From Beyond, geschrieben im November 1920, verdeutlicht exemplarisch, wie Lovecraft seine wissenschaftliche Lektüre als Basis für seine Erzählungen ausnutzte. In Zentrum der Auseinandersetzung steht das Buch Modern science and materialism des englischen Autors Hugh S. R. Elliot (1881 – 1930) von 1919. Doch werden wir uns in diesem Podcast auch mit René Descartes und seiner Erforschung der Zirbeldrüse beschäftigen. Wer sich noch einmal mit Lovecrafts Philosophie vertraut machen möchte, kann das in unseren Podcasts Nr. 28, 29 und 30.
Download: Arkham Insiders Folge 115 – From Beyond
4. Dezember 2018 um 23:11 Uhr
Hallo,
ich habe mit Freude und Spaß Eure Folge zu From Beyond gehört. Die Frage nach dem Motiv des „mad scientist“ finde ich spannend. Ich musste spontan an Machens Great God Pan denken. Auch da will ein Wissenschaftler, Dr. Raymond, schließlich das Hirn auf eine Weise manipulieren, dass eine andere Welt sichtbar/ wahrnehmbar wird. Ist bekannt, ob Lovecraft Machen 1920 schon gelesen hat?
Viele Grüße,
John
5. Dezember 2018 um 09:54 Uhr
Hallo John,
freut uns zu hören!
Machen hat Lovecraft erst im Jahr 1923 für sich entdeckt … der spielte also hier noch keine Rolle. Ansonsten fällt mir noch als generelles Beispiel eines faustischen Typen ein: Dr. Jekyll bzw. Mr. Hyde.
Viele Grüße
Axel
8. Dezember 2018 um 20:57 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, ob man die Gestalten des „faustischen Menschen“ und des „verrückten Wissenschaftlers“ so ohne weiteres gleichsetzen kann.
Der „Faustische“ strebt so sehr nach Erkenntnis, dass er auf sich bezogen jedes Maß überschreiten würde, um sie zu erlangen. Bei Goethe verkauft er dann eben seine Seele an den Teufel, um Erkenntnis zu erhalten, was ich immer als etwas romantisch-religiös eingefärbte Kritik am maßlosen Menschen verstanden habe. Aber dieser „Faustische“ ist kein Irrer, der auch andere gefährdet und opfert, um seine Ziele zu erreichen, oder?
Das würde ich gern zur Diskussion stellen.
9. Dezember 2018 um 10:48 Uhr
Hallo Nils,
ich würde sie auch nicht gleichsetzen wollen. Doch ein gemeinsamer Wesenszug ist unübersehbar: nämlich der des unmoralischen Wissenschaftlers, der Forschung und Erkenntnis missbraucht – um sich selbst Nutzen zu bringen. Dieser Nutzen freilich kann immer etwas anderes sein: die Befriedigung von Rachegelüsten (Tillinghast) oder die Befriedigung persönlicher Wünsche (Faust) oder das Ausleben geheimer Wünsche und Triebe (Jekyll/Hyde).
Zwar hat sich der Begriff des mad – verrückten/irren – scientist etabliert. Doch sehe ich hier ebenfalls Nährboden für eine weitere Diskussion. Denn was heißt schon verrückt? Heute versteht man unter diesem saloppen Begriff verschiedene, komplexe Krankheitsbilder. Ich bin beileibe kein Experte, doch unser Tillinghast scheint mir an etwas wie einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu leiden. Und vielleicht trägt er auch psychopathische Züge?