by the entire court. Only Gra, the counsellor, would have been unwilling to accept it, but he was not heeded.
But the land soon found there was something amiss, for gossip spread thru-out that a madness had come upon the king. He would lock himself in with the flower for days in succession and be oddly exhilarated upon resuming his customary life. Whispers were that he was drugged or hypnotized by the strange plant, that he performed odd and ancient rites before it—rites that were not good and were avoided by even necromancers. Truly, he had developed an abnormal passion for it, and there were obviously mysterious happenings afoot. In time, he was observed to make unwise decisions after he had been alone with the Flower-God, and he would pause in the midst of trite affairs and go over to it, lovingly strolling the tendrils and closing his eyes as if listening. But there was nothing audible save the rustle of the vibrant petals.
The country did not improve through these unusual activities. Affairs assumed a turbulent state; lawlessness prevailed. After a time, the traitorous openly denounced Luud, and there were few who did not sympathize. Those bolder even went so far as to suggest that Alair, the adjacent ruler, rule in his stead. But the king seemed entirely apathetic regarding this, or anything save the Flower-God and its unholy lure.
Meanwhile, Alair waited, smiling.
Had not the venerable Chancellor, Gra, chosen to intervene, the land would have fast gone to ruin. But he was wise, and took heed of the ultrasensual lure the blossom held for his ruler. Therefore, he saw the futility of attempting to restrain or interfere in any ordinary manner, and consequently resolved upon action that would forever break the reign of the unholy plant. In fine, he determined to destroy the Lord of Flowers.
Having made his plans, the following day he noiselessly entered the throne-room, with a long grim knife concealed beneath his scarlet robe. The king did not heed him, for he was enthralled, beyond human affairs. But the plant sensed the presence of the intruder, and perhaps it half-knew his purpose, for the fleshy leaves writhed animatedly, and the green spines stood erect. Yet it did not arouse the entranced supplicant, and the hundred little viper tongues could not ward off the blows of the blade that Gra wielded so judiciously. The swollen blossom was rent and gashed in numberless places before the emperor became aware of it. It was too late then, for great yellow drops of sickening ickor slowly coursed down the drooping vines and the bloom itself was purpling fast.
Then it was the king staggered a moment and stared long at his Chancellor in a dazed manner. And Gra was thankful, for the light of madness was dying out, even as the plant faded.
The Flower-God was dead.
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Der Blumengott
von R. H. Barlow
Annalen der Dschinn – 6
Alair, der Herrscher von Zaxtl, schickte seinem Feind, dem benachbarten König Luud, ein Geschenk. Nun, eine solche Tat war anders als Alair und hatte keine angenehmen Vorzeichen. Mehr als ein Jahrzehnt lang hatten sie einen erbitterten Krieg geführt, und deshalb war Luud nicht wenig überrascht, den purpurroten Lotus auf einem silbernen Feld vor seinen Toren ausgestellt zu sehen. Die Boten kamen unbewacht in ihren glitzernden Gewändern, und als das Fallgitter zurückgezogen war, stiegen sie die Stufen vor dem Thron hinauf und verneigten sich. Die Wachen von Luud hätten gern vorsichtige Schwerter gezogen, aber der König signalisierte den Rückzug, um auf die Abgesandten zu hören.
Ihre Gabe wurde von dunkelhäutigen Sklaven gebracht. Es erwies sich als eine manifarbene Blume von fremdartigem Aussehen, deren aromatische Düfte sich träge im Raum ausbreiteten. Alair hatte keine Nachricht geschickt, außer um kryptisch zu erklären, dass hier der Herrscher der Pflanzen sei, der Blumengott, und Luud zog es vor, nicht nach dem Grund für dieses seltsame und schöne Geschenk zu fragen. So hielt er eine lange und beredte Rede, in der er die Unaufrichtigkeit übertraf und die Freundschaft zwischen den Ländern behauptete, und als sie gegangen waren, ließ er Handwerker ein Podest errichten. Als dies geschehen war, wurde der Blumengott in einem juwelenbesetzten Trog darauf gesetzt; wo er seine Augen von Staatsangelegenheiten erheben und darauf blicken könnte. Und es wurde vom gesamten Hof bewundert. Nur Gra, der Berater, hätte es nicht akzeptiert, aber er wurde nicht beachtet.
Aber das Land stellte bald fest, dass etwas nicht stimmte, denn Gerüchte verbreiteten sich, dass ein Wahnsinn über den König gekommen war. Er würde sich tagelang mit der Blume einschließen und seltsam erheitert sein, wenn er sein gewohntes Leben wieder aufnahm. Es wurde gemunkelt, dass er von der seltsamen Pflanze betäubt oder hypnotisiert wurde, dass er seltsame und uralte Riten vor ihr durchführte – Riten, die nicht gut waren und sogar von Nekromanten vermieden wurden. Er hatte wirklich eine ungewöhnliche Leidenschaft dafür entwickelt, und offensichtlich waren mysteriöse Dinge im Gange. Mit der Zeit wurde beobachtet, dass er unkluge Entscheidungen traf, nachdem er mit dem Blumengott allein gewesen war, und er würde inmitten banaler Angelegenheiten innehalten und sich darauf begeben, liebevoll zwischen den Ranken wandern und die Augen schließen, als ob er lauschen würde. Aber außer dem Rascheln der leuchtenden Blütenblätter war nichts zu hören.
Das Land verbesserte sich durch diese ungewöhnlichen Aktivitäten nicht. Die Angelegenheiten nahmen einen turbulenten Zustand an; Gesetzlosigkeit herrschte. Nach einiger Zeit denunzierten die Verräter Luud offen, und es gab nur wenige, die nicht mitfühlten. Die Mutigeren gingen sogar so weit, vorzuschlagen, dass Alair, der benachbarte Herrscher, an seiner Stelle regiere. Aber der König schien diesbezüglich völlig apathisch zu sein, oder irgendetwas außer dem Blumengott und seiner unheiligen Verlockung.
Währenddessen wartete Alair lächelnd.
Hätte der ehrwürdige Kanzler Gra nicht eingegriffen, wäre das Land schnell verfallen. Aber er war weise und achtete auf die übersinnliche Verlockung, die die Blüte für seinen Herrscher hatte. Daher sah er die Vergeblichkeit des Versuchs, sich auf gewöhnliche Weise zurückzuhalten oder einzumischen, und entschloss sich folglich zu einer Handlung, die die Herrschaft der unheiligen Pflanze für immer brechen würde. Kurzum, er beschloss, den Herrn der Blumen zu vernichten.
