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Lovecraft und der Erste Weltkrieg. Wir unterhalten uns in dieser Episode über Lovecrafts Ansichten zum Ersten Weltkrieg, seine patriotischen Gedichte und Aufsätze. Er sprach sich für einen Kriegseintritt der USA aus, lobte die aufopferungsvolle Arbeit der Krankenschwestern und hielt die Leistungen der Kriegsfreiwilligen hoch. Keine besonders hohe Meinung hatte er vom Völkerbund, was wir ebenfalls beleuchten, wie auch Lovecrafts intensive Arbeit für die Amateurjournalismusszene und was in seiner Familie los war.
Download: Arkham Insiders Folge 24 – Lovecrafts politische Ansichten um 1917 bis 1919
Shownotes
- Über die Lusitania in der Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Lusitania - Das Gedicht „Despair“ bei hplovecraft.com
http://www.hplovecraft.com/writings/texts/poetry/p168.aspx
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30. Mai 2014 um 20:08 Uhr
Das hier ist ganz nett zu lesen, z.a. zum Begriff „accidental racist“ 🙂
http://mediadiversified.org/2014/05/24/the-n-word-through-the-ages-the-madness-of-hp-lovecraft/
30. Mai 2014 um 23:58 Uhr
Hallo Paulo,
besten Dank für den Link zu dem Text … wie schon wiederholt gesagt: mit diesem Thema werden auch wir uns noch extra auseinander setzen.
Gruß
AI Axel
11. Juni 2014 um 09:51 Uhr
Na, da nähert ihr euch ja langsam aber sicher den dunklen Seiten Lovecrafts; bin gespannt auf eure Analyse von HPLs Rassismus, der meiner Meinung nach auch ein Ursprung des Horrors ist, den Lovecraft in seinen Geschichten beschwört, weil es sein persönlicher Horror ist.
Noch spannender fand ich in dieser Folge zwei Anmerkungen zu Susan: Zum einen, dass Lovecrafts nächtliches Arbeiten und tägliches Schlafen dem Zweck dienten, seiner Mutter aus dem Weg zu gehen, was ja auch die Beobachtung der Nachbarin erklärt, dass sie nie mitbekam, dass sich Howard und seine Mutter miteinander unterhielten.
Auch den Hinweis auf die ja eigentlich demokratischen Strukturen der Amateur-Journalisten war mir noch gar nicht so bewusst – hat Lovecraft diesen Widerspruch zu seinem aristokratischen Weltbild eigentlich jemals reflektiert?
11. Juni 2014 um 10:19 Uhr
Ich meine, es gibt Äußerungen von Lovecraft, in denen er durchaus selbstironisch auf diesen Widerspruch hinweist. Habe dieselben aber gerade nicht bei der Hand. Ein Fall für Mirko!
Widerspruch ist auch ein gutes Stichwort in Sachen Rassismus. Diese Anschauung ist aus sich heraus ja schon zutiefst unlogisch und widersprüchlich, man kann es meiner Meinung nach auch nicht versuchen, rational zu erklären, bzw. Gründe benennen, die das abmildern sollen.
Den von Dir eingangs erwähnten Zusammenhang mit Lovecrafts Geschichten kann ich unterschreiben, gerade das ist jenes Element, das sie bisweilen so überaus bizarr und seltsam erscheinen lässt. Ich vertrete auch die Ansicht, dass das Schwierige, Komplexe und auch Dissonante einen stärkeren Reiz auf viele Menschen ausübt als das Geleckte, Perfektionierte und Harmonische. Und der wirksamste Horror ist der, den man selbst empfindet. Ob das „moralisch“ erstrebenswert ist, ist eine andere Frage.
Axel
11. Juni 2014 um 18:09 Uhr
In erster Linie ging es ihm um den pädagogischen Charakter. Amateurjournalismus war für ihn auch die Möglichkeit als Lehrender aufzutreten und den Leuten etwas beizubringen. In dieser Rolle des weisen Pädagogen sah er sich gern, was mit einer der Gründe ist, warum er sich oftmals als Grandpa bezeichnete.
Dabei blieb er distanziert und elitär, sofern er sich nicht bestimmter Charaktere annahm. Er trat dafür ein, dass besonders talentierte Schüler sich der Bewegung anschlossen, auch, um sie weiterzubilden und sie schließlich als Multiplikatoren einzusetzen. Je größer die Szene würde, umso stärker auch Lovecrafts Einfluss. Es ging ihm ebenfalls um das Heranbilden einer Elite, die ganz im konservativen Sinne sich in den Kulturbetrieb einschaltete, was ja auch im Falle einiger Amateurjournalisten geschah. Autoren, die hier ein ersten Betätigungsfeld fanden, bekamen ihre Chance in der kommerziellen Presse.
Es gehört zu den zahlreichen Widersprüchen in Lovecrafts Charakter, dass er sich einer Bewegung angeschlossen hatte, die auf demokratischen Strukturen aufgebaut ist. Ebenfalls bezeichnete er sich als Royalisten und Anhänger des britischen Königs, verteidigte dennoch die amerikanischen Werte. Wenn er über Einwanderer herzog, dann immer mit dem Denken, dass sich die Einwanderer den amerikanischen Werten zu beugen haben und sie anzunehmen haben. Taten sie dies, so wie Sonia, hatte er weniger Probleme mit ihnen. Taten sie dies nicht, bekamen sie ordentlich einen eingeschenkt, wie in „The Horror Of Red Hook“ oder in „He“.
Der Amateurjournalismus lebte die amerikanischen Werte ebenfalls. Wie wir gehört haben, war auch Bejamin Franklin ein früher Amateurjournalist. Lovecraft nahm es hin. Er hatte hier sein Betätigungsfeld gefunden, er lebte und liebte es und die demokratischen Strukturen nahm er als das kleinere Übel, solange er das große Ziel, die Bildung, nicht aus den Augen verlor.
Immer beschlich ihn die Angst, dass die Zivilisation nur eine hauchdünne Schicht sein könnte, die den Menschen von der archaischen Barbarei trennte. Also musste die Bildung des Menschen um jeden Preis vorangetrieben werden.
Und eben diese vielen Widersprüche Lovecrafts geben uns reichlich Stoff zu Diskussionen für den Podcast. Ich darf sagen, dass ich immer wieder erstaunt bin, wie stark doch die Widersprüche in seinem Denken sind, teilweise sind sie so stark, dass mir sein Charakter in all seinen Facetten immer deutlicher wird.
12. Juni 2014 um 09:55 Uhr
Danke für beide Antworten, sehr erhellend!
25. Juni 2014 um 18:59 Uhr
Dem kann ich mich wieder bloß anschließen. Gute Ergänzung!
4. Juli 2014 um 15:24 Uhr
nur einfach einen Dank für den (wie immer) guten Podcast. Danke, ich schätze Eure Arbeit sehr.
Euer Frank