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Lovecrafts Mutter, Sarah Susan Phillips Lovecraft (1857-1921), ist eine der umstrittensten Personen in seiner Biografie. Immer wieder wurde sie als schwache Person dargestellt, ihr Einfluss auf Lovecraft fast grundsätzlich negativ dargestellt.
Axel und Mirko unterhalten sich in dieser Folge über Sarah Susan und ihr Leben, ihren Charakter und erklären, warum die Meinung über sie teilweise revidiert werden muss.
Dabei beziehen wir uns wieder auf Briefe und Selbstzeugnisse Lovecrafts sowie auf die Bücher „Der Einsiedler von Providence“ aus dem Suhrkamp Verlag und L.S. de Camps Biografie aus dem Festa Verlag.
Download: Arkham Insiders Folge 14 – Sarah Susan Phillips Lovecraft
Shownote
- Hier nochmal die Fotogalerie auf hplovecraft.com:
http://hplovecraft.com/life/gallery.aspx
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30. Januar 2014 um 20:35 Uhr
wie immer eine gute folge. das buch „der einsiedler von arkham ehm… providence“ gibt es teilweise gebraucht bei amazon, booklooker oder zvab für 20-40 euro, auch für weniger, also zugreifen, wenn man es unter 20 euro findet.
cheers
sorben 😉
2. Februar 2014 um 16:42 Uhr
Hallo Arkham Insiders,
Ich muss gestehen, dass ich bisher von Susie Lovecraft genau das negativ behaftete Bild hatte. Wunderbar also, dass ihr das dieses Bild revidieren konntet. 🙂
Die LPL Records CDs sind tatsächlich fantastisch (David Nathan deswegen mein Lieblingssprecher), aber auch ich hatte genau den Eindruck, den ihr hattet. Hier wurde verschönt, verkausalisiert und relativiert. Insgesamt ist es wohl, wie ihr schon sagt, als ein Mix aus exakten Zitaten und eigenen Interpretationen anzusehen. Das macht diese leider eingestellten Hörbücher aber in keinster Weise schlechter.
„The Tomb“ und andere Erzählungen unter Freudschen Aspekten zu betrachten, ist vielleicht eine spannende Spielerei, mehr ist es, meiner Meinung nach aber nicht. Ich könnte so ziemlich jeden Autor und seine Werke als ein psycho-sexuelles Schauspiel an Sonderbarkeiten betrachten und wohin führt mich das? Sicherlich bietet das nur beschränkt Einblick in die Persönlichkeit des Mannes hinter der Geschichte. Man verliert nur zu schnell Quintessenz aus den Augen, wenn man sich auf so etwas einmal eingelassen hat, und beginnt sich Dinge zurechtzubiegen. (Viel interessanter ist – mal ganz nebenbei – die Untersuchung der Lovecraft-Geschichten unter dem Aspekt Nietzsches Übermenschwerdung … Da kommen so manche interessanten Sachen heraus, ohne dass man viel verdrehen müsste.)
Ansonsten natürlich eine sehr aufschlussreiche Folge, die zwar tatsächlich etwas sprunghaft war, aber dennoch ein differenzierteres Bild einer ambivalenten Persönlichkeit wie Susie Lovecraft bieten konnte! 😉
Viele Grüße
Blackdiablo
2. Februar 2014 um 17:14 Uhr
Dem ist nichts hinzu zufügen …
Gruß
Arkham Insider Axel
15. Februar 2014 um 14:19 Uhr
Ich muss widersprechen: Vielleicht habe ich es während der Folge überhört, aber mir ist nicht wirklich klar geworden, warum das Bild von Lovecrafts Mutter revidiert werden muss (wobei man natürlich fragen muss, von welchem Bild man hier ausgeht).
Natürlich ist „verrückt“ ein großes Wort, dass man nicht leichtfertig anwenden sollte, sobald sich jemand etwas merkwürdig aufführt, ich würde aber schon sagen, dass ihr Beschützerinstinkt krankhafte Züge aufwies.
Aber auch, wenn sie nicht verrückt sondern nur exentrisch und überempfindlich war, und dass diese Wesenszüge vor dem Hintergrund des finanziellen Drucks und des familiären Verlustes nachvollziehbar sind, hat sich an meinem Bild, dass Susan einen größtenteils negativen Einfluss auf Lovecraft hatte, nicht viel geändert. Dass sie und seine Tanten ihm jeden Wunsch erfüllt haben, sehe ich nicht unbedingt als positiv an, sondern eher als Handlungen, die seine einsiedlerischen Tendenzen bestärkt haben.
Das Lovecraft sagte, er habe seine Mutter geliebt, sehe ich auch differenziert, denn dass er nicht bereit war, sie direkt im Krankenhaus zu besuchen, relativiert diese Aussage doch etwas. Es gibt auch spätere Aussagen von ihm, dass Susans Erziehung für ihn katastrophal gewesen sei (kann es leider gerade nicht zitieren, bei de Camp gelesen).
Was bleibt also auf der Haben-Seite? Was sind ihre positiven Einflüsse auf Howard, wo hat sie ihn gefördert? Ich lasse mich da gerne belehren. Mein Bild von ihr ist letzlich das einer tragischen Frau, die ihren Sohn sicherlich geliebt hat, dies jedoch in der falschen Weise zum Ausdruck brachte, und ihm damit keinen Gefallen tat.
PS: Das eine Zitat erwähnte das Gerücht, Susan würde ihre Haut so hell halten durch die Einnahme von Arsenik – dazu gibt es einen hochinteressanten Wikipedia-Artikel mit dem Titel „Arsenikesser“: http://de.wikipedia.org/wiki/Arsenikesser
16. Februar 2014 um 12:57 Uhr
Ja, Loki, Du sprichst interessante Punkte an. Schwierig ist das Thema, weil Lovecraft sich selbst widersprüchlich verhielt und dementsprechend sind seine Aussagen nicht immer für bare Münze zu nehmen. Mirko hat erst letztens wieder darauf hingewiesen; und ganz allgemein werden wird das auch künftig immer bedenken müssen.
Es ist sicherlich nicht rechtens, Sarah für alles, was „schief“ lief, zur Rechenschaft zu ziehen. Wie groß der von Dir genannte negative Einfluss tatsächlich war, kann heute nicht mehr geprüft werden. Es wird dann eine Interpretationssache. Ich denke aber, dass der gute Sprague de Camp in diesem Punkt manchmal zu sehr aufs Gaspedal gedrückt hat.
Dass jemandem, der schon als Kind früh gefördert und respektiert wird, ein besserer Start ins Erwachsenenleben gelingt, ist allerdings auch klar.
Danke für den Hinweis auf die Arsenikesser, very interesting!
Gruß
AI Axel
16. Februar 2014 um 22:39 Uhr
Eine Sache, die man wohl als positiv-fördernd verbuchen könnte, ist, dass Susan in ihm ja einen großen Lyriker sah – dadaurch wurde die Literatur zwar um eine Menge Knittelverse „bereichert“, denn Gedichte (habe ein paar gelesen) waren wirklich nicht Lovecrafts Berufung, aber immerhin hat dies seine literarischen Ambitionen bestärkt. Ja, vielleicht war da Schreiben von Lyrik sogar der Ausgangspunkt für Lovecrafts belletristisches Schaffen?