Nachdem er seine Pläne geschmiedet hatte, betrat er am nächsten Tag geräuschlos den Thronsaal, mit einem langen, grimmigen Messer, das unter seiner scharlachroten Robe verborgen war. Der König beachtete ihn nicht, denn er war fasziniert, jenseits menschlicher Angelegenheiten. Aber die Pflanze spürte die Anwesenheit des Eindringlings und kannte vielleicht halbwegs seine Absicht, denn die fleischigen Blätter wanden sich lebhaft und die grünen Stacheln standen aufrecht. Doch es erregte den verzückten Bittsteller nicht, und die hundert kleinen Schlangenzungen konnten die Hiebe der Klinge, die Gra so klug führte, nicht abwehren. Die geschwollene Blüte war an unzähligen Stellen zerrissen und aufgeschlitzt, bevor der Kaiser es bemerkte. Dann war es zu spät, denn große gelbe Tropfen von widerlichem Ikor liefen langsam die herabhängenden Ranken hinab, und die Blüte selbst färbte sich schnell purpurn.
Dann war es der König, der einen Moment lang schwankte und seinen Kanzler lange benommen anstarrte. Und Gra war dankbar, denn das Licht des Wahnsinns erlosch, während die Pflanze verblasste.
Der Blumengott war tot.
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The Little Box
by R. H. Barlow
Annals of the Jinns—7
On the planet called Loth, in the Seventh City, there lived a semi-savage known as Hsuth. He had been captured in his youth by the fearless raiders of Phargo, but popular demand later caused the release of all the beings that once formed an interesting collection of the larger animals. So it was that one might have had for a neighbor anything from one of the reddish parrot-people from the far-away isle of Hin to a pale blue octopus-thing from the dried sea-bed of Innia. Hsuth, it is to be stated, was neither, being merely one of the common-place brown tailed men from Leek. He was, as are most savages, very inquisitive, and one day after returning from the ridna-zat works (wherein were manufactured first class ornaments to be worn in the nose) he espied a small black box in the window of a money-lender—a box whose curious carvings and tightly closed lid brought up many questions. When the dealer refused to open it for him his curiosity was doubly whetted, so that he purchased it (after unavoidable delay and expected haggling) thereby parting with the earnings of a week.
Returning home with his prize he managed to slip past a street-brawl and get inside his house—a three-towered affair resembling an ill-fitted layer cake, each successive story being smaller than the one upon which it reposed.
Bolting the door he then tried to force the lid open. But it resented this move on his part, and showed it by pinching his finger violently. This caused him to fling it against the wall. It came to the floor with a dull thud and the top fell off after a moment’s silence. A squeaky voice issued from the interior. „—press the control marked A and the machine will come to him no matter where it is. I am making three boxes similar to this and hope that someone will gain some benefit, for I haven’t. Anyone finding this is directed to press the control marked A and the machine will come to him no matter where it is iammakingthree-e-e-E-EEE Yah psuhutthush!“ declared the little box. As Hsuth did not understand what was said, it is to be feared the directions were lost upon him, yet some demon directed his finger to the control marked A. Perhaps it was because all the other buttons were hopelessly jammed into the wood.
Nothing happened, and Hsuth disappointedly threw the box through the window where it landed upon the head of a prominent citizen, causing that worthy unwonted irritation.
And Hsuth forgot about the box and the fraudulent control marked A, not knowing that ten million miles away the machine was battering ceaselessly at its bonds, striving to escape and answer the long-awaited call—which it never quite managed to do.
But the Leerians gathered round with frightened eyes to watch the reanimation of the god of the forefathers on that far continent, and offered up sacrifices in the form of decrepit inhabitants and those who would have had them doubt their deity.
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Die kleine Kiste
von R. H. Barlow
Annalen der Dschinn – 7
Auf dem Planeten Loth in der Siebten Stadt lebte ein Halbwilder namens Hsuth. Er war in seiner Jugend von den furchtlosen Plünderern von Phargo gefangen genommen worden, aber die Nachfrage der Bevölkerung führte später zur Freilassung aller Wesen, die einst eine interessante Sammlung größerer Tiere bildeten. So kam es, dass man alles zum Nachbarn haben konnte, von einem der rötlichen Papageienmenschen von der weit entfernten Insel Hin bis zu einem blassblauen Krakending vom ausgetrockneten Meeresboden von Innia. Hsuth, so muss man sagen, war keines von beidem, da er nur einer der gewöhnlichen Braunschwänzigen aus Leek war. Er war, wie die meisten Wilden, sehr neugierig, und eines Tages nach seiner Rückkehr aus den Ridna-zat-Werken (wo erstklassige Schmuckstücke zum Tragen in der Nase hergestellt wurden) erspähte er eine kleine schwarze Schachtel im Schaufenster eines Geldverleihers – eine Schachtel, deren kuriose Schnitzereien und fest verschlossener Deckel viele Fragen aufwarfen. Als der Händler sich weigerte, es für ihn zu öffnen, wurde seine Neugier doppelt geweckt, so dass er es (nach unvermeidlicher Verzögerung und erwartetem Feilschen) kaufte und sich damit vom Gewinn einer Woche trennte.
Als er mit seiner Beute nach Hause zurückkehrte, gelang es ihm, an einer Straßenschlägerei vorbeizuschlüpfen und in sein Haus zu gelangen – ein Gebilde mit drei Türmen, das einer schlecht sitzenden Schichttorte ähnelte, wobei jedes aufeinanderfolgende Stockwerk kleiner war als das, auf dem es ruhte.
Er verriegelte die Tür und versuchte dann, den Deckel aufzubrechen. Aber es ärgerte sich über diese Bewegung seinerseits und zeigte es, indem es ihm heftig in den Finger kniff. Dies führte dazu, dass er es gegen die Wand schleuderte. Es kam mit einem dumpfen Knall zu Boden und der Deckel fiel nach einem Moment des Schweigens ab. Eine quietschende Stimme kam aus dem Inneren. „—drücken Sie die mit A gekennzeichnete Steuerung, und die Maschine wird zu ihm kommen, egal wo sie ist. Ich mache drei ähnliche Kisten und hoffe, dass jemand davon profitieren wird, denn ich habe es nicht getan. Jeder, der dies findet, wird an die Presse verwiesen die mit A gekennzeichnete Steuerung, und die Maschine wird zu ihm kommen, egal wo sie gerade ist und drei-e-e-EEE macht Yah psuhutthush! erklärte die kleine Schachtel. Da Hsuth nicht verstand, was gesagt wurde, ist zu befürchten, dass ihm die Anweisungen entgangen sind, doch ein Dämon richtete seinen Finger auf das mit A gekennzeichnete Bedienelement. Vielleicht lag es daran, dass alle anderen Knöpfe hoffnungslos im Holz festgeklemmt waren.
