The Case of Charles Dexter Ward verlangt eine sehr genaue und am besten: wiederholte Lektüre. Lovecraft bringt so viele Elemente ins Spiel, dass die geneigte Leserschaft leicht den Überblick verlieren kann … Neben der Fülle an Motiven, biografischen und allgemein historischen Bezügen ist es vor allem das teuflische Spiel, das der wieder zum Leben erweckte Joseph Curwen mit dem bedauernswerten Charles Dexter Ward treibt, das unsere Aufmerksamkeit verlangt. Wie lange ist Ward er selbst? Und ab wann übernimmt Curwen die Regie? Und was hat es mit jenem seltsamen Dr. Allen auf sich? Fürwahr: ein interessantes Versteckspiel, das uns Lovecraft hier präsentiert. Wir sind sicher, dass der Charles Dexter Ward auf der Liste der lovecraftschen Geschichten in der Gunst der Fans ziemlich weit oben steht!
22. November 2020 um 17:41 Uhr
Zur medialen Verarbeitung der Geschichte möchte ich noch Dan O’Bannons Film THE RESURRECTED (1991) empfehlen, der in Deutschland verwirrenderweise unter dem Titel EVIL DEAD – DIE SAAT DES BÖSEN erschienen ist.
Natürlich handelt es sich dabei, als Charles Band Produktion, um ein B-Movie und musste aufgrund dessen manche Raffung und Änderung erdulden. So spielt die Handlung in der Gegenwart der frühen Neunziger Jahre und Charaktere wurden weggelassen, hinzugefügt oder in andere Konstellationen gebracht, aber die Essenz blieb erhalten und ich finde, es ist eine der werkgetreuesten und charismatischsten Umsetzungen einer Lovecraftvorlage überhaupt.
Stimmungsvolle Bilder und Kulissen (gedreht in British Columbia, spielend aber in Providence), sehr robuste practical Effects und mit Chris Sarandon ein fähiger Hauptdarsteller, neben dem die anderen Charaktere allerdings ziemlich verblassen.
Ist mittlerweile bei OFDb Filmworks auf einer ordentlichen BluRay erschienen.
22. November 2020 um 18:35 Uhr
Hi Nils,
okay – einen Blick kann man ja mal auf den Streifen werfen; Danke für die Empfehlung!
Viele Grüße
Axel
24. November 2020 um 19:53 Uhr
Holla! Ein wenig muss ich aber „The Haunted Palace“ (Deutscher Titel: „Die Folterkammer des Hexenjägers“) nun in Schutz nehmen gegen die harsche und puristische Abkanzelung, die hier erfolgt, handelt es sich doch immerhin um einen Corman-Klassiker der Poe-Reihe, der – trotz der Abweichungen bezüglich der Vorlage – ein wichtiger Meilenstein des Lovecraft-Kinos ist.
Ich habe dazu mal etwas im dLG-Forum geschrieben:
https://www.deutschelovecraftgesellschaft.de/forum/thread/5763-exkurs-hpls-anf%C3%A4nge-im-film/
Von Walter de la Mares Roman „The Return“ gibt es übrigens eine schöne Ausgabe mit Joshi-Vorwort:
https://www.goodreads.com/book/show/837413.The_Return
24. November 2020 um 20:00 Uhr
So gut der Film an sich sein mag, auch als Corman-Klassiker, – das Thema Providence und Lovecrafts Biografie fallen hierbei unter den Tisch. Und so betrachtet muss der Film, so leid es mir tut, als misslungen gelten.
24. November 2020 um 20:32 Uhr
Eine legitime Sichtweise zu vertreten, brauch niemandem Leid zu tun. Die andere Seite behält sich jedoch das Recht vor, bei einem schlichten (und in der Folge doch recht allgemeingültig klingendem) „Kann man vergessen“ einmal einzuhaken.
29. November 2020 um 17:35 Uhr
Von der BBC gibt es eine schöne Hörspielfassung, auf Englisch. Die ist aufgemacht als True-Crime-Podcast und in die Gegenwart versetzt, fand ich sehr gut. Download hier: https://www.bbc.co.uk/programmes/p06spb8w/episodes/player?page=4 – die Seitenzahlen im Link mögen sich ändern, im Moment läuft die 3. Staffel (Shadow over Innsmouth; die zweite – nicht ganz so gut – war Whisperer in Darkness) und es kommen neue Episoden hinzu.
29. November 2020 um 18:25 Uhr
Besten Dank für den Hinweis und den Link, interessante Adaption!
13. Dezember 2020 um 18:18 Uhr
Hier ist ein Link zu einem Artikel in der englischen Wikipedia in Sachen „Simon Necronomicon“.
https://en.wikipedia.org/wiki/Simon_Necronomicon
In der deutschsprachigen Wikipedia findet sich etwas im Abschnitt „Nachkriegszeit“ des Artikels „Grimoire“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grimoire#Nachkriegszeit
Greetings
Funduke
29. April 2021 um 23:26 Uhr
Mirko erwähnt in dieser Episode die „allseits bekannte Geschichte“ wie Philipp K. Dick reagierte auf die Aussage, dass er statt Kurzgeschichten doch besser Romane schreiben sollte.
1) Habe dazu leider nichts gefunden, könntest du hier bitte aufklären? 🙂
2) Bitte nicht annehmen, dass alle so ein breit gefächertes literarisches Wissen haben. Früher wurden auch Bezüge zu anderen Schriftstellern wie Goethe gemacht ohne näher darauf einzugehen. Würde diesem Hinweis gerne nachgehen, aber ohne Namen der Geschichte, des Gedichts oder sonstigem Hinweis zu Ereignis im Leben der erwähnten Person komme ich leider nicht weiter.
Grüße
Pascal