Im Winter 1927/1928 fand in dem Hafenstädtchen Innsmouth in Massachusetts eine umfassende Razzia statt, die mit vielen Verhaftungen endete. Allgemein als Prohibition-Maßnahme bezeichnet, machte doch die Unterbringung der Festgenommenen stutzig: Sie wurden auf verschiedene Militärgefängnisse und sogar Konzentrationslager verteilt.
Auftakt zu der Razzia bildete der Bericht eines Informanten, der im Sommer 1927 panisch aus Innsmouth geflohen war. Dieser Informant aber ist unser Erzähler, der ankündigt, nun sein gesamtes Wissen öffentlich machen zu wollen.

Mit dieser Einleitung stellen wir einen der bekanntesten – und vielleicht auch umstrittensten – Texte Lovecrafts vor. Innsmouth ist fast schon so etwas wie ein Synonym für maritimen Horror geworden; Lovecrafts bekannte Abneigung gegen Fisch und Meeresfrüchte findet in der Erzählung ihren Niederschlag. Buchstäblich kultig sind auch seine Tiefen Wesen (Deep Ones), die ihren festen Platz im Cthulhu-Mythos eingenommen haben und den Blick weg vom Weltenraum in die See oder sogar Tiefsee lenken.
Doch wie sieht es mit der stark herabsetzenden Art und Weise aus, mit der die Fisch-Frosch-Wesen geschildert werden – und die regelmäßig einen Vergleich mit Lovecrafts Rassismus herausfordert? Dabei ist zu bedenken, dass es sich bei The Shadow over Innsmouth in erster Linie um eine phantastische Erzählung handelt, die allgemein auch in diesem Sinn rezepiert wird. Als fundierte Kulturkritik oder gar als politische Propaganda eignet sie sich unserer Meinung nach nicht – auch wenn sich eine aufmerksame Lesart nicht vollständig von Lovecrafts Weltbild frei machen kann.