Nichts geschah, und Hsuth warf die Kiste enttäuscht durch das Fenster, wo sie auf dem Kopf eines prominenten Bürgers landete und diesen würdigen, ungewohnten Ärger verursachte.
Und Hsuth vergaß die Kiste und die betrügerische Kontrolle, die mit A gekennzeichnet war, nicht wissend, dass die Maschine zehn Millionen Meilen entfernt unaufhörlich auf ihre Fesseln einschlug und versuchte, zu entkommen und den lang ersehnten Anruf zu beantworten – was ihr nie ganz gelang.
Aber die Leerianer versammelten sich mit verängstigten Augen, um die Wiederbelebung des Gottes der Vorväter auf diesem fernen Kontinent zu beobachten, und brachten Opfer in Form von gebrechlichen Einwohnern und solchen dar, die sie an ihrer Gottheit zweifeln ließen.
(Fortsetzung im nächsten Posting, da sonst zu viele Zeichen)
17. März 2023 um 23:51 Uhr
(Fortsetzung des vorigen Postings)
The Fall of the Three Cities
(Annals of the Jinns—8)
by R. H. Barlow
Far to the south of Phoor and bordering upon Yondath extends the vast jungle land. The River Oolae enters it at several points, making travel by boat difficult between Phargo on the desert its outlet in the unnamed land. Where the jungle ceases it gives way abruptly to a vast and mighty plain. This open country is now desolate and entirely uninhabited. Nothing but the six-legged and grotesque monster-things called rogii roam its interminable fields of waving grass. Yet once this lower south-land was a populous and fertile plateau, from the swampy morasses of Yondath even unto the mountains and Zath, where dwell the fungii-masters. How it came to be so barren is told in antique myth, and when people hear the fate of the land beyond the jungle they shudder and make prayers in the air with the small finger.
This then is the tale of the fall of the cities of the plain—they that were called by men Naazim, Zo, and Perenthines.
Naazim lies now a waste, nor is there any trace of Perenthines. But one can yet find ancient ruins of Zo, and the vandals of Time have not entirely effaced the elaborate carvings of amber which lie half-buried in the concealing grass near where the vast pool was once constructed in the center of the city.
The whole thing started when the magician Volnar refused to leave Perenthines. He had been a most successful and prosperous sorceror until the deplorable case of the fishwife whose hair all fell out and took root in the ground before her house. This the people took to be an evil omen, and it was really quite difficult for them to break into his low, strange house after his refusal to depart. They were all disappointed he had gone. They did not know of the black tunnel beneath where he kept his magical supplies. So after searching hopefully around the house some one set it afire, and they made merry by the embers, diverting themselves lustily during the pale night while he fled with only his vengeful thoughts for company. The curious manner of his attire together with the black-edged mantle of crimson caused him to resemble a great moth flapping across the wasteland between the cities. By the time the last flagon of wine lay untidily upon the paving before where his house once was, and while yet his pet mondal moaned inconsolably about the ashes, for his persecutors had been unable to capture the highly edible pet, Volnar arrived at the gates of Zo.
The brilliance had begun in the northern sky, and the three suns were nearly risen. Soon would the far mountains be illuminated in yellow light, and Zath shine its metal towers like the armor of a weary knight sprawled upon the hills. The black stone of the precipice directly under the fasthold served only to set it off. Soon too would the rich rice fields of cultivated vegetation gleam pleasingly and the jungle come to animated life. But not yet were the gates open, for it had been the rule in Zo to keep fast-closed, till full dawn, ever since the Night of The Monster in neighboring Droom, close unto the mountains. There was a smell of spice hanging in the air, for the breeze was small, but this loveliness was wholly wasted upon the angry little sorceror as he chaffed before the giant gate. His robe was bedraggled from the mud and he was wearied of no sleep.
„Ho, guard!“ he shouted irritably, „can you not let an honest traveler within your cursed village before high noon?“
This was on the whole a misrepresentation for his traveling was unintentional and he was by no means honest but he did not consider the moral aspect of the matter.
After a time sounds of distant shuffling reached his ears, and after prodigious squeakings and bangings a sleepy-faced man gave him entrance. Volnar entered the handsome city and made his way along the vast paving-stones of yellow and brown, and at length arrived at a lodging-house, the lighted lantern yet glimmering in the shadow of the sleeping town.
For a long time none saw the bearded little sorceror upon the streets of Zo. He purchased an old house with curious artificial gold of his own contriving—a secret of wizardry he held to be pleasingly unique—and busied himself most industriously in the dank, ill-lit cellar. Twice he ventured forth, after nightfall, to obtain certain odd ingredients from a man to whom he was known, and the man (who had no ears, but patches of fur that he concealed beneath his head-gear) saw what was up, and left the city straightaway. Volnar worked on with his charms and spells, occasionally sighing for his abandoned mondal, and frequently pondering upon his revenge.
He pottered amidst his instruments. The thin cold light streaming through a crack in the rocky ceiling was aided by that of the small fire beneath the pot of bulging iron. Yet though with even these the gloom was little disspelled, Volnar did not care, for his eyes were familiar with darkness, in which his long apprenticeship had been spent. That students of the dark lore were not appreciated had become increasingly clear to him, ever since the night of his departure from Perenthines. Consequent discretion called for subterranean quarters. These he had obtained, and thus did he work upon the Doom for Perenthines. And before he had completed the strange substance that bubbled so obscenely and which cast off the odour of fresh blood mingled with some nauseating aroma, Volnar sent a messenger to Sarall, the Lord of Worms, to obtain a certain ingredient most accessible to maggots. Frequently did he consult the parchments that were said to have been copied from the Hsothian manuscripts by a slave of the Lord Krang very long ago, and elaborate care was exercised upon the concoction.
Then, at last, it was completed, and Volnar gazed speculatively about the cellar, thinking for some time. He arose from his lengthy vigil, and poured the contents of the pot into a cylinder of unglazed pottery, deftly sealing it with enchanted gummy material of moist black. While the stuff was inside it continued to seethe audibly, although it had been off the fire for some time. And this jar he bore with extreme caution as he turned the immense iron key in the cellar door.
The sky was a starless void when he entered into the street, intent upon his mission. As he hurried through the silent city, accompanied only by his shadow, a successive lifting of vapor-mists revealed the moon of ashen blue, but it was quickly obscured again. The air was chill and in ceaseless motion, faintly disturbing his crimson robe. His footsteps echoed hollowly upon the paving, and he felt that everyone must surely hear him, but he was not accosted. A lone pedestrian abroad for no good purpose emerged from the mist abruptly, but passed Volnar unseeing and soon was lost in the fast-gathering dimness. It was very late now, and he was relieved when he approached the central part of the city with the cylinder beneath his arm, for it was increasingly heavy and the contents unruly with new animation.
