„Out of the Aeons (Aus Äonen) ist die Geschichte einer seltsamen Mumie von einer Pazifikinsel. Sie erzählt die Legende von den Einwohnern des untergegangenen Kontinents Mu und ihres yuggothianischen Gottes Ghatanothoa, dessen schierer Anblick den Betrachter buchstäblich zu Stein werden lässt.“
So fasst Lyon Sprague de Camp den Inhalt der Story in seiner Lovecraft-Biografie kurz und knackig zusammen. Das lässt freilich noch nicht erahnen, wie gut sie bei den Leserinnen und Lesern von Weird Tales ankam. Zwei Kostproben aus „The Eyrie“, dem Adlernest – dem Platz der Leserbriefe – aus der Juni-Ausgabe 1935:
B. M. Reynolds, North Adams, Massachusetts: „Ich kann Hazel Healds Arbeit gar nicht genug loben. Sie ist wahrhaftig ein weiblicher Lovecraft. Ihr Out of the Aeons ist ein Meisterwerk … Fast erwartete ich, Mr. Lovecraft würde persönlich ins Museum kommen, um dabei zu helfen, die Hieroglyphen auf der Schriftrolle und dem Zylinder zu entziffern. Bitte mehr in dieser Art von Mrs. Heald.“
John Malone, Jackson, Mississippi: „Wie macht Hazel Heald das bloß? Out of the Aeons war wie ein Meisterwerk von H. P. Lovecraft. Fast nichts von den Schrecknissen wurde beschrieben, das meiste wurde nur angedeutet, bis zum Höhepunkt, als die Enthüllung kam!“
Die Arkham Insiders meinen auch, dass Out of the Aeons durchaus ein kleines Meisterwerk ist, zumindest eine der besten Geschichten, die Lovecraft als Ghostwriter verfasste. Dass er sich intern, also unter seinen Freunden, klar dazu bekannte – dazu liefern wir in diesem Podcast viele Belege.
12. Februar 2023 um 22:02 Uhr
Vielen Dank für die neue Folge!
Ich bin total verliebt in Axels Titelbild. Herrlich grauslich! 🙂
Hazel Heald und H. P. Lovecraft:
Aus Äonen
Gelesen von Gregor Schweitzer (GM-Factory)
https://youtube.com/watch?v=gE4cFYYON7Q
Erstausgabe von „Out of the Aeons“ in Weird Tales, 25, No. 4 als PDF:
https://archive.org/details/Weird_Tales_v25n04_1935-04_jvh-sas
Die Weird Tales Juni-Ausgabe von 1935 mit den zitierten Leserbriefen findet man hier:
https://archive.org/details/Weird_Tales_v25n06_1935-06_sas
Das Auftauchen und Absinken von Landmassen im bzw. aus dem Wasser findet man als Lovecraft-Leser ja schon in „Dagon“ und „The Doom That Came to Sarnath“. Vielleicht auch noch woanders, nur dass ich ich es nicht weiss. Wem fällt noch so was bei Lovecraft ein?
Ich persönlich kam mit so etwas als Kind erstmals bei Endes „Jim Knopf“ in Berührung.
Die urtümlichste Geschichte ist wohl die von Atlantis.
Bei Googles Bildersuche gibt es, wenn man nach Ghatanothoa sucht, jede Menge schöne Ekelbilder:
https://www.google.com/search?q=Ghatanothoa&client=ubuntu&channel=fs&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwihy4vo1JD9AhXR8LsIHXIsDT4Q_AUoAXoECAEQAw&biw=1366&bih=586&dpr=1
Das von Axel getwitterte Titelbild von „Versunkene Kontinente“ von L. Sprague de Camp findet man hier:
https://twitter.com/ArkhamInsiders/status/1623989807851487233
Der Kommentar von Silke Brandt zum „N-Wort“ findet sich hier:
https://arkhaminsiders.com/blog/2023/01/29/arkham-insiders-folge-191-hazel-heald-the-winged-death/
(Ein bisschen runterscrollen!)
Ich habe auch noch Fragen:
Ich weiß, daß Mirko ein Snowball Black Ice Mikrophon benutzt
( https://twitter.com/Mr_Lovecraft/status/1619087784555208707 ).
Aber was für ein Mikrophon benutzt Axel?
Und welche Podcast Software benutzt Ihr?
Greetings
Funduke
13. Februar 2023 um 07:26 Uhr
Hallo Frank,
super, vielen Dank für die diversen Links (und dein Lob für das Bild).
Deine Frage ist notiert!
Zum Auftauchen und Absinken von Landmassen: Stimmt, „The Doom That Came to Sarnath“ ist ein guter Hinweis — daran hatte ich gar nicht mehr gedacht … ja, man darf Lovecrafts etwas unbekannteren Frühwerke nie außer Acht lassen.
Viele Grüße
Axel
12. Februar 2023 um 23:37 Uhr
Sehr schön dass ihr jetzt so viele Fragen beantwortet, ist sehr interessant zu hören. Ich bin mir ziemlich sicher dass Lovecraft durchaus angetan von eurem Podcast Projekt wäre und vielleicht sogar etwas geschmeichelt ob der ganzen Mühe die ihr in sein Werk und Leben gesteckt habt. Die Story hat mir auch ganz gut gefallen.
