[mashshare]
Das Jahr 1922 beginnt für Lovecraft arbeitsreich. Briefliche Korrespondenz sowie literarische Werke nehmen ihn in Beschlag. Im Februar kommt George Julian Houtains Home Brew-Magazin heraus, für das er sich zu ungeliebter Auftragsarbeit hatte hinreißen lassen. Hier erschienen, verteilt auf mehrere Ausgaben, Herbert West – Reanimator und, 1923, The Lurking Fear. Insbesondere die Herbert West-Episoden befriedigen Lovecraft nicht. Insgesamt ist er mit der Ausrichtung des Magazins nicht einverstanden, – er bekrittelt das fehlende literarische Niveau.
Lovecraft kommt nach New York
1922 markiert aber auch das Jahr, in dem Lovecraft erstmals die eng gesteckten Grenzen Neuenglands überschreitet. Sonia Greene arrangiert – nicht ohne Geschick – zwischen ihm und Samuel Loveman ein Treffen in New York. Vom 6. bis zum 12. April bleibt Lovecraft in der Stadt am Hudson River und trifft außer Greene und Loveman weitere Freunde: Frank Belknap Long, James F. Morton, Rheinhart Kleiner und den erwähnten Houtain.
Ein überragender Ausblick
Loveman, der bereits seit einigen Jahren von Lovecraft verehrt wurde, trägt ihm zu die Gedichte The Hermaphrodite und The Sphinx vor. Ansonsten durchstreift man gemeinsam Buchläden und macht Sightseeingtouren. Herausragendes Ereignis für Lovecraft: der Ausblick über Manhattan, Brooklyn und Jersey City vom 29 Stockwerke hohen Woolworth Building aus. Natürlich werden auch die Überbleibsel aus Kolonialzeiten aufgesucht. Wenig begeistert ist er hingegen von China Town und der Lower East Side. Alles in allem empfindet Lovecraft die Reise nach New York jedoch als Erfolg
Download: Arkham Insiders Folge 41 – Lovecraft erstmals in New York
Shownotes
- Internet Speculative Fiction Database: George Julian Houtain
- Wikipedia: Samuel Loveman
- Internet Archive: Poems by Samuel Loveman
[mashshare]
13. März 2015 um 11:45 Uhr
Die Folge hat mit mal wieder sehr gut gefallen. Ich glaube ich wäre mit Loveman auch nicht so gut zurecht gekommen … ist es hart, wenn man ihn für einen Waschlappen hielte?
Ich bin aber auch schon wieder auf den nächste Folge gespannt. Auch Lovecraft und Sonja Green dann zueinander fanden. Bisher scheint das Verhältnis ja mehr platonisch zu sein. Aber vielleicht hat ein Gentleman (für den sich Lovecraft wohl hielt) zu der Zeit darüber auch keinen Andeutungen gemacht.
13. März 2015 um 14:06 Uhr
Hi Frank,
tja, seien wir diplomatisch und sagen: Loveman war ein eigener Charakter …
Mit dem Gentleman liegst Du schon ganz richtig, mehr will ich aber jetzt noch nicht verraten.
Schön zu hören, dass Du nach wie vor dabei bist und Dich meldest. Das motiviert immer wieder aufs Neue.
Viele Grüße
Axel
28. Juni 2016 um 17:03 Uhr
Interessanterweise ist Morton nicht weniger ein Gegenpol zu Lovecraft als Green es ist. Morton stammte zwar aus Neuengland und hatte seine Ausbildung in Harvard genossen, doch um die Jahrhundertwende bekannte er sich zum Anarchismus und setzte sich gegen Rassismus und Sexismus ein. 1907 hatte sich Morton als missionierender Atheist verstanden (wenngleich er in seinen Aufzeichnungen offenbar weit reflektierter war). 1910 hatte er dann aber die junge Religion des Baha’itums kennengelernt in welcher er dann auch sehr aktiv war. In den 1920er Jahren war Morton also schon aktiver Baha’i. Wohlgemerkt setzte und setzt sich diese Religion sehr stark gegen Rassismus ein. Es wäre interessant zu wissen ob Lovecraft und Morton deshalb nicht auch mal aneinander geraten sind.
29. Juni 2016 um 06:19 Uhr
Die von Dir aufgeführten Punkte zeigen einmal mehr, dass eine Eintschätzung, die HPL hauptsächlich als bornierten Rassisten darstellt, möglicherweise in eine Sackgasse führt.
Sonia, Loveman, Morton u. a. aus seinem engsten Kreis mussten durchaus nicht seiner Meinung sein bzw. konnten ihr diametral gegenüber stehen. Das änderte nichts an einer (friedlichen) Koexistenz, in der es selbstverständlich Raum für Auseinandersetzungen gab.
Im Rahmen der aktuellen Episoden – New York – werden wir wieder auf Morton zu sprechen kommen, vor allem wenn es um den sogenannten Kalem Club geht.