Soon he reached the handsome marble pool that was the center of Zo and the marvel of the three towns, but which is now but a faint indentation in the waving grass. The water was very still, and he let the thing in the urn slide noiselessly into the pool. It sank unhurryingly to the bottom, expanding, more solid now, and drifted away in the dimly-hidden water. Whether it had moved of its own volition or was borne by a current, none but the inscrutable little man could have told. Volnar gazed after it, and apparently satisfied, departed.
He did not return to his lodging, but made directly for the mountains upon a stolen rogii which attained a remarkable speed for its bulk. And while the fate of the three cities moved slowly about the pool, the magician traveled ceaselessly towards Mt. Boriau. After the man and his steed had approximated the nearer peaks, they stopped, and Volnar knew he was within safety. Therefore he watched searchingly the far dim mass that was the grouped cities. Nothing could be discerned, but the watcher knew evil forces were at work, forces none could halt or evade save by direct flight, and who was to wake the sleeping towns? He chuckled grimly, and hoped his pet mondal was not within the doomed area. Then he made his way more slowly toward the crags of Boriau.
During this while the strange substance grew and distended in size and weight until it restlessly filled the large pool. It had assumed no definite shape, but life was unquestionably within the vast prehensile tissue that groped at the edge of its confines. It was as yet unable to release itself and venture in search of food, but the time was not distant. A chance pedestrian, with his moth-like cloak that was of the type common in those days went slowly by and did not fully realize what was happening when he saw the thing droolingly emerge from the pool. The hundred evil eyes peered loathesomely as it extended an awful limb and seized him, intent upon the process of absorbing nutrition.
Nor was that the end, for it roved the streets unsated, growing, devouring throughout the night, and in a few horrible hours had depopulated the cities that were so hostile to sorcerors….
Volnar, it is told, went unto the black crags near Zath, though discreetly distant from the inhabitants of that fearful place, and with occult aid constructed for himself a castle of black stone in a very short period, wherein he dwelt the remainder of his existence. This was not long because of his ungrateful creation’s abnormal longevity and appetite.
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Der Untergang der drei Städte
(Annalen der Dschinn—8)
von R. H. Barlow
Weit im Süden von Phoor und an der Grenze zu Yondath erstreckt sich das riesige Dschungelland. Der Fluss Oolae mündet an mehreren Stellen in ihn, was die Fahrt mit dem Boot zwischen Phargo in der Wüste und seiner Mündung in das unbenannte Land erschwert. Wo der Dschungel aufhört, weicht er abrupt einer weiten und mächtigen Ebene. Dieses offene Land ist jetzt öde und völlig unbewohnt. Nichts als die sechsbeinigen und grotesken Ungeheuer namens Rogii durchstreifen die endlosen Felder wogenden Grases. Doch einst war dieses niedrigere Südland eine bevölkerungsreiche und fruchtbare Hochebene, von den sumpfigen Sümpfen von Yondath bis zu den Bergen und Zath, wo die Meister der Pilze wohnen. Wie es dazu kam, dass es so karg wurde, erzählt der antike Mythos, und wenn die Menschen das Schicksal des Landes jenseits des Dschungels hören, schaudern sie und beten mit dem kleinen Finger in die Luft.
Dies ist also die Geschichte vom Fall der Städte der Ebene, die von den Menschen Naazim, Zo und Perenthines genannt wurden.
Naazim liegt jetzt verwüstet da, und von Perenthines gibt es keine Spur. Aber man kann immer noch alte Ruinen von Zo finden, und die Vandalen der Zeit haben die kunstvollen Schnitzereien aus Bernstein nicht vollständig ausgelöscht, die halb im Gras verborgen liegen, in der Nähe der Stelle, an der einst der riesige Pool im Zentrum der Stadt errichtet wurde.
Das Ganze begann, als der Magier Volnar sich weigerte, Perenthines zu verlassen. Er war ein äußerst erfolgreicher und wohlhabender Zauberer gewesen, bis zu dem beklagenswerten Fall der Fischfrau, der alle Haare ausfielen und vor ihrem Haus im Boden wurzelten. Dies hielten die Leute für ein böses Omen, und es war wirklich ziemlich schwierig für sie, in sein niedriges, fremdes Haus einzubrechen, nachdem er sich geweigert hatte, fortzugehen. Sie waren alle enttäuscht, dass er gegangen war. Sie wussten nichts von dem schwarzen Tunnel unter dem er seine magischen Vorräte aufbewahrte. Nachdem jemand das Haus hoffnungsvoll durchsucht hatte, zündete es jemand an, und sie vergnügten sich an der Glut und zerstreuten sich lustvoll während der blassen Nacht, während er nur mit seinen rachsüchtigen Gedanken nach Gesellschaft floh. Die merkwürdige Art seiner Kleidung zusammen mit dem schwarz gesäumten karmesinroten Mantel ließen ihn einer großen Motte ähneln, die über das Ödland zwischen den Städten flatterte. Als die letzte Weinflasche unordentlich auf dem Pflaster vor seinem einstigen Haus lag und sein Haustier Mondal noch immer untröstlich über die Asche stöhnte, denn seine Verfolger waren nicht in der Lage gewesen, das höchst essbare Haustier einzufangen, erreichte Volnar die Tore von Zo.
Am nördlichen Himmel hatte das Leuchten begonnen, und die drei Sonnen waren fast aufgegangen. Bald würden die fernen Berge in gelbes Licht getaucht werden und Zaths Metalltürme glänzen wie die Rüstung eines müden Ritters, der ausgestreckt auf den Hügeln liegt. Der schwarze Stein des Abgrunds direkt unter der Festung diente nur dazu, ihn abzuheben. Bald würden auch die reichen Reisfelder der kultivierten Vegetation angenehm glänzen und der Dschungel zu belebtem Leben erwachen. Aber die Tore waren noch nicht geöffnet, denn seit der Nacht des Ungeheuers im benachbarten Droom nahe den Bergen war es in Zo die Regel gewesen, bis zum Morgengrauen fest verschlossen zu bleiben. Ein Gewürzgeruch hing in der Luft, denn die Brise war schwach, aber diese Anmut ging an den zornigen kleinen Zauberer völlig verloren, als er vor dem riesigen Tor höhnte. Sein Gewand war vom Schlamm durchnässt und er hatte es satt, nicht zu schlafen.
