Mit Wilfred Blanch Talman (1904 – 1986) stellen wir einen langjährigen Freund und Kollegen von Lovecraft vor – den wir eigentlich schon viel früher hätten vorstellen sollen. Talman, der zeitweise in Flatbush/New York wohnte, zählt zum inoffiziellen Kreis der KALEM-Gang und war ein begeisterter Genealoge. Gerade mit letzterem Hobby lag er ganz auf Lovecrafts Wellenlänge. Welche Interessen und Erlebnisse die beiden noch teilten: das erfahrt ihr in diesem Podcast.
Two Black Bottles (dt. u. a. „Zwei schwarze Flaschen“) ist eine typische Kollaboration zwischen einem sonst eher unbekannt gebliebenen Autor und dem stets zu Hilfsdiensten bereiten H. P. Lovecraft. Die typischen Merkmale der lovecraftschen Erzählkunst lassen sich daher auch in dieser Story finden, die 1927 in der August-Ausgabe von Weird Tales erschien.
Zu der abgebildeten Postkarten (gelaufen 1907): Abgebildet ist eine Ansicht von Tarrytown im Bundesstaate New York. Talman stammte aus dieser von Niederländern im 17. Jahrhundert besiedelten Gegend (er selbst war niederländischer Abstammung). Lovecraft besuchte Tarrytown und Sleepy Hollow im Sommer 1928 und wandelte so auf den Spuren von Washington Irving, der diesem Landstrich mit „The Legend of Sleepy Hollow“ zu einiger Bekanntheit verhalf.
Shownotes
- Wikimedia Commons: Lovecraft’s Bookplate (Ex Libris, gestaltet von W. B. Talman)
- GM Factory: H. P. Lovecraft Zwei schwarze Flaschen [Hörbuch, deutsch]
26. April 2022 um 13:09 Uhr
Sehr löblich, dass ihr den Talman hier noch nachholt. Aus meiner Sicht ist er eine der interessantesten Lovecraft-Bekanntschaften „aus der zweiten Reihe“.
Talman hatte nicht nur an der Brown studiert, sondern auch die Pulitzer School of Journalism der Universität von Columbia erfolgreich absolviert. Vorher war er bereits tief im Amateur-Journalismus verwurzelt gewesen. Er konnte seine Erfahrung dort letztlich also beruflich nutzen. Es ist recht vielsagend, dass Talman Lovecraft ursprünglich per Brief kontaktierte, um diesen um berufliche Empfehlungen zu bitten, denn Talman suchte während seiner Zeit in Providence nach einer Stelle im journalistischen / publizistischen Bereich. Auskünfte, mit denen Lovecraft nicht dienen konnte.
Laut Joshi trafen sich Lovecraft und Talman in Providence nicht, denn zu Talmans Studienzeit lebte Lovecraft in New York. Talman besuchte ihn dort und kam so in den KALEM-Kreis. Bei aller Randständigkeit ist Talman als Bekanntschaft Lovecraft dabei nicht zu unterschätzen, der Briefwechsel der beiden ist durchals als substanziell zu betrachten. Dabei scheiterte Talman nicht auf ganzer Linie, wenn es darum ging, Lovecraft zum Texten zu animieren; immerhin bekam er von Lovecraft einen kleinen Text für das Journal der Holland Society of New York.
Das Ex Libris für Lovecraft mag ich persönlich sehr gerne. Talman zeichnete auch eines für James F. Morton, das einen fackeltragenden Elefanten zeigt. Nein, nein, den Talman darf man wirklich nicht übergehen, wenn es um Lovecrafts erweiterten Bekanntenkreis geht.