Grüße
13. Februar 2023 um 11:34 Uhr
Ach ja, ‚Aus Äonen‘…
Auch meiner Meinung nach, definitiv eine Variante der ‚Ruf des Cthulhu‘-Blaupause, allerdings, wie schon einmal erwähnt, für mich zu pulpig, um wirklich zu überzeugen, ähnlich wie ‚Das Grauen aus den Bergen‘ (ebenfalls zum großen Teil eine Museumsgeschichte).
Der Schrecken in ‚… Cthulhu‘ entwickelt sich in desolaten, schattenhaften Winkeln der Welt und des Geistes, erwächst langsam, aber stetig aus mythologischen Fragmenten und verstörenden Ereignissen und wirkt daher unvergleichlich stärker auf die Psyche, da der Leser den Protagonisten begleitet, sich von Bruchstück zu Bruchstück hangelt, und ihm nie wirklich voraus ist.
In ‚Aus Äonen‘ liegt hingegen alles nahezu von Anfang an offen vor einem internationalen Pressepublikum. Die grundlegende Legende von T’yok ist allzu vollständig und detailliert überliefert (in einem der diversen Bücher, die es quasi gar nicht gibt, die aber dennoch überall zu finden sind) und lässt der eigenen Fantasie kaum Raum, um sich darin zu verlieren. Offenbar allesamt polizeibekannte, internationale Kultisten stehen raunend und Weihrauch schwenkend vor dem Mumiensaal Schlange und das Ende schließlich ist äußerst absehbar.
Um kosmischen Schrecken zu induzieren und den Leser bis in seine Träume zu verfolgen, funktioniert die Erzählung für mich daher nicht wirklich, auch wenn das Schicksal der Opfer Ghatanothoas an sich ein entsetzliches ist.
Was jedoch den Unterhaltungswert, auch und gerade durch den überbordenden Fanservice und die diversen ‚Eastereggs‘ angeht, kann ich mich Euch definitiv anschließen.
Würde behaupten, es ist eine jener Geschichten, in denen Lovecraft seinem speziellen Sinn für Humor frönt und ein wenig die distinguierte Sau rauslässt, um seine Stammleser gewollt auf der Metaebene zu unterhalten und zu amüsieren.
Am Rande erwähnt bin auch ich generisch genug, um ‚Der Ruf des Cthulhu‘ meine Lieblingsgeschichte zu nennen, da es dieses Geschöpf war, welches mich überhaupt erst zu Lovecraft führte, seitdem ich METALLICAs ‚The Call of Ktulu‘ in den Achtzigern zum ersten Mal hörte und mich fragte: ‚Wer oder was ist der Kollege und warum kann man so großartige Instrumentals über ihn komponieren?‘.
Der Gang in die Stadtbücherei und der Fund des gleichnamigen Insel-Taschenbuchs waren dann der Beginn einer höchstwahrscheinlich lebenslangen Leidenschaft.
Einen Punkt möchte ich noch ergänzen, wo Ihr es schon erwähntet: Das dazugehörige Museum ist neben der eigentlichen Burg Linn und den dortigen Veranstaltungen ebenfalls sehr empfehlenswert. Insbesondere, wenn man ein Interesse für die Antike bis zum Frühmittelalter hegt. Diverse wundervolle Funde aus römisch-germanischem Kontext, ein komplettes fränkische ‚Fürstengrab‘, aber auch Exponate der moderneren Geschichte lohnen den Besuch für jeden Geistesverwandten C. D. Wards auf jeden Fall.
Abschließend möchte ich mich wie immer für Eure unermüdliche Arbeit bedanken und hätte nun auch eine Frage:
Lovecrafts Werk selbst gilt ja in großen Teilen als unverfilmbar und diverse cineastische Versuche haben dies auch mal mehr, mal weniger spektakulär untermauert. Gibt es dennoch Filme, die Eurer Meinung nach eine lovecraftesque Stimmung kosmischen Schreckens vermitteln, ohne sich explizit auf den Autor zu berufen? Mir selbst fiele da zum Beispiel Ken Russels ‚Der Höllentrip / Altered States‘ (1980) ein.
PS:
Ein ganz bestimmtes ‚Ja!‘ meinerseits zum Hörertreffen!
13. Februar 2023 um 13:50 Uhr
Ach ja, Axel, rein interessehalber: kann es sein, dass die Gesichterstele auf Deiner Zeichnung ihr Vorbild in keltischen Monumenten der Hallstatt- und La Tenezeit findet? Z.B. in der Pfalzfelder Säule oder den schaurigen Schädelpfeilern von Roquepertuse.
13. Februar 2023 um 20:48 Uhr
Hi Nils,
besten Dank für deine Einschätzung sowie die Hinweise (Museum Linn) — und deine Filmfrage, ist schon notiert!
Was aber diese Stele auf der Zeichnung angeht: Das ist ein Stempel, den ich aus unklarer Quelle seit 20 Jahren mit mir herumtrage … und irgendwie, frag mich nicht warum, kam ich auf den Gedanken, ihn hier mal wieder einzusetzen …
Viele Grüße
Axel
13. Februar 2023 um 22:49 Uhr
Faszinierend. Auf jeden Fall ein schön archaisches Design, das hier sehr gut passt.
26. Februar 2023 um 20:05 Uhr
Hier noch eine Assoziation:
Locked-in-Syndrom
https://de.wikipedia.org/wiki/Locked-in-Syndrom
Greetings
Funduke