„Ho, Wache!“ rief er gereizt, „kannst du nicht einen ehrlichen Reisenden vor Mittag in dein verfluchtes Dorf lassen?“
Dies war insgesamt eine falsche Darstellung, denn seine Reisen waren unbeabsichtigt und er war keineswegs ehrlich, aber er berücksichtigte die moralischen Aspekte der Angelegenheit nicht.
Nach einiger Zeit drangen ferne Schlurfgeräusche an seine Ohren, und nach gewaltigem Quietschen und Klopfen gewährte ihm ein Mann mit verschlafenem Gesicht Einlass. Volnar betrat die schöne Stadt und bahnte sich seinen Weg entlang der riesigen gelben und braunen Pflastersteine und erreichte schließlich ein Herbergshaus, dessen Laterne noch im Schatten der schlafenden Stadt schimmerte.
Lange sah niemand den bärtigen kleinen Zauberer auf den Straßen von Zo. Er kaufte ein altes Haus mit merkwürdigem Kunstgold seiner eigenen Erfindung – ein Geheimnis der Zauberei, das er für angenehm einzigartig hielt – und beschäftigte sich höchst fleißig in dem feuchten, schlecht beleuchteten Keller. Zweimal wagte er sich nach Einbruch der Dunkelheit hinaus, um von einem Mann, dem er bekannt war, bestimmte seltsame Zutaten zu bekommen, und der Mann (der keine Ohren hatte, sondern Fellflecken, die er unter seiner Kopfbedeckung verbarg) sah, was los war, und verließ die Stadt sofort. Volnar arbeitete weiter an seinen Zaubern und Zaubersprüchen, seufzte gelegentlich nach seinem verlassenen Mondal und grübelte häufig über seine Rache nach.
Er hantiert zwischen seinen Instrumenten. Das dünne kalte Licht, das durch einen Spalt in der Felsdecke strömte, wurde durch das kleine Feuer unter dem Topf aus prall gefülltem Eisen unterstützt. Doch obwohl selbst mit diesen die Düsternis nur wenig verflogen war, kümmerte es Volnar nicht, denn seine Augen waren vertraut mit der Dunkelheit, in der er seine lange Lehrzeit verbracht hatte. Dass Schüler der dunklen Überlieferungen nicht geschätzt wurden, war ihm seit der Nacht seiner Abreise aus Perenthines immer klarer geworden. Konsequente Diskretion erforderte unterirdische Quartiere. Diese hatte er erhalten, und so arbeitete er am Schicksal für Perenthines. Und bevor er die seltsame Substanz fertig gestellt hatte, die so obszön blubberte und den Geruch von frischem Blut verströmte, der sich mit einem ekelerregenden Aroma vermischte, schickte Volnar einen Boten zu Sarall, dem Herrn der Würmer, um eine bestimmte Zutat zu beschaffen, die für Maden am zugänglichsten ist. Häufig konsultierte er die Pergamente, von denen gesagt wurde, dass sie vor sehr langer Zeit von einem Sklaven des Herrn Krang aus den Manuskripten von Hsothian kopiert worden waren, und bei der Zubereitung wurde große Sorgfalt angewandt.
Dann war es endlich fertig, und Volnar sah sich nachdenklich im Keller um und dachte eine Weile nach. Er erhob sich von seiner langen Nachtwache und goss den Inhalt des Topfes in einen Zylinder aus unglasierter Keramik, den er geschickt mit verzaubertem Gummimaterial von feuchtem Schwarz versiegelte. Während das Zeug drin war, brodelte es hörbar weiter, obwohl es schon seit einiger Zeit vom Feuer war. Und dieses Glas trug er mit äußerster Vorsicht, als er den riesigen eisernen Schlüssel in der Kellertür drehte.
Der Himmel war eine sternenlose Leere, als er die Straße betrat, fest entschlossen, seine Mission zu erfüllen. Als er, nur von seinem Schatten begleitet, durch die stille Stadt eilte, enthüllte ein sukzessives Aufsteigen von Dunst den aschblauen Mond, der jedoch schnell wieder verdunkelt wurde. Die Luft war kühl und in unaufhörlicher Bewegung und störte leicht seine purpurrote Robe. Seine Schritte hallten hohl auf dem Pflaster wider, und er hatte das Gefühl, dass jeder ihn sicher hören musste, aber er wurde nicht angesprochen. Ein einsamer Fußgänger im Ausland ohne guten Zweck tauchte abrupt aus dem Nebel auf, ging aber an Volnar vorbei, ohne etwas zu sehen, und verlor sich bald in der sich schnell verdichtenden Dunkelheit. Es war jetzt sehr spät, und er war erleichtert, als er sich mit dem Zylinder unter dem Arm dem zentralen Teil der Stadt näherte, denn er wurde immer schwerer und der Inhalt widerspenstig mit neuer Lebhaftigkeit.
Bald erreichte er den hübschen Marmorteich, der das Zentrum von Zo und das Wunderwerk der drei Städte war, aber jetzt nur noch eine schwache Vertiefung im wogenden Gras ist. Das Wasser war sehr still, und er ließ das Ding in der Urne lautlos ins Becken gleiten. Es sank ohne Eile auf den Grund, dehnt sich aus, ist jetzt fester und treibt in dem schwach verborgenen Wasser davon. Ob es sich aus eigenem Antrieb bewegt hatte oder von einer Strömung getragen wurde, hätte niemand außer dem unergründlichen kleinen Mann sagen können. Volnar blickte ihm nach und verschwand offenbar zufrieden.
Er kehrte nicht zu seiner Unterkunft zurück, sondern machte sich auf einem gestohlenen Rogi, der für seine Masse eine bemerkenswerte Geschwindigkeit erreichte, direkt auf den Weg in die Berge. Und während sich das Schicksal der drei Städte langsam über den Teich bewegte, reiste der Zauberer unaufhörlich zum Berg Boriau. Nachdem der Mann und sein Pferd sich den näheren Gipfeln genähert hatten, hielten sie an, und Volnar wusste, dass er in Sicherheit war. Deshalb beobachtete er forschend die ferne, düstere Masse, die die gruppierten Städte waren. Nichts war zu erkennen, aber der Beobachter wusste, dass böse Mächte am Werk waren, Mächte, denen niemand Einhalt gebieten oder denen sie ausweichen konnten, außer durch direkten Flug, und wer sollte die schlafenden Städte aufwecken? Er kicherte grimmig und hoffte, dass sein Haustier Mondal nicht in dem dem Untergang geweihten Gebiet war. Dann bewegte er sich langsamer auf die Klippen von Boriau zu.
Währenddessen wuchs die seltsame Substanz und dehnte sich in Größe und Gewicht aus, bis sie unruhig den großen Pool füllte. Es hatte keine bestimmte Form angenommen, aber Leben war zweifellos innerhalb des riesigen Greifgewebes, das an den Rand seiner Grenzen tastete. Es war noch nicht in der Lage, sich zu befreien und sich auf die Suche nach Nahrung zu begeben, aber die Zeit war nicht fern. Ein zufälliger Passant mit seinem damals üblichen mottenartigen Umhang ging langsam vorbei und begriff nicht recht, was vor sich ging, als er sah, wie das Ding sabbernd aus dem Becken auftauchte. Die hundert bösen Augen spähten abscheulich, als es ein schreckliches Glied ausstreckte und ihn packte, darauf bedacht, Nahrung aufzunehmen.
Das war noch nicht das Ende, denn es zog ungesättigt durch die Straßen, wuchs, verschlang die ganze Nacht und hatte in wenigen schrecklichen Stunden die Städte entvölkert, die den Zauberern so feindlich gesinnt waren …
Volnar, so heißt es, ging zu den schwarzen Klippen in der Nähe von Zath, obwohl er sich diskret von den Bewohnern dieses furchtbaren Ortes entfernte, und baute sich mit okkulter Hilfe in sehr kurzer Zeit eine Burg aus schwarzem Stein, in der er den Rest seiner Zeit bewohnte Existenz. Dies war nicht lange wegen der ungewöhnlichen Langlebigkeit und des Appetits seiner undankbaren Schöpfung.
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The Mirror
(Annals of the Jinns—9)
by R. H. Barlow
Upon a certain day in the year of the Plague of Dragons, the Emperor of Yondath held court in his ancient palace above the crypts. Many of his subjects had come from sheer curiosity, and when he cast sentence upon Khalda, at least two of the more squeamish shuddered. For he had condemned the sorcerer Khalda to the tortures of the Green Fungi, and of course every one knew what meant. Even if they had been obtuse or ignorant of the ways of the torturers in the subterranean rooms, the austere and saturnine look upon the face of His Majesty would have implied much that was not pleasant.
But Khalda, the only pupil of the wise one Volnar, stood scornfully before the throne and gave no sign of terror, although his doom was a fabled and terrible one. He even contrived an ironic obeisance before they took him away. The two ugly slaves that held him exchanged significant looks as they silently led him out of the gorgeously-hung room. Then those who had gathered began to depart, and many resolved not to anger their ruler after that.
Khalda’s crime, it had been proclaimed, was that of high sacrilege. Not only had he sought through ancient and unwholesome magic the creation of artificial life, but he had spat upon the greenstone feet of the great idol in the market place, and asserted that the deity was impotent and its priests humbug. Perhaps this iconoclastic behavior was regretted by Khalda, since his destination was not pleasant to contemplate, but he gave no sign as the slaves led him through a series of connected chambers. Each of these dimly-lit rooms was more ancient in appearance than the one preceding, and after he had traversed some dozen, the very bricks of the wall were so slimy with old moss that they emitted a noxious odour. Likewise the passages grew steadily darker.
Legend told of the things that lay beneath the palace, and of the Head Torturer Malyat that had dwelt in his crypt for untold years without being seen by man. It was said that his face was obscured from even his victims, by an ancient and grotesque mask. On this Khalda reflected as the guards paused to light their tapers at a sconce tipped by a pool of sulphurous flame that seethed and boiled endlessly. He wondered at this, for no tracks disturbed the settled dust, yet the torch was as if newly kindled. Guided now by this melancholy light, they descended again, their torch but little dispelling the gloom. In this manner they made their way toward the lower chambers. Khalda wondered at the labor that must have gone into chiseling these chambers from the rock, and at the ponderous ornamental masonry that remained yet immovable after so long a time.
At length they came to an ultimate passage fronting a huge door of iron curiously decorated and covered with the patina of aeons. This appeared most formidable to the prisoner. It was upon this ancient portal that the guards smote with their clanging brazen swords and then retired, leaving Khalda alone. He wondered what evil thing would appear as he saw the door slowly opening.
Then, in a terrible silence that his shrieks did not wholly dispel, a metal projection not unlike a tentacle rhythmically emerged, swayed a moment, and wrapped itself about him.
And he was drawn into the chamber of Malyat.
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Four cycles of the crimson moon elapsed before rumours found their way to the ears of the emperor. A tale was told of the last creation of the sorcerer, a masterpiece of malign sorcery, that had escaped destruction by the zealots of the greenstone god.
It was said that all the work of Khalda was evil, but that this last creation was supreme. Even unto his last days he had labored and expended his talents upon a certain mirror of strange design. No man knew the purpose for which it was shapen; but it was certain that Khalda had not constructed it for the dubious vanity of reflecting his withered visage. The polished glass in it had come from the subterranean artizans of Saaldae, and it was polished and silvered by devious means. And the frame was of ebony strangely wrought with a monstrous carving. Great skill had gone into this, yet none knew its precise whereabouts, and the tales could find no definite origin.
So the Emperor had scrolls lettered in the hieroglyphs of the land, and these were posted about the capitol and all the outlying provinces. And they said that any man that could produce this mirror would have a reward bestowed upon him.
At first there came many with false claims, but a supplementary proclamation was issued, to the effect that imposters would be painfully disposed of, and thereafter the ruler was little annoyed.
But in time there came an ancient one, unbelievably filthy, and clad in garments of odorous antiquity. His face was hideously wrinkled, yet it held a certain inscrutable wisdom. This repulsive being came unto the palace gates and demanded entrance. And the guards at first laughed, and then grew angry, and would have run him through with their long lances, had not the Emperor intervened and called upon his men to desist. For he had heard the commotion and became curious. Thus admittance was granted to the beggarly person, and he entered as if he had expected this from the start.
In dignity he went, and bowed before the throne, strangely incongruous amid the richly clad servants that shrank from him in repugnance. The Emperor’s dwarf sought to make mock of the foul being, and rolled completely off his cushion in gales of false amusement; but he saw the eyes of the stranger and straightway climbed back, mumbling in a surly tone to himself.
The Emperor bade him state his mission, and the old one spoke in a manner remarkable for one so uncouth, saying, „I have brought the object you desire.“
With great interest, the Emperor bade him display it, but the old one refused, stating in tones of certainty that he wished to make a few observations first.
„I might press my claim,“ observed the Emperor, somewhat amused by this effrontery.
„I believe I have likewise the right of naming my price,“ suggested the old man.
„Truly,“ assented his majesty, „but first tell me, what is this mirror?“
„It is the mirror of Truth,“ was the reply.
„A pretty allegory,“ remarked the Monarch, and settled back.
So it was, the unclean person spoke freely in the court of the ruler.
„You will recall that this mirror was constructed by a certain sorcerer,“ he began in an unpleasant tone. „And you will also recall that this sorcerer did you a great service once … did he not, Majesty?“
The Emperor looked startled, and then very grave.
„He did … but how came you to know of this?“
„I shall elucidate when the time has come. Likewise, did you promise certain things to this sorcerer in return for his labors?“
The Emperor’s eyes smoldered with secret fury, but he said nothing.
„This you ignored, and some moons agone had the wonderworker—I believe he was referred to as a blasphemer in the sentencing—this man you had brought before you and sent to the terrible tortures of Malyat. Am I not correct?“
„That is common knowledge,“ asserted the ruler, uneasily.
„And he was taken to his doom?“
„My slaves seldom fail me.“
„I am grateful to your majesty, for truth was essential. I have the mirror here,“ said the old one, abruptly.
„What wish you in return?“
„It is yours—my payment will be given me in due time.“
And as the Emperor leaned forward, the man announced his identity and drew back his tattered robe, revealing the horror that lay beneath.
Then as the Emperor gazed in fascinated repulsion, Khalda drew forth the mirror, with its strangely shapen handle, and held it up that all might see.
And when the ruler looked therein, no man may know what was reflected, for a strange and terrible thing occurred. Some dire magic was at work, for the doom that came unto his majesty was alien to all accepted lines of death.
The End
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Der Spiegel
(Annalen der Dschinn—9)
von R. H. Barlow
An einem bestimmten Tag im Jahr der Drachenplage hielt der Kaiser von Yondath in seinem alten Palast über den Krypten Hof. Viele seiner Untertanen waren aus purer Neugier gekommen, und als er Khalda ein Urteil zuwarf, erschauerten mindestens zwei der Zimperlicheren. Denn er hatte den Zauberer Khalda zu den Qualen der Grünen Pilze verurteilt, und natürlich wusste jeder, was das bedeutete. Selbst wenn sie die Wege der Folterknechte in den unterirdischen Räumen stumpf oder unwissend gewesen wären, hätte der strenge und düstere Blick auf das Gesicht Seiner Majestät viel Unangenehmes angedeutet.
Aber Khalda, der einzige Schüler des Weisen Volnar, stand verächtlich vor dem Thron und zeigte kein Zeichen des Schreckens, obwohl sein Untergang ein sagenumwobenes und schreckliches war. Er erfand sogar eine ironische Ehrerbietung, bevor sie ihn abholten. Die beiden hässlichen Sklaven, die ihn festhielten, tauschten bedeutungsvolle Blicke aus, als sie ihn schweigend aus dem prächtig behangenen Raum führten. Dann begannen diejenigen, die sich versammelt hatten, zu gehen, und viele beschlossen, ihren Herrscher danach nicht zu verärgern.
Khaldas Verbrechen, so war es verkündet worden, war das eines hochgradigen Sakrilegs. Er hatte nicht nur durch uralte und ungesunde Magie versucht, künstliches Leben zu erschaffen, sondern er hatte auch auf die Grünsteinfüße des großen Idols auf dem Marktplatz gespuckt und behauptet, die Gottheit sei impotent und ihre Priester Humbug. Vielleicht bedauerte Khalda dieses ikonoklastische Verhalten, da es nicht angenehm war, über sein Ziel nachzudenken, aber er gab kein Zeichen, als die Sklaven ihn durch eine Reihe miteinander verbundener Kammern führten. Jeder dieser schwach beleuchteten Räume sah älter aus als der vorhergehende, und nachdem er einige Dutzend durchquert hatte, waren selbst die Ziegel der Mauer so schleimig von altem Moos, dass sie einen üblen Geruch verströmten. Ebenso wurden die Passagen immer dunkler.
Die Legende erzählte von den Dingen, die unter dem Palast lagen, und vom Oberfolterer Malyat, der unzählige Jahre in seiner Gruft gelebt hatte, ohne von Menschen gesehen zu werden. Es wurde gesagt, dass sein Gesicht sogar vor seinen Opfern durch eine uralte und groteske Maske verdeckt war. Hierüber dachte Khalda nach, als die Wachen innehielten, um ihre Kerzen an einem Wandleuchter anzuzünden, an dessen Spitze eine Lache schwefelhaltiger Flammen stand, die endlos brodelten und brodelten. Er wunderte sich darüber, denn keine Spur störte den abgesetzten Staub, und doch war die Fackel wie frisch entzündet. Jetzt von diesem melancholischen Licht geleitet, stiegen sie wieder hinab, ihre Fackel vertrieb nur wenig die Dunkelheit. Auf diese Weise gelangten sie zu den unteren Kammern. Khalda wunderte sich über die Arbeit, die in das Meißeln dieser Kammern aus dem Felsen geflossen sein musste, und über das schwerfällige verzierte Mauerwerk, das nach so langer Zeit noch immer unbeweglich blieb.
Endlich erreichten sie einen letzten Durchgang vor einer riesigen Eisentür, die seltsam verziert und mit der Patina von Äonen bedeckt war. Dies erschien dem Gefangenen höchst furchtbar. Auf dieses uralte Portal schlugen die Wachen mit ihren klirrenden Messingschwertern und zogen sich dann zurück, wobei sie Khalda allein ließen. Er fragte sich, was für ein böses Ding erscheinen würde, als er sah, wie sich die Tür langsam öffnete.
Dann, in einer schrecklichen Stille, die seine Schreie nicht ganz vertreiben konnten, tauchte rhythmisch ein Metallvorsprung auf, der einem Tentakel nicht unähnlich war, einen Moment lang schwankte und sich um ihn wickelte.
Und er wurde in die Kammer von Malyat gezogen.
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Vier Zyklen des purpurroten Mondes vergingen, bevor Gerüchte ihren Weg zu den Ohren des Kaisers fanden. Es wurde eine Geschichte über die letzte Schöpfung des Zauberers erzählt, ein Meisterwerk bösartiger Zauberei, das der Zerstörung durch die Eiferer des Grünsteingottes entgangen war.
Es wurde gesagt, dass die ganze Arbeit von Khalda böse sei, aber dass diese letzte Schöpfung überragend sei. Sogar bis zu seinen letzten Tagen hatte er gearbeitet und seine Talente für einen gewissen Spiegel von seltsamem Design aufgewendet. Niemand kannte den Zweck, für den es geformt wurde; aber es war sicher, dass Khalda es nicht für die zweifelhafte Eitelkeit konstruiert hatte, sein verwelktes Antlitz widerzuspiegeln. Das polierte Glas darin stammte von den unterirdischen Handwerkern von Saaldae, und es wurde auf raffinierte Weise poliert und versilbert. Und der Rahmen war aus Ebenholz, seltsamerweise mit einer monströsen Schnitzerei versehen. Großes Geschick war darin investiert worden, doch niemand kannte seinen genauen Verbleib, und die Geschichten konnten keinen eindeutigen Ursprung finden.
Also ließ der Kaiser Schriftrollen mit den Hieroglyphen des Landes beschriften, und diese wurden über der Hauptstadt und allen abgelegenen Provinzen angebracht. Und sie sagten, dass jeder Mann, der diesen Spiegel herstellen könnte, eine Belohnung erhalten würde.
Zuerst kamen viele mit falschen Behauptungen, aber es wurde eine ergänzende Proklamation erlassen, dass Betrüger schmerzlich beseitigt würden, und danach war der Herrscher wenig verärgert.
Aber mit der Zeit kam ein uralter, unglaublich verdreckter und in Gewänder duftender Antike gekleidet. Sein Gesicht war schrecklich runzlig, aber es barg eine gewisse unergründliche Weisheit. Dieses abstoßende Wesen kam zu den Palasttoren und verlangte Einlass. Und die Wachen lachten zuerst und wurden dann wütend und hätten ihn mit ihren langen Lanzen durchbohrt, wenn der Kaiser nicht eingegriffen und seine Männer aufgefordert hätte, damit aufzuhören. Denn er hatte den Tumult gehört und wurde neugierig. So wurde dem Bettler Einlass gewährt, und er trat ein, als hätte er dies von vornherein erwartet.
In Würde ging er und verneigte sich vor dem Thron, seltsam unpassend inmitten der reich gekleideten Diener, die vor ihm zurückschreckten. Der Zwerg des Imperators versuchte, sich über das widerliche Wesen lustig zu machen, und rollte in Stürmen falscher Belustigung vollständig von seinem Kissen; aber er sah die Augen des Fremden und kletterte sogleich zurück, mürrisch vor sich hin murmelnd.
Der Kaiser befahl ihm, seine Mission darzulegen, und der Alte sprach in einer für einen so ungehobelten Weise bemerkenswerten Weise und sagte: „Ich habe das gewünschte Objekt mitgebracht.“
Der Kaiser forderte ihn mit großem Interesse auf, es auszustellen, aber der Alte lehnte ab und erklärte in sicherem Ton, er wolle zuerst einige Bemerkungen machen.
„Ich könnte meinen Anspruch durchsetzen“, bemerkte der Kaiser, etwas amüsiert über diese Frechheit.
„Ich glaube, ich habe auch das Recht, meinen Preis zu nennen“, schlug der alte Mann vor.
„Wahrlich“, stimmte Seine Majestät zu, „aber sagen Sie mir zuerst, was ist dieser Spiegel?“
„Es ist der Spiegel der Wahrheit“, war die Antwort.
„Eine hübsche Allegorie“, bemerkte der Monarch und lehnte sich zurück.
So war es, der Unreine sprach frei im Hof des Herrschers.
„Sie werden sich erinnern, dass dieser Spiegel von einem gewissen Zauberer konstruiert wurde“, begann er in einem unangenehmen Ton. „Und Sie werden sich auch daran erinnern, dass dieser Zauberer Ihnen einmal einen großen Dienst erwiesen hat … nicht wahr, Majestät?“
Der Imperator blickte erschrocken und dann sehr ernst drein.
„Das hat er … aber wie hast du davon erfahren?“
„Ich werde es erklären, wenn die Zeit gekommen ist. Hast du diesem Zauberer auch bestimmte Dinge als Gegenleistung für seine Arbeit versprochen?“
Die Augen des Imperators glimmten vor heimlicher Wut, aber er sagte nichts.
„Das hast du ignoriert, und vor einigen Monden hatte der Wundertäter – ich glaube, er wurde in der Urteilsverkündung als Gotteslästerer bezeichnet – diesen Mann, den du vor dich gebracht und zu den schrecklichen Folterungen von Malyat geschickt hattest. Habe ich nicht recht?“
„Das ist allgemein bekannt“, behauptete der Herrscher unbehaglich.
„Und er wurde in sein Verderben gebracht?“
„Meine Sklaven lassen mich selten im Stich.“
„Ich bin Eurer Majestät dankbar, denn die Wahrheit war wesentlich. Ich habe den Spiegel hier,“ sagte der Alte abrupt.
„Was wünschen Sie sich dafür?“
„Es gehört Ihnen – meine Zahlung wird mir rechtzeitig gegeben.“
Und als sich der Imperator nach vorne beugte, gab der Mann seine Identität bekannt und zog sein zerrissenes Gewand zurück, wodurch der Schrecken enthüllt wurde, der darunter lag.
Dann, als der Imperator ihn fasziniert und angewidert ansah, zog Khalda den Spiegel mit seinem seltsam geformten Griff hervor und hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten.
Und als der Herrscher hineinsah, konnte niemand wissen, was sich widerspiegelte, denn etwas Seltsames und Schreckliches geschah. Eine schreckliche Magie war am Werk, denn das Schicksal, das über seine Majestät kam, war allen akzeptierten Todeslinien fremd.
Das Ende
26. März 2023 um 02:45 Uhr
Die englische Hörbuchversion von
ANNALS OF THE JINNS
by Robert H. Barlow
gibt es auch bei Bandcamp:
https://dunsany.bandcamp.com/album/annals-of-the-jinns
(Sowohl Streaming, als auch Download als mp3 oder flac-Datei.)
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Lovecraft Fandom Wiki -Artikel über Barlow:
https://lovecraft.fandom.com/wiki/R._H._Barlow
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In dem Buch „Eyes of the God“ findet man neben vielen anderen Texten von Barlow auch alle „Annals of the Jinns“ -Geschichten, hier auch erstmals eine elfte Geschichte namens „An Episode in the Jungle“ (ist auch im Hörbuch enthalten).
„Eyes of the God“ wurde diesseits der Jahrtausendwende (2002 oder 2003 und dann noch mal 2023 als erweiterte Zweite Auflage) von Joshi veröffentlicht.
https://www.amazon.de/s?k=Eyes+of+the+God+barlow&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=21RQUDOS1XRWP&sprefix=eyes+of+the+god+barlow%2Caps%2C77&ref=nb_sb_noss
Hier ist eine Inhaltsübersicht:
https://www.hplovecraft.com/writings/sources/eg.aspx
Greetings